John Wesley Hardin floh vor dem Gesetz (Bild: Logga Wiggler)

Hardin verteidigte eine Rinderherde gegen mexikanische Vaqueros

Doch im Grunde hatten die Menschen in Texas Verständnis für die Lage eines Jugendlichen, der sich seiner Haut wehrte. Hardin tötete Jim Bradley, der sich in ein Kartenspiel mit ihm eingelassen hatte, nur um die Belohnung zu kassieren. Wenig später wurde er in Kosse, Texas, von einem Straßenräuber überfallen. Hardin erschoss ihn. In Longview wurde er für einen Mord verhaftet, den er gar nicht begangen hatte. Auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung floh er und erschoss einen Wächter. Schwarze Kavalleristen kreisten ihn ein, aber er konnte ausbrechen, indem er drei von ihnen tötete.

Im Jahr 1871 gelang es ihm, als Cowboy mit einer Rinderherde der Clements-Brüder nach Norden zu ziehen. Unterwegs fiel eine Bande mexikanischer Vaqueros über die Herde her. In einem Frontalangriff tötete Hardin fünf von sechs Angreifern, und die Rinder waren gerettet. Als Marshal Hickok in Abilene die Revolver von ihm forderte, weigerte sich Hardin, weil er fürchtete, unbewaffnet von einem Kopfgeldjäger getötet zu werden. Hickok ließ ihm die Waffen. Dann wurde Hardins Mannschaftsgefährte William M. Cohron von dem Mexikaner Juan Bideno erschossen. In einem Café in Bluff Creek stellte Hardin den Mörder. Als dieser unter dem Tisch seine Waffe zog, schoss Hardin ihm ein Loch zwischen die Augen. Am gleichen Abend wurde Hardin in seinem Hotelzimmer von Charles Couger erwartet.

Dieser bedrohte den eintretenden Cowboy mit einem Revolver. Aber Hardin sprang zur Seite, schoss viermal und tötete den Angreifer. Obwohl niemals Anklage gegen ihn erhoben worden war, floh Hardin nach Texas. Doch hier erwartete ihn erneut Ärger. Als er 1873 in einem Saloon in Cuero von einem Staatspolizisten verhaftet werden sollte, tötete Hardin ihn mit einem Schuss in den Kopf. Sheriff Jack Helm versuchte, Hardin in einer Schmiede zu verhaften. Er wurde ebenfalls erschossen.

Hardin wurde wegen Totschlags zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt

Am 26. Mai 1874 war Hardins 21. Geburtstag. Er hatte inzwischen geheiratet, züchtete Rinder und war im Comanche County ein allseits beliebter Musterbürger. Nach der Geburtstagsfeier in Jack Wrights Saloon wurde er von Sheriff Charlie Webb auf der Straße erwartet. Ohne Warnung schoss der Gesetzeshüter und traf ihn in die Seite. Hardins Schuss fiel fast gleichzeitig und tötete den Sheriff. Obwohl sämtliche Zeugen gesehen hatten, dass es Notwehr war, wurde Hardins Kopfgeld auf 4000 Dollar erhöht. Aufgebote lynchten seinen Bruder Joe, seine Vettern Tom und Bud Dixon und erschossen seine Freunde Alex Barrickman und Ham Anderson. Hardin selbst erwischten sie nicht.

Auf Eisenbahnzügen, Flussbooten, in Postkutschen und zu Pferde rannte er drei Jahre lang davon. Texas Ranger Lieutenant John B. Armstrong machte der Jagd am 23. August 1877 ein Ende, indem er Hardin in einem Eisenbahnzug überwältigte. Im September 1877 wurde der inzwischen 24-jährige, der in neun Jahren 39 Männer erschossen hatte, vom Bezirksgericht des Gonzales County zu 25 Jahren Zwangsarbeit wegen Totschlags an Sheriff Charles Webb verurteilt.

Als sich an einem Nachmittag im Februar 1894 für den Gefangenen Nr. 7109 das Tor des Rusk Staatsgefängnisses in Huntsville, Texas, wieder öffnete, war John Wesley Hardin 41 Jahre alt und hatte ein komplettes Theologie- und Rechtswissenschaftsstudium absolviert. Am 19. August 1895 saß Hardin im Acme Saloon und spielte mit dem Barmann Henry Brown um Drinks. Er würfelte, gab Brown den Lederbecher und sagte: "Es sind vier Sechsen zu schlagen." In diesem Augenblick durchbohrte eine Kugel seinen rechten Arm. Eine Zweite drang in den Hinterkopf und trat über dem linken Auge wieder aus. Der Schütze war Old John Selman. Hardin hatte seinen Sohn öffentlich einen Banditen genannt, und der Vater rächte die Beleidigung mit einem Schuss aus dem Hinterhalt. Später stellte sich allerdings heraus, dass nicht nur der junge, sondern auch der alte John Selman ein Bandit gewesen war. Bevor er verurteilt werden konnte, forderte ihn Hardins Freund Sheriff George Scarborough zum Duell und tötete ihn.

BerndT, am 07.12.2013
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Bildquelle:
Paul Lowry (Der Gesetzlose Billy The Kid)
carletaorg (Die Doolin-Bande im Wilden Westen)
Bernd Teuber (Chris Madsen - Gesetzeshüter im Wilden Westen)

Autor seit 12 Jahren
358 Seiten
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