Postkutsche (Bild: nightowl)

Reisende mussten ein Gewehr und Munition mitnehmen

Holladay erschloss einen neuen Weg, der jetzt nur noch 3061 Kilometer betrug. Bei der Vermessung scherte er sich nicht darum, dass seine Strecke genau durch das Land führte, dass den Indianern vertraglich zugesichert und damit für Weiße, auch für Durchreisende, verboten war. Jedem seiner Reisenden gab er deshalb die Anweisung, mindestens ein Gewehr mit 100 Schuss Munition und einen Revolver mit 1 Pfund Schwarzpulver und 2 Pfund Bleikugeln mitzunehmen. Denn vor Indianerüberfällen konnte man nicht mehr sicher sein. Zudem hatten es Verbrecherbanden auf die meist wertvolle Fracht und das Bargeld der Mitreisenden abgesehen.

Die ganze Fahrstrecke war in drei große Abschnitte aufgeteilt. Insgesamt standen 153 Stationen im Abstand von 12 - 15 Meilen für die Versorgung der Gespanne bereit, die aus 6 - 8 Pferden bestanden. Alle 50 Meilen wurde eine Hauptstation eingerichtet, die Übernachtungsmöglichkeit mit Verpflegung bot. Alle 25 Meilen wurden die Gespanne gewechselt, das bewaffnete Personal ungefähr alle 200 Meilen. Der absolute Geschwindigkeitsrekord für die gesamte Strecke von Kansas nach Kalifornien wurde im Jahr 1864 mit 12 Tagen und 4 Stunden aufgestellt. 

Das Geheimnis von Old Charlie Paukurst

Als Kutscher wurden meist Abenteurer oder ehemalige Scouts angeheuert, die das Land sehr gut kannten. Sie waren nicht nur Meister im Wagenlenken, sondern auch im Umgang mit Gewehr und Colt. Einer der Zuverlässigsten war Old Charlie Paukurst. Wenn er auf dem Kutschbock saß, brauchten sich die Reisenden keine Sorgen zu machen. Nur wenige Männer kutschierten so stur wie er. Zwanzig Jahre vertraute man ihm die längsten und schlimmsten Strecken an, und niemals passierte ihm etwas. Nicht einmal die gefürchteten Arapahos wurden mit ihm fertig. Bei einem Überfall klemmte Charlie nur die Zigarre fest zwischen die Zähne und trieb die drei Paar Maultiere seines Gespanns dermaßen an, dass kein Indianermustang mithalten konnte.

Als Charlie Paukurst 1879 starb, kam ein Geheimnis heraus, das niemand vermutet hätte. Der alte Kutscher war eine Frau in Männerkleidung gewesen. 1869 wurde die erste Transkontinentale Eisenbahnlinie fertiggestellt. Reisende konnten nun ohne umzusteigen von Boston an der Ostküste bis nach San Francisco im Westen mit dem Zug fahren. Diese Neuerung führte bald zur Aufgabe der Postkutschenlinien. Ein Kapitel nordamerikanischer Pioniergeschichte ging damit zu Ende.

BerndT, am 01.08.2013
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Bildquelle:
Brigitte Werner (Banditen im Wilden Westen)
Keene Public Library (Black Bart - Postkutschenräuber und Poet)
Bernd Teuber (Sam Bass - Der unbekümmerte Bandit)

Autor seit 12 Jahren
358 Seiten
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