Gefängnisse im Wilden Westen (Bild: TryJimmy / Pixabay)

Amerikas härtester Sheriff

Nach fertigstellung des Gefängnisses im Jahr 1829 wurden die Gefangenen vierundzwanzig Stunden am Tag in Einzelhaft gehalten. Arbeiten war ihnen nicht gestattet. Besuch durften sie ebenfalls nicht empfangen, außer durch einen Anstaltsseelsorger. Zur besseren Überwachung waren die Zellentrakte strahlenförmig um einen Zentralbau herum angeordnet. Die Zellen hatten keine Fenster, sondern nur Dachluken. Diese symbolisierten die "Augen Gottes", eine ständige Überwachung des Himmels, um wahre Reue zu fördern. Aufgrund dieser Ansätze galt das "Eastern State Penitentiary" als erste Besserungsanstalt und Vorbild für zahlreiche andere Gefängnisse in ganz Amerika und wurde bis 1971 genutzt. Seit 1994 ist es ein Museum. Viele der baufälligen Gebäude befinden sich noch im Originalzustand.

Eines der berüchtigsten Gefängnisse befand sich im Maricopa County (US-Bundesstaat Arizona) und wurde von Sheriff Joe Arpaio geleitet. Als er 1993 angewiesen wurde, Häftlinge aus seinem überfüllten Gefängnis vorzeitig zu entlassen, kaufte er für 120.000 US-Dollar ein Grundstück neben einer Müllkippe und ließ ausgediente Zelte der US-Army aufstellen. Dort brachte er die Häftlinge unter. Die Kapazität des Lagers war auf 8000 Insassen ausgerichtet. Jahrelang versuchten Menschenrechtsorganisationen gegen diese Zeltstadt vorzugehen. Ihrer Ansicht nach war die Unterbringung menschenunwürdig. Arpaio entgegnete, er wolle der schlimmste Alptraum der Gefangenen sein, damit sie alles dafür täten, nicht wieder zu kommen.

Gefangene werden zum Arbeitseinsatz auf die Straße geschickt

Im Zeltlager gibt es nur drei Fernsehprogramme: das Kochfernsehen, den Wetterkanal und den Parlamentskanal. Jeden Tag bekamen die Häftlinge identische Nahrung: Am Vormittag Weißbrot mit Keksen, am Abend Kartoffeln und Eintopf. Auf der gesamten Anlage existierten Überwachungskameras, die auch als Webcams eingerichtet wurden. Um die Flucht zu erschweren, trugen die Häftlinge gestreifte Anzüge und rosa Unterwäsche. Zum einen, um den Diebstahl zu erschweren, aber auch, um Häftlinge besser erkennen zu können. Die sogenannten "Chain-Gangs" waren ein weiteres Projekt von Sheriff Arpaio, das für Aufsehen sorgte.

Dabei handelte es sich um männliche und weibliche Häftlinge, die in Vierergruppen aneinandergekettet und zum Arbeitseinsatz auf die Straße geschickt wurden. Selbst bei Temperaturen bis zu vierzig Grad waren die "Chain-Gangs" unterwegs. Die Bezeichnung "Schwedische Gardinen" wird oft mit Gefängnissen in Zusammenhang gebracht. Wer dabei allerdings an bunte Stoffvorhänge aus Skandinavien denkt, liegt völlig falsch. Der Ursprung liegt vielmehr darin, dass der schwedische Stahl früher als besonders stabil galt. Deshalb wurden die Gitter vor den Gefängnisfenstern oft aus schwedischem Stahl gefertigt. Und so kam es, dass der ironische Ausdruck entstand: Der Gefangene sitzt hinter "schwedischen Gardinen".

BerndT, am 10.05.2016
0 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
Brigitte Werner (Banditen im Wilden Westen)
KFM (Selbstjustiz im Wilden Westen)

Autor seit 12 Jahren
357 Seiten
Laden ...
Fehler!