Der Ghostwriter: auf Sylt gedreht
Sylt im Februar

Sylt im Februar (Bild: rr807 / Flickr)

Die Handlung

Spannender Politthriller um einen Ghostwriter, ein Manuskript und Geheimdienste

Der Thriller Der Ghostwriter handelt von einem namenlosen Ghostwriter (Ewan McGregor), der die Memoiren des früheren britischen Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan) schreiben soll. Der Ghost ist von der Idee wenig begeistert, da er sich nicht mit Politik auskennt und Politiker für Idioten hält. Das ganze Projekt steht zudem unter einem schlechten Stern. Sein Vorgänger wurde tot und mit hohem Blutalkoholspiegel an einem Strand angespült. Das schon angefertigte Manuskript soll der Ghost nun überarbeiten und zu Ende schreiben. Da die Deadline drängt, hat er für die Fertigstellung nur einen Monat Zeit und muss nach Martha's Vineyard in Massachusetts reisen, wohin sich Lang mit Ehefrau Ruth (Olivia Williams) und seinem Mitarbeiterstab um Amelia Bly (Kim Cattrall) zurückgezogen hat.

Nachdem der Ghost den Zuschlag für den Auftrag erhalten hat, wird er vor seiner Londoner Wohnung überfallen, zusammengeschlagen und eines Manuskripts beraubt. Sein Agent Rick Ricardelli (Jon Bernthal) kann ihn trotzdem überzeugen, noch den Abendflug in die USA zu nehmen. Am Flughafen verfolgt er die Nachrichten, in denen über Foltervorwürfe gegen Adam Lang und Entführungsflüge durch die CIA berichtet wird.

Ob Ghostwriter oder Autor: Schreiben ist harte Arbeit. (Bild: Foundry / Pixabay)

Der Ghost erreicht schließlich das stark abgelegene und gesicherte Haus auf Martha's Vineyard. Das Manuskript befindet sich in einem abgesicherten Raum und darf zur Überraschung des Ghostwriters nicht entwendet werden. Dieser muss die gesamte Arbeit in dem kalten Anwesen fertigstellen. Im Laufe der Arbeit ist er der Launenhaftigkeit des Ex-Premiers und der Kälte des Personals ausgesetzt. Als Lang als Kriegsverbrecher in Den Haag angeklagt wird, muss der Ghostwriter von seinem Hotel in das Haus ziehen. Als er von seinem Vorgänger versteckte Dokumente findet, beginnt er an den Umständen von seinem Tod nachzuforschen. Hierbei ergeben sich immer neue Ungereimtheiten.

Die Umsetzung

Eine spannende Storyline, ein exzellentes Drehbuch und tolle Schauspieler

Der Ghostwriter kommt ohne viel Action, Explosionen und Lärm aus und legt die Schwerpunkte auf stimmungsvolle Szenen, tolle Bilder und intelligente Dialoge mit Wortwitz. Polanski hat ein Werk mit beeindruckenden Bildern und exzellenter Kameraführung geschaffen. Das Haus, in welchem ein großer Teil der Handlung spielt, ist ein steril-moderner Bau aus Glas und Beton. Die Atmosphäre ist bedrückend und hat etwas Feindseeliges. Der Zuschauer fühlt sich automatisch unwohl, ohne dass es einen konkreten Grund gibt. Dass der Ghostwriter mit seiner lockeren und gewitzten Art öfters anstößt, lässt das Unbehagen weiter steigen. Die schon zu Beginn des Films aufkeimende Paranoia des Protagonisten steigt mit dessen fortlaufenden Ermittlungen. Einfache Sätze bekommen auch für die Zuschauer ein bedrohliches Potenzial.

Die Zentren von Macht und Politik

Die Schauspieler in Der Ghostwriter schaffen eine erstklassige Darstellung. Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams und Kim Cattrall spielen ihre ganze Erfahrung aus und überzeugen in ihren Hauptrollen. Jede Szene und Bewegung ist perfekt durchgeplant. Kleine Bewegungen, Gesten und Mimiken fallen erst beim erneuten Sehen des Films auf. Die Synchronsprecher wurden gut ausgewählt, sodass der Film auf Englisch wie auf Deutsch genießbar ist. Die Besetzung der Nebenrollen ist ebenfalls gelungen. James Belushi, Timothy Hutton, Eli Wallach und Tom Wilkinson hauchen auch unwichtigeren Personen Charakter und Leben inklusive Ecken und Kanten ein.

Fazit

Nicht sensationell, aber grundsolide

Das politisches Thema des Films ist die Verstrickung des Premiers Lang mit der US-amerikanischen Regierung und nahestehenden Rüstungskonzernen. Dass dem Autor Robert Harris Tony Blair und dessen Engagement im Irak-Krieg als Vorbild für Adam Lang galt, ist ein "offenes Geheimnis". So gesehen wird in dem Film nicht wirklich Neues thematisiert. Dass die britische Regierung der amerikanischen nahe steht, ist bekannt. In dieser Version ist das Ganze jedoch, ohne zu viel verraten zu wollen, noch etwas aufgewürzt.

Meine Meinung:

Wirkliche Minuspunkte kann ich bei dem Film nicht entdecken. Es gibt insgesamt zwei Szenen, in denen ich bei einzelnen Darstellern eine zu übertriebene und unnatürliche Gestik ausgemacht habe. Ansonsten könnte eventuell die etwas "veraltete" politische Thematik als Schwäche angesprochen werden. Persönlich mag ich es jedoch, wenn Pierce Brosnan darüber sinniert, welche Vorteile Folter haben könnte und was er machen würde, wäre er erneut Premier. Andere Kritiker haben angemerkt, dass der Film zu lang sei. Wem zwei Stunden zu lange sind, wenn es gilt wenig Action und einige Dialoge zu genießen, sollte diesen Film eventuell nicht aussuchen. Ich gebe dem Filme gute vier von fünf Punkten.

Das Buch "Ghost" von Robert Harris

Der Politthriller "Ghost" ist von einem der renomiertesten englischen Autoren, Robert Harris, geschrieben. Das Buch steht dem Film in Spannung und Unterhaltung in nichts nach, sodass es sich als Alternative für Lesefreunde eignet. Natürlich sind die knapp 400 Seiten nicht in unter zwei Stunden wie der Film zu lesen - dafür hat man als Leser viel länger Freude.

Das Buch hat mir persönlich besonders gut aufgrund des Stils und der Erzählperspektive von Harris gefallen. Ja, ich habe das Buch gelesen, nachdem ich den Film mehr als einmal gesehen habe. In Ghost wird die Geschichte von dem unbekannten Ghostwriter in Ich-Perspektive erzählt. Dies ermöglicht natürlich eine bessere Nähe zu dem Ghostwriter als im Film. Zudem werden Gefühle und Umgebungen besser beschrieben (was jetzt allerdings generell für Bücher im Vergleich zu Filmen gelten sollte).

Als Leser konnte ich zudem Anspielungen in dem Film besser verstehen, die zuvor überhaupt nicht ersichtlich waren. Der Ghostwriter betritt das Verlagsgebäude von Rhinehart Publishing und fragt, während er gefilzt wird, ob man ein Bombenanschlag von Randomhouse fürchtet. Im Film ohne weiteren Bezug als einfachen Scherz wahrgenommen ist im Buch von Rauchschwaden über London zu lesen, weil das Buch an dem Tag der Anschläge von London beginnt - jetzt macht der Witz auch Sinn und "zeigt" sehr schön, wie unser Prota mit seiner Art und dem eher makaberen Scherz aneckt.

Da die Empfehlung von Büchern immer schwierig ist, wenn man sich und die Geschmäcker nicht kennt, empfiehlt sich immer die Leseprobe anzulesen und dann zu entscheiden, ob man dem Werk eine Chance gibt.

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