Eine alte Verpflichtung lebt wieder auf

In manchen Regionen, besonders im waldarmen Norddeutschland, mussten bis ins Jahr 1848 heiratswillige junge Männer eine bestimmte Zahl von Bäumen gepflanzt haben, bevor ihnen die Erlaubnis zur Heirat erteilt wurde. Das Pflanzen von Bäumen war für sie nach Vorgaben ihres Landesherrn zwingende Voraussetzung für das Eingehen einer Ehe.

Diese Vorschrift gab es früher wohl, weil moderne Baumaterialien noch nicht erfunden waren und eigenes Holz somit das wichtigste Baumaterial war, um die eigene Existenz abzusichern. Es war notwendig für den Bau des Hauses und dessen Möbel oder wenigstens als Tauschmittel.

Verschiedene Baumarten werden bevorzugt.

Apfelbäume

Symbolik ist bei Hochzeitsbäumen sehr wichtig. Besonders Apfelbäume stehen in der Gunst der Ehepartner weit oben, weil deren Früchte für Gesundheit, ewige Jugend und Unsterblichkeit stehen.

Dabei werden Mehrsortenapfelbäume oft nachgefragt, weil diese Bäume ideal als Hochzeitsbäume sind und voller Symbolik stecken. Sie haben zwei verschiedene Sorten auf ihrem Stamm. Ihre Triebe wachsen ineinander und blühen. Davon hat die Natur einen großen Vorteil. Während Apfelbäume eigentlich die Pollen anderer Apfelbäume zur Befruchtung brauchen, können sich die ineinander verschlungenen Sorten eines Mehrsortenbaums gegenseitig befruchten.

Wenn die Apfelbäume dann noch verschiedene Blütenfarben besitzen, entwickelt sich in jedem Frühjahr ein besonders farbenprächtiges Schauspiel, das ein Verweilen vor dem eigenen Apfelbaum immer wieder lohnt.

Weiße Blüten tragen die Sorten Ontario, Teuringer Winterrambur oder Borowinka. Rosa Blüten entwickeln die Sorten Zuccalmaglios Renette, Erwin Bauer, Ceres und Uhlhorns Augustkalvill, und der Blutapfel mit rotem Fruchtfleisch färbt seine Blüten kräftig rot.

Andere Bäume

Symbolträchtig für eine Lebenspartnerschaft sind Hartholzbäume wie Eichen. Die durch ihre Pfahlwurzeln standhaften Bäume stehen für Besonnenheit und Stärke.

Die Weide dagegen symbolisiert Tatendrang mit Leichtigkeit auf der einen und Flexibilität auf der anderen Seite, während die Haselnuss für die Wahrheitsliebe steht und die Ehrlichkeit und Geradlinigkeit der Partner verdeutlichen soll.

Gemeinden bieten Hochzeitswälder an

Nicht jede neue Lebenspartnerschaft kann sofort zu ihrem Beginn eigenen Grund und Boden oder einen eigenen Garten vorweisen; für diese Paare bieten etliche Gemeinden sogenannte Hochzeitswälder an. Festzustellen ist, dass die Zahl der daran interessierten Gemeinden rapide wächst.

Während manche Gemeinden schon das anfangs zur Verfügung gestellte Areal inzwischen erweitern mussten, befinden sich einige Gemeinden noch im Meinungsfindungsprozess, ob sie einen solchen Hochzeitswald schaffen wollen.

Manchmal ergibt sich aus der Bodenbeschaffenheit, der Sonneneinstrahlung und der Beschaffenheit und Größe des langlebigen Baumes die Notwendigkeit, dass Gemeinden zur Verhinderung von Wildwuchs einige Vorgaben machen. Das ist auch gut so, der wer möchte seinen eigenen kleinen Apfelbaum inmitten hoher, den Boden verdunkelnder Eichen aufwachsen sehen? Einige Gemeinden sorgen gegen einen kleinen Obolus für fachmännische Pflege der Gewächse im Hochzeitswald, weil ihnen an einer geordneten Aufforstung gelegen ist.

Wer keinen eigenen Baum pflanzen möchte, kann einen vorgegeben Baum in manchen Gemeinden stiften. Das kostet rund 40 bis 50 Euro; die Gemeinde besorgt die Bäume und kümmert sich um die Pflege. Der Baum trägt das Namensschild des Stifters. Die Bäume werden zu einem bestimmten Termin im Herbst gemeinsam gepflanzt. Wer aus diesem Anlass heraus gleich die standesamtliche Trauung vollziehen möchte, bekommt bei einer Mehrfachtrauung auch den Standesbeamten gestellt.

Ist das bei Ihrer Gemeinde noch nicht vorgesehen? Regen Sie es im Gemeinderat oder beim Bürgermeister einfach an.

 

 

 

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