"Der Krieg der Welten" in der Musical-Version von Jeff Wayne
Ein Klassiker der Progressive-Rock-Geschichte: Jeff Waynes Musical-Version des Science-Fiction-Bestsellers "Krieg der Welten" von H. G. Wells.Der Krieg der Welten - auf der Bühne zum Leben erweckt! Eines der atemberaubendsten Erlebnisse aller Zeiten! Mit seiner preisgekrönten musikalischen Interpretation des Science-F...
Aliens, Romantik & Action: Der irre Welterfolg "Krieg der Welten"!
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Auch wenn der überzeugte Sozialist Wells dem imperialistischen Großbritannien lediglich einen Spiegel vorhalten wollte: Der Roman überzeugt noch heute durch seinen kühlen Stil, originelle Einfälle und natürlich das spannende Szenario. Dennoch scheint dieser Science-Fiction-Klassiker nicht gerade dazu prädestiniert zu sein, als Vorlage für ein rockiges Musical zu dienen.
Visionär Jeff Wayne
Eine dermaßen kühne Idee konnte wohl nur in den Disco-verrückten späten 1970er-Jahren realisiert werden. Der junge amerikanische Musiker Jeff Wayne wagte das schier Undenkbare und wurde für seinen Mut mit einem Welterfolg belohnt: "Jeff Wayne's Musical Version of the War of the Worlds", wie das 1978 von Columbia Records veröffentlichte Doppel-Album betitelt wurde, entwickelte sich rasch zum Verkaufsknüller und konnte sogar bei der Kritik reüssieren.
Der Erfolg war freilich kein Produkt des Zufalls. Jeff Wayne begnügte sich nicht mit Kleckern, sondern klotzte. So übernahm immerhin Richard Burton die Rolle des namenlosen Journalisten, der das Geschehen aus seiner Sicht erzählt (übrigens eine werkgetreue Parallele zum Roman). Für die weiteren Sprech- bzw. Gesangsrollen konnte Wayne Stars wie "Thin Lizzy"-Gründer Phil Lynott, David Essex oder Julie Covington (Sängerin der Originalversion von "Don't Cry For Me Argentina") gewinnen.
Am berühmtesten wurden die von Justin Hayward (Sänger der Rockgruppe "Moody Blues") interpretierten Songs "The Eve of the War" und "Forever Autumn",
Eine Version von "Der Krieg der Welten" war nicht genug
Anfang der 1980er-Jahre trat die CD ihren Siegeszug an. Konsequenterweise erschien bereits 1981 die CD "Highlights from Jeff Wayne's Musical Version of The War of the Worlds", die allerdings gegenüber der Doppel-LP stark gekürzte Versionen der Musiktitel und Sprechszenen bot. Erst einige Jahre später erschien die ungekürzte Version auf CD.
Im Jahr 2000 kam schließlich die Doppel-CD "Jeff Wayne's Musical Version of the War of the Worlds ULLAdubULLA - The Remix Album" auf den Markt, die Remixe einiger der Lieder enthielt. Pünktlich zum Kinostart des umstrittenen Steven-Spielberg-Filmes "Krieg der Welten" erschienen eine digital überarbeitete Doppel-SACD sowie eine Collector's Edition mit 7 (!) CDs.
Sie verstehen nur Spanisch? Nehmen Sie die deutsche Version!
Bereits kurz nach Erscheinen des Originals wurde eine spanische Version veröffentlicht, in der Anthony Quinn die Rolle von Richard Burton übernahm. 1980 folgte schließlich eine deutsche Version mit Curd Jürgens als Erzähler. Während die Sprechszenen jeweils synchronisiert wurden, blieben die auf englisch gesungenen Lieder davon unberührt. Glücklicherweise, möchte man hinzufügen! Denn an deren Perfektion kann kaum gerüttelt werden.
Warum "Krieg der Welten" als Musical erfolgreich wurde
Jeff Wayne gelang mit seiner Musical-Version von "Krieg der Welten" ein Geniestreich der Extraklasse. Selbst Jahrzehnte später haben weder die Lieder, noch die Story Patina angesetzt und klingen taufrisch. Sogar die unvermeidlichen Ausflüge in die Romantik überzeugen durch abwechslungsreiche Rhythmen, unaufdringliche Texte und natürlich die grandiose Stimme von Justin Hayward. Zusammen ergibt die Summe aus origineller Story, Gänsehaut verursachenden Songs und stete Abwechslung ein Science-Fiction-Musical, wie es seither nie wieder produziert wurde.
Auch wer mit Musicals für gewöhnlich nichts am Hut hat, wird sich der Faszination von "Krieg der Welten" kaum entziehen können. Bereits Richard Burtons Prolog - die Originalversion sei hierbei ans Herz gelegt - legt den Grundstein zu einem fesselnden akustischen Abenteuer.
"No-one would have believed, in the last years of the nineteenth century, that human affairs were being watched from the timeless worlds of space. No-one could have dreamed that we were being scrutinized, as someone with a microscope studies creatures that swarm and multiply in a drop of water. Few men even considered the possibility of life on other planets. And yet, across the gulf of space, minds immeasurably superior to ours, regarded this earth with envious eyes; and slowly, and surely, they drew their plans against us.”
Diesen wenigen, die ganz besondere Atmosphäre von "Krieg der Welten" errichtenden Worten folgt ein musikalischer Einstieg, der es in sich hat und immer noch zu begeistern versteht.
Jeff Wayne: Untrennbar mit seinem Meisterwerk verbunden
Freilich hat ein solcher Erfolg auch seinen Preis. Jeff Wayne blieb untrennbar mit "Der Krieg der Welten" verbunden. Seine jahrelange Arbeit am Nachfolge-Album "Jeff Wayne's Musical Version of Spartacus" von 1992 fand nur geringe Resonanz. Der eher introvertierte US-Amerikaner scheint sein offensichtliches Schicksal als "One-Hit-Wonder" jedoch mit Würde zu nehmen: 2006 dirigierte er bei einer LIve-Aufführung in der Londoner Wembley Arena höchstpersönlich das Orchester. Ein Ereignis, das auf der DVD "Jeff Wayne's Musical Version of the War of the Worlds - LIVE on Stage" zu bewundern ist.
H. G. Wells wäre wohl ebenso erstaunt, wie stolz gewesen hätte er gewusst, welches Phänomen er mit seinem Science-Fiction-Roman dereinst in Gang setzen würde...
Bildquelle:
Albin Olsson
(Das Streben nach einer guten deutschen Platzierung – Der Eurovision...)