Der letzte Tempelritter: Fantasy-Thriller mit Nicolas Cage
Pestialisch: Der Schwarze Tod geht um und Schuld trage eine Hexe, so die Kirche. "Der letzte Tempelritter" Nicolas Cage soll sie der Gerichtsbarkeit zuführen.Im Dienste der Kirche
Hexe oder unschuldige junge Frau?
Einst waren sie tapfere Ritter im Morgenland, die im Dienste der Kirche standen: Behman (Nicolas Cage) und sein ungestümer Freund Felson (Ron Perlman). Doch nachdem sie bei der Erstürmung einer feindlichen Stadt mitansehen mussten, wie sämtliche Frauen und Kinder abgeschlachtet wurden, kehrten sie der Kirche den Rücken und schlugen sich mehr schlecht als recht auf dem Weg zurück in die Heimat durch. In der Steiermark werden sie aber als Deserteure enttarnt und in den Kerker geworfen.
Ein überraschendes Angebot befreit sie aus ihrer misslichen Lage. Gemeinsam mit dem Priester Debelzaq (Stephen Campbell Moore) sollen sie eine der Hexerei beschuldige junge Frau (Claire Foy) in ein weit entferntes Kloster überstellen, wo ein geheimes Ritual den von ihr verursachten Pest-Fluch austreiben soll. Wohl oder übel nehmen die beiden alten Haudegen das Angebot an und werden schon bald mit seltsamen Vorkommnissen konfrontiert, die ihr Weltbild schwer erschüttern sollen …
"Der letzte Tempelritter": Tatsächlich das Allterletzte?
Ex-Star Nicolas Cage
Nicolas Cage zählt mittlerweile zu den ehemals ganz großen, tief gefallenen Ex-Superstars Hollywoods. Nach einer Reihe von Blockbustern wie "Con Air" oder "The Rock" spielte er zuletzt fast durchwegs in Flops mit. Mitleid ist indes angesichts der verheerenden Qualität dieser Filme nicht angebracht. "Der letzte Tempelritter" brachte auch nicht die erhoffte Trendwende: Die 40-Millionen-Dollar-Produktion spielte in den USA gerade mal die Hälfte seiner Kosten wieder ein.
Dabei lief der Film auf Grund von Nachdreharbeiten mit erklecklicher Verspätung in den Kinos an. Für hiesige Zuschauer ist der Mittelalter-Thriller insbesondere durch die Schauplätze interessant. Viele Szenen wurden in der Burg Kreuzenstein nahe Wien bzw. in den Alpen gedreht. Mit zunächst durchaus positivem Erfolg. In der ersten Hälfte baut Regisseur Dominic Sena ("Nur noch 60 Sekunden") ein halbwegs spannendes Szenario auf, das freilich altbekannt ist. Die Pest hält das mittelalterliche Europa fest im Würgegriff und sorgt für verheerenden Aberglauben und unmenschliche Grausamkeiten.
In den Fußstapfen von "Black Death"
Als Verantwortliche für den Schwarzen Tod wird eine junge Frau beschuldigt, die als Hexe das Land verflucht haben soll. Die Aufgabe der Protagonisten liegt nun darin, die Hexe der geistlichen Gerichtsbarkeit zu überstellen. Klingt vertraut? Richtig: Wenige Monate zuvor widmete sich "Black Death" einem verdächtig ähnlich klingenden Plot. Doch wo Christopher Smiths unterschätzte Genreperle noch geschickt die Grenzen zwischen Realismus und Mystizismus verwischte, lässt "Senas "Der letzte Tempelritter" keinen Zweifel an der Natur des Übernatürlichen aufkommen. Bereits nach wenigen Minuten verlässt er den Pfad des im Realismus verhafteten Mittelalter-Thrillers und nimmt somit einen Teil der potenziellen Spannung weg.
Trotzdem unterhält der Streifen dank der ausgesucht atmosphärischen Settings und launiger Sprüche einigermaßen. Das Zusammenspiel des ungleichen Leinwandpaares Nicolas Cage und Ron Pearlman funktioniert hinreichend gut. Dummerweise entledigt sich der Film mit jeder fortschreitenden Minute zusehends seiner Thrillerelemente. Denn daran, dass die der Hexerei beschuldigte junge Frau mit dem Teufel im Bunde steht, herrscht kein Zweifel. Absurderweise versucht Sena aber immer wieder, Zweifel zu streuen und kritische Untertöne wider blinden religiösen Fanatismus zu streuen.
The horror … the horror!
Was in "Black Death" vorzüglich klappte, gerät in "Der letzte Tempelritter" schließlich zum cineastischen Debakel. Die zweite Filmhälfte ist dermaßen grotesk überzogener Horror-Schmonzes, dass man seinen Augen und Ohren kaum noch traut. Dabei sind die teils miserablen CGI-Effekte nicht einmal das Schlimmste. Vielmehr wird ein jenseits der Grenze zur Lächerlichkeit inszeniertes Gut-gegen-Böse-Szenario aufgeboten, das unverhohlen parodistisch anmutet.
Da erweist es sich nicht nur als wenig hilfreich, sondern sogar kontraproduktiv, alles auf die Leinwand zu klatschen, das Horrorfans begeistern könnte: Hexen, die Pest, Exorzismen, Höllenmonster, Untote. Dies alles wäre – siehe "Hellboy" (zufälligerweise ebenfalls mit Ron Pearlman in der Hauptrolle) – erträglich gewesen, hätten die Produzenten von Anfang an auf überzogenen Horrortrash gesetzt und somit jeglichen realistischen Anspruch weggewischt.
So jedoch präsentiert sich "Der letzte Tempelritter" als anfangs erträglicher, mit zunehmender Filmlänge unsinniger und lächerlicher Fantasy-Murks. Zumindest am deutschen Titel ist Regisseur Sena unschuldig. Dieser soll wohl nicht zuletzt dank der Mitwirkung von Nicolas Cage an dessen populäre "Vermächtnis der Tempelritter"-Streifen erinnern. Durchaus geschickt, aber auch unsinnig, da eben jene Templer im Kontext des Filmes keineswegs vom Aussterben bedroht sind.
Fazit: "Der letzte Tempelritter" hätte Potenzial für einen richtig guten Streifen aufgewiesen. Um einen spannenden, flüssig inszenierten und atmosphärischen Mittelalter-Thriller rund um die Pest zu sehen, muss der geneigte Zuschauer lediglich zur "Black Death"-Silberscheibe greifen. Moderne Flagellanten sind jedoch mit "Der letzte Tempelritter" bestens beraten! Schlimmer können sie ihr Gehirn wohl kaum geißeln …
Originaltitel: Season of the Witch
Regie: Dominic Sena
Produktionsland und –jahr: USA, 2011
Filmlänge: ca. 107 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Verleih: Universum Film GmbH
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)