"Der Nebel": Apokalyptischer Horror nach Stephen King
Im Nebel lauern die Monster ... packender Horrorfilm von Frank Darabont nach der Novelle von Stephen King.Nebulöser Horror: Der Nebel!
Nahe einer Kleinstadt in Maine lebt der Künstler David Drayton (Thomas Jane, "The Punisher", "Dreamcatcher") mit seiner Frau und seinem Sohn Billy (Nathan Gamble). Ein Sturm richtet schwere Schäden an, weshalb David mit Billy in die Stadt fährt, um sich mit Lebensmitteln einzudecken, solange diese nicht von Hamsterkäufen aufgebraucht wurden. Er nimmt sogar seinen arroganten Nachbarn mit, dessen Auto von einem umstürzenden Baum lahmgelegt wurde.
Im örtlichen Supermarkt überschlagen sich die Ereignisse. Eine dichte Nebelbank zieht auf und hüllt das Gebäude binnen kürzester Zeit ein. Plötzlich erschüttert ein Erdstoß den Boden und die Feuerwehrsirenen schlagen an. Zu guter Letzt stürmt ein älterer Mann in den Laden und berichtet mit hysterischer Stimme von Monstern, die da draußen lauern würden. Natürlich schenkt ihm zunächst niemand Glauben.
Doch allmählich wird den Kunden wie auch dem Personal klar, dass der unheimliche, extrem dichte Nebel nichts Gutes mit sich gebracht hat. Im Gegenteil: Der Tod verbirgt sich in ihm! Nur eine Frau blüht angesichts des beängstigenden Szenarios förmlich auf: Die religiöse Fanatikerin Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden, "Mystic River") sieht ihre Stunde gekommen, die Sünder auf den rechten Pfad zurückzuführen. Dafür seien freilich Menschenopfer nötig …
Nach Stephen Kings Novelle
Vergleich Novelle und Film
Nachdem er bereits "Die Verurteilten" und "The Green Mile" verfilmte, widmete sich Regisseur Frank Darabont erneut einer literarischen Vorlage von Stephen King. Mit "Der Nebel" nahm er sich eine von Kings stärksten Novellen vor. Fast könnte man Darabont unterstellen, auf Nummer sicher gegangen zu sein. Denn wer die Novelle kennt weiß, dass sie wie kaum ein anderer Horrorstoff vor eine Verfilmung geradezu prädestiniert ist. Die Beschreibungen und einzelnen Szenen lesen sich beinahe wie ein Drehbuch und machen keine großen Abänderungen nötig.
Entsprechend hält sich Darabont sehr eng an die Vorlage und weicht nur wenige Male davon ab. Die stärksten Veränderungen betreffen zum einen das Ende – auf welches noch eingegangen werden soll -, zum anderen Davids Charakter. In der Novelle "Der Nebel" betrügt er seine Frau im Supermarktbüro kurzerhand mit einer flüchtigen Bekannten. Im Film ist davon keine Rede mehr, wohl, um ihm die ungeteilten Sympathien des Publikums zu sichern.
Ansonsten fügen sich die Figuren und die Szenen sehr detailgetreu in Kings Szenario ein. Den Monstern haftet stets etwas Surreales an, wobei ihre Größe und Aggressivität im Laufe der Spielzeit zunimmt.
Religiöser Fanatismus
Eine herausragende schauspielerische Leistung offenbart Marcia Gay Harden als religiöse Fanatikerin Mrs. Carmody. Allerdings liegt eine der kleineren Schwächen, die bereits in der Vorlage durchschimmerten, in der Skurrilität dieser Figur. Ihre Predigten, dunklen Prophezeiungen und schließlich blutigen Forderungen ("Ein Menschenopfer!") erscheinen zumindest in einem westlichen Staat eher absurd. Stattdessen fallen sie im Supermarkt auf fruchtbaren Boden und lassen sie eine beachtliche Schar Anhänger rund um sich versammeln.
Im Wesentlichen konzentriert sich Darabont auf die Gegensätze zwischen dem Überlebensinstinkt und dem sozialen Verhalten der Eingeschlossenen. Während die "Fanatiker" mit fortschreitender Dauer der Isolation ihre Menschlichkeit zu verlieren drohen, halten die "Realisten" untrennbar zusammen. Als Bindeglied fungiert dabei Davids kleiner Sohn, der unter allen Umständen geschützt werden soll.
Ende gut, alles gut?
Den Monstern sieht man ihre Herkunft aus den Rechnern immer dann deutlich an, wenn sie sich nicht hinter einer Nebelbank verbergen. Folglich sind es die Schemen im Nebel, die für Gänsehaut sorgen, insbesondere in einer Szene, in der ein gigantisches Ungetüm den Erdboden erzittern lässt.
Für erhebliche Diskussionen sorgte das bitter-ironische Ende, das so manchen Dialog zuvor in völlig neuem Licht scheinen lässt. Ob man darin den passenden Abschluss eines soliden Horrorfilms oder ein überstürztes Ende erkennen mag ist natürlich Geschmackssache.
Fazit: "Der Nebel" brilliert als weitgehend werkgetreue Verfilmung der Stephen-King-Novelle, verabsäumt es aber, abgesehen vom Schluss eine eigene Sprache und einen unverkennbaren Stil zu kreieren. Der erhoffte große Wurf ist Darabont damit leider nicht gelungen.
Daten & Fakten
Originaltitel: "The Mist"
Regie: Frank Darabont
Produktionsland und -jahr: USA, 2007
Filmlänge: ca. 126 Minuten
Verleih: Universum Film GmbH
FSK: Ab 16 Jahren freigegeben
Deutscher Kinostart: 17.1.2008
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)