Der Regenwurm hat mit Regen gar nicht so viel zu tun ...

Das Wort Regenwurm geht im Deutschen vermutlich auf einen alten Begriff zurück, der vor Jahrhunderten gebräuchlich war: "Reger Wurm" - und das beschreibt den fleißigen Erdwurm ziemlich gut!

Als Erdwurm bezeichnet man ihn auch im Englischen (earthworm) oder Französischen (ver de terre). 

Dass der Regenwurm bei Regen aus seinen Gängen kriecht, weil er sonst ertrinken würde, ist übrigens umstritten: Forscher vermuten inzwischen andere Gründe. In stehendem Wasser können Regenwürmer nicht mehr atmen und müssen ersticken.

Eine andere Theorie: Das Geräusch fallender Regentropfen treibt Regenwürmer zur Flucht an, weil es sie an einen ihrer größten Fressfeinde erinnert, den Maulwurf. 

Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm

Die erste Regenwurm-Volkszählung hat ergeben: In Deutschland gibt es 47 unterschiedliche Regenwurm-Arten. Die häufigsten deutschen Arten sind der Tauwurm (Gemeiner Regenwurm) und der Kompostwurm.

Nur in Deutschland anzutreffen ist der Badische Riesenregenwurm, der bis zu 60 cm lang werden kann. Ein besonders auffälliger Regenwurm, der smaragdgrün leuchtet, lebt in den Bayerischen Alpen.

Weltweit soll es ca. 3000 unterschiedliche Regenwurmarten geben. 

Kopf eines Regenwurms

Kopf eines Regenwurms (Bild: London Scientific Films)

Blind, taub und stumm ...

... ist er, der Regenwurm. Doch durch die Tausenden von Sinneszellen, die er besitzt, kann er fühlen, schmecken, riechen, Licht und Berührung wahrnehmen.

Als sportlich-muskulösen Typen ...

... könnte man den Regenwurm bezeichnen. Segment für Segment bewegt er sich durch das Ziehen und Strecken seiner Muskeln fort. An jedem Körperring befinden sich Borstenpaare, mit denen er vorwärts "rudert". Mit diesen Borsten kann er sich außerdem in der Erde festkrallen, graben und bohren. 

Im Verhältnis zu seiner Körpergröße ist der Regenwurm (siehe Regenwurm-"Rekorde") übrigens ganz schön stark!

Hat der Regenwurm eigentlich ein Herz?

Ja, hat er - sogar mehrere. Was der Regenwurm nicht hat, sind Zähne oder eine Lunge.

Und deshalb ... 

Ja, er ist ein ziemlich schleimiger Artgenosse ...

... und das ist wichtig: Denn der Regenwurm hat keine Lunge und atmet über die schleimige Hautoberfläche. Trocknet sie aus, droht dem Regenwurm der Erstickungstod. Auch zu saure Erde kann den empfindlichen Schleimmantel angreifen. 

Gefährlich werden können dem Regenwurm außerdem die UV-Strahlen der Sonne, denn sie zerstören seine roten Blutkörperchen.

Wurmwelten.de gibt folgenden Ratschlag: "Die überaus empfindliche Haut der Würmer wird sogar von dem Sonnenlicht während eines Regenschauers so sehr verbrannt, dass die Hautatmung unmöglich wird. Sollte sich der Wurm also noch bewegen, tun Sie ihm einen Gefallen und legen Sie ein Blatt über ihn."

Aber da sind noch die zahlreichen ... 

Fressfeinde

Der Regenwurm ist beliebt - nicht nur bei Gärtnern. Auf dem Speiseplan stehen Regenwürmer bei vielen Vögeln, aber auch Säugetieren wie Wildschwein, Dachs, Fuchs, Igel oder Marder. Gefressen werden Regenwürmer aber auch von Fröschen, Molchen, Blindschleichen, Salamandern oder Insekten wie Ameisen, Käfern oder Hundertfüßern, ...

Der Maulwurf legt sich sogar einen Vorrat an lebenden Regenwürmern an: Er lähmt den gefangenen Wurm durch einen gezielten Biss und schleppt ihn dann in seine unterirdische Speisekammer. 

Einfach nur Durchschnitt ist ihm schon genug ...

... denn der Regenwurm mag es weder richtig warm noch richtig kalt - nur bei Temperaturen von 10 - 15 °C fühlt er sich wirklich wohl und wird aktiv.

Wird es ihm zu warm oder zu kalt, zieht sich der Regenwurm in die Erde zurück. Auch auf zu trockene Böden reagiert er, indem er sich in feuchte Tiefen vergräbt und in eine Art "Sommerschlaf" verfällt. 

Und wo wohnen Regenwürmer?

Unter der Erde, richtig. Genauer gesagt: In einer Wohnhöhle, die ca. 3 Meter tief unter der Erde liegt.

Bei Regenwürmern besonders begehrt sind warme Plätze unter Baumstümpfen, Steinen oder Komposthaufen.

Der Regenwurm macht den besten Dünger der Welt!

Es ist eine echte "Win-Win-Situation" für Gärtner und Regenwurm: Der Regenwurm tut das, was Regenwürmern offenbar am meisten Freude macht - er frisst. Den ganzen Tag lang.

Und davon profitiert der Gärtner, denn: Die Nahrung des Regenwurms (zum Beispiel abgestorbene Pflanzenreste) wird im Regenwurm-Darm recycelt und als Kothäufchen wieder ausgeschieden. Diese Regenwurm-Kothäufchen gelten als bester Dünger der Welt: Sie sind etwa 7 Mal nährstoffreicher als normale Gartenerde und besser als jeder Kompost!

Noch ein Vorteil: Die Nährstoffe im Regenwurmkot können vom Regenwasser nicht aus dem Boden geschwemmt werden. 

... und der Regenwurm kann noch mehr:

  • er gräbt den Boden um

  • er belüftet ihn

  • er lockert ihn

  • er schichtet die Nährstoffe im Boden um

  • er kompostiert

  • er baut Säuren und Schadstoffe im Boden ab (recycelt)

  • er holt Mineralien aus der Tiefe

  • er sorgt dafür, dass sich Nässe nicht im Boden stauen kann - die vom Regenwurm gegrabenen Gänge wirken wie eine Art Schwammprinzip

  • er frisst Pilze, die Nutzpflanzen schädlich sein können

  • er schafft Raum für andere nützliche Helfer wie den Fadenwurm

Und wie funktioniert das eigentlich mit der Fortpflanzung beim Regenwurm?

Auf ziemlich interessante Weise. Naturforscher Vitus B. Dröscher schreibt in "Tiere in ihrem Lebensraum", dass Regenwürmer sich nur einmal in ihrem Leben paaren:

"Dann bauen sie in dunkler Maiennacht eine Erdklümpchen-Pyramide, schlängeln sich bis zu 10 Zentimeter hoch in die Luft, tanzen wie Minischlangen einen Reigen und tasten nach einem Partner." 

Regenwürmer sind Zwitter - Lebewesen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale haben.

Erst sind es die Regemwurm-Männchen, die sich nebeneinander legen, mit ihren Borsten und einem Band aus Schleim gegenseitig "fesseln" und den Samen austauschen. Dann werden diese Männchen zu Weibchen und legen Eier. Pro Jahr schlüpfen daraus etwa 500 Nachkommen.

Regenwurm-"Rekorde"

  • Der Regenwurm ist eines der stärksten Tiere der Welt: Im Verhältnis zu seiner Körpergröße kann er beim Graben das bis zu 50- oder gar 60fache des eigenen Körpergewichts stemmen.

  • Regenwürmer sind uns weit voraus: Sie sind schon seit mehr als 200 Millionen Jahren hier auf unserer Erde aktiv!

  • Die vom Regenwurm gegrabenen Gänge können bis zu 20 Meter lang und bis zu 7 Meter tief sein.

  • Der größte und schwerste Regenwurm der Welt lebt in Australien: Er wird ca. 1,5 Meter lang und bis 500 Gramm schwer. 

  • Ohne Regenwürmer würde auf unseren Feldern, Wiesen und in unseren Wäldern nur halb so viel wachsen.

Schon gewusst?

  • Es stimmt nicht, dass aus einem zerteilten Regenwurm zwei neue lebensfähige Würmer entstehen. Ja, der Regenwurm kann sich nach Abtrennung einzelner Segmente teilweise regenerieren, aber nur, wenn der Darm und die lebenswichtigen Organe erhalten geblieben sind. Bis zu 120 Ringelglieder kann der Regenwurm wieder nachwachsen lassen. Trotzdem sind "reparierte" Regenwürmer eher selten, weil die Tiere nach einer Verletzung oft durch Infektionen sterben.

  • Wo ist beim Regenwurm eigentlich vorne und hinten? - Die Hautverdickung, der sogenannte Gürtel, liegt näher beim Kopf. 

  • In Freiheit werden Regenwürmer ca. 2 Jahre alt, in Gefangenschaft können sie sogar ein Alter von bis zu 10 Jahren erreichen.

  • Regenwürmer sind in begrenztem Maß lernfähig: Sie haben eine Art "Gedächtnis" und können Gefahren meiden.

  • So fleißig und nützlich wie er ist, hat der Regenwurm auch einen eigenen Ehrentag verdient: Der 15. Februar ist "Tag des Regenwurms".

  • Sie sind wahre Meister, wenn es um Recyceln geht: In Australien arbeiten Regenwürmer deshalb sogar als "Angestellte" in einer Kläranlage. 

  • Unappetitlich? Nein, gar nicht. Nicht nur bei Tieren stehen Regenwürmer auf der Speisekarte. Regenwurmpastete gilt in einigen Ländern als Delikatesse, roh oder gebraten werden Regenwürmer verspeist und wegen ihres hohen Eiweißgehaltes besonders geschätzt. Wie sie schmecken? - Angeblich "sandig und leicht bitter". Früher galten Regenwürmer sogar als Medizin bei Alkoholsucht und gegen Schmerzen.

  • Es gibt sozusagen ein Regenwurm-Alarmsystem: Tote Würmer warnen die Lebenden. Stirbt ein Regenwurm an einer Verletzung, scheidet er über seinen Schleim eine Art Warnstoff aus. Andere Regenwürmer nehmen diesen wahr und meiden - sogar noch Monate später - diese lebensgefährliche Stelle.

Regenwürmer als Haustiere? - Nicht absurd, sondern ziemlich clever!

Regenwürmer sind als Haustiere nicht nur pflegeleicht, sondern machen sich zudem überaus nützlich - und sie passen sogar in jede Stadtwohnung!

Ihr Zuhause ist ein Tonkomposter mit mehreren Etagen, den man auf den Balkon oder sogar in die Küche stellen kann. In diesem Tonkomposter machen der fleißige Kompostwurm und seine Kollegen dann aus Küchenabfällen wertvollen Dünger. 

Ekelhaft? - Nein. Die Regenwürmer arbeiten naturnah und (fast) geruchsneutral, höchstens nach ein bisschen nach Waldboden könnte es riechen, versichert uns das Schweizer Team von WormUp, das den Regenwurmkomposter entwickelt hat. 

Wer mehr darüber wissen möchte: Auf der Website von WormUp wird alles verständlich und genau erklärt!

Dieser Topf hat es in sich: ...

Dieser Topf hat es in sich: Regenwürmer machen aus Küchenabfällen Kompost (Bild: © WormUp)

Einfach zu wenig Wurm drin?

Man schätzt, dass in freier Natur etwa 400 Regenwürmer auf einem Quadratmeter Boden leben.

Dennoch: In der deutschen Landwirtschaft, so stellt die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF Anfang des Jahres 2017 fest, ist eindeutig "zu wenig Wurm" drin. 19 der 47 Regenwurmarten, die in Deutschland vorkommen, gelten inzwischen als sehr selten und stehen schon auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.

Schade, dass die meisten landwirtschaftlichen Betriebe auf die zahlreichen Talente des Regenwurms verzichten wollen! Die Konsequenzen sind unter anderem schlecht belüftete Böden, die zu wenig Wasser aufnehmen und leiten können. 

Michaela, am 07.10.2014
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Bildquelle:
fotolia (Der Regenwurm-Wanderkasten)

Autor seit 13 Jahren
332 Seiten
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