Der Storchenzug –Todesfalle Stromleitung
Vier Jungstörche aus einem Horst sind bald abflugbereit. Zwei Wochen nach den Jungvögeln folgen die Elternpaare. Der Flug nach Süden birgt viele Gefahren.Vier Jungstörche in einem Storchennest
In Grebin im Landkreis Plön herrscht auf einem Storchennest ein immer größer werdendes Gedränge, denn dort hat ein Storchenpaar vier Jungstörche durchgebracht. Das Großziehen von vier Jungvögeln auf einem Horst ist höchst ungewöhnlich. Unablässig spreizen die Jungvögel ihre Flügel und unternehmen erste Ausflüge in die nahe Umgebung und lernen das Fliegen. Mehrfach täglich kommen aber die Jungstörche zurück zum elterlichen Horst, um zusätzliches Futter von den Eltern zu ergattern. (Foto © NABU/Christoph Kasulke).
m August macht sich Unruhe unter den Störchen breit: Die Jungstörche unternehmen immer weitere Ausflüge in die Umgebung des Nestes und gehen bald wieder "auf große Fahrt". Kurze Zeit später haben sich Eltern und Jungvögel unabhängig voneinander als Ostzieher oder als Westzieher auf den langen Weg nach Afrika begeben. (Karte NABU)
Wollen Sie mehr über das Überwintern der Störche in Afrika, die West- und Ostzieher und die Daten von mit Sendern ausgerüsteten Störchen erfahren, so lesen Sie den ausführlichen Artikel über die besenderten Störche.
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Ungesicherte Strommasten gefährden die Jungstörche
Mit dem beginnenden Storchenzug gen Süden steigt die Gefährdung der Jungstörche durch ungesicherte Stromleitungen, wie der NABU befürchtet. Allein von Mitte Juli bis Mitte August 2015 wurden sechs tote Weißstörche gemeldet, die an Verbrennungen von Stromschlägen starben. "Jeder einzelne Tod dieser seltenen Vögel hätte verhindert werden können, wenn die Energieversorger ihrer Verpflichtung nachgekommen wären, die Masten vogelsicher zu machen. Bereits Ende 2012 ist die zehnjährige gesetzliche Übergangszeit zur Nachrüstung abgelaufen. Doch weil an vielen Orten die Kontrollen fehlen, ignorieren zahlreiche Energieversorger die Auflagen oder setzen immer noch wirkungslose Schutzvorrichtungen ein", formulierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Bundesweit kein einheitliches Erfassungssystem
Wie viele Vögel jedes Jahr in Deutschland tatsächlich durch Stromschläge an ungesicherten Mittelspannungsleitungen und Oberleitungen der Bahn sterben, ist unbekannt. Bundesweit gibt es kein einheitliches System zur Erfassung. In den meisten Fällen handelt es sich um Zufallsfunde durch ehrenamtliche Naturschützer, wenn sie in ihrem Umfeld Stromleitungen kontrollieren. Allein für Brandenburg weist die Staatliche Vogelschutzwarte 353 Weißstörche nach, die in den vergangenen 20 Jahren an Verbrennungen von Stromschlägen starben.
"Sehr viele Stromschlagopfer werden gar nicht gefunden. Deswegen müssen wir leider von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen und schätzen, dass tausende Großvögel in den vergangenen drei Jahren auf diese Weise getötet wurden. Dabei sollte die Zahl eigentlich längst bei null liegen. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, müssen die Naturschutzbehörden der Bundesländer die Masten in ihren Regionen endlich systematischer auf fehlende Nachrüstung hin kontrollieren", so Tschimpke. Spätestens zum 1. Januar 2013 hätten alle Energieversorger ihre nicht und bisher unzulänglich gesicherten Masten entschärfen müssen. Zu den verpflichtenden Neuerungen gehören statt den wirkungslosen Büschelabweisern Abdeckungen über den Isolatoren und Ummantelungen der abgehenden Leitungen.
Uhus, Greifvögel, Eulen, Störche und Kraniche sind Opfer
Über 50 Prozent aller gemeldeten Opfer sind Weißstörche (Foto © NABU/Presse), da sie auf den Masten schlafen oder gar brüten. Auch für Greifvögel und Eulen (33 Prozent) werden ungesicherte Masten zur tödlichen Gefahr, wenn sie einen als Sitzwarte auswählen, darunter seltene Arten wie Rotmilane, Uhus oder sogar Steinadler.
Doch nicht nur an ungesicherten Mittelspannungsmasten lauern Gefahren für Vögel. Auch an Hochspannungsleitungen sterben zahlreiche Tiere. Vor allem wenn die Leitungen durch Vogelrastgebiete führen oder entlang von wichtigen Vogelzugkorridoren liegen. Mehrere Einzelstudien wiesen nach, dass dort pro Leitungskilometer mehrere hundert Vögel im Jahr durch Kollisionen ums Leben kommen können. Besonders betroffen sind Störche, Kraniche, Wasservögel, Wiesenbrüter und Schwärme von Kleinvögeln. Sie können die Entfernung zu den Leitungen nicht richtig einschätzen oder erkennen sie zu spät, sind zu schnell oder unwendig, um auszuweichen.
Keine Trassen durch Vogelschutzgebiete
Daher müssen bei den vielen derzeit neu geplanten Trassen vogelreiche Gebiete möglichst umgangen werden. Zusätzlich können spezielle Markierungen am besonders schlecht zu sehenden Blitzschutzkabel über den Leitern die Kollisionsgefahr um bis zu 90 Prozent verringern. Doch diese speziellen Markierungen werden von den Behörden noch zu selten eingefordert."Netzbetreiber sind bei Neubauprojekten verpflichtet, die verursachten Umweltbeeinträchtigungen zu kompensieren. Also sollten auch Bestandsleitungen in Gebieten mit hohem Vogelaufkommen nachgerüstet werden", sagt NABU-Stromnetzexperte Eric Neuling.
Auch Windräder fordern ihre Opfer
Windkraftanlagen kosten einigen Vögeln das Leben. Die Tiere geraten in die Rotorblätter oder fliegen gegen Masten. Seit 1989 dokumentiert die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg in einer zentralen Datenbank bundesweit alle Meldungen über tot aufgefundene Vögel. Die bisherige Bilanz: 681 Tiere starben in unmittelbarer Nähe einer Windkraftanlage.
"Irgendwo zwischen 10 000 und 100 000 pro Jahr" liegt die tatsächliche Zahl der getöteten Vögel nach Einschätzung von Hermann Hötker vom Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund Deutschland aus der Storchenzentrale Bergenhusen. Das entspräche bei den derzeit etwa 20 000 bundesweit installierten Windkraftanlagen einer Quote von ein bis zwei Vögeln pro Anlage und Jahr. "Das, was man findet, ist nicht unbedingt das, was verunglückt ist, weil vor allem kleinere Tiere in vielen Fällen sofort von irgendwelchen Aasfressern weggetragen werden. Das geht rasend schnell", erklärt der Ornithologe den großen Unterschied zwischen den gemeldeten Todesfällen und seiner Annahme. Viele verendete Tiere würden auch schlicht nicht gefunden, weil Windkraftanlagen auch in Getreidefeldern stehen, in denen Vogelopfer schwer auffindbar sind.
Greifvögel fallen den Rotoren zum Opfer
Obwohl Hötker die Zahl der von Windenergieanlagen getöteten Vögel weit höher einschätzt, als die vorliegenden Daten vermuten lassen, hält er Windräder nicht per se für gefährliche "Vogel-Schredderanlagen". "Es kommt vor allem auf den Standort an", sagt er. Bei 80 bis 90 Prozent der Anlagen sei der sogenannten "Vogelschlag" so gut wie kein Problem. "Stehen die Windräder allerdings dort, wo Gänse oder Wattvogelarten wie beispielsweise Goldregenpfeifer vorkommen, kann es zu Verdrängungseffekten kommen". Für diese Arten sieht es vor allem dann schlecht aus, wenn es nicht genügend Ausweichreviere gibt.
Einige Vogelarten zeigen laut Höttger zu wenig rettende Scheu gegenüber Windrädern. Vor allem Greifvögel fallen den Rotorblättern zum Opfer. Unter den 681 bislang tot aufgefundenen und gemeldeten Vögeln waren 99 Rotmilane, 95 Mäusebussarde und 32 Seeadler. Diese drei Gattungen führen die Statistik an. Hötker leitet eine vom Bundesumweltministerium geförderte Studie zu den Kollisionen der Greifvögel mit den Windkraftanlagen. Sie soll generell einmal aufzeigen, warum gerade elegante Beutejäger so oft in ihr Verderben fliegen.
Bildquelle:
© ARD Degeto / Quad Productions
(Highlights im ARD-Sommerkino)
http://bilderdienst.bundestag.de/collections/605274415/_1...
(Wie viel verdient ein Bundestagsabgeordneter?)
Bild © ARD/Nicole Manthey
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dithmarscher-kohltage.de
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