Stationen des Erfolgs

Seine Karriere lässt sich in vier Abschnitte teilen. Mit seinem ersten Auftritt 1954 als Ersatz für einen Tenor bei dem Laienoperettentheater in seinem Geburtsort Tirnovo begann seine Karriere. Dort und in der Staatsoper Rousse sang er bis 1965 vor allem Operettenpartien.

Die zweite Phase (bis 1975) führte ihn vom kleinen Theater in Döbeln (1965-1968) über die Städtischen Bühnen in Magdeburg (1968-1971), das Landestheater Halle (1971-1976) zur Deutschen Staatsoper nach Berlin (1976-1984).

Bis 1975 sang er fast ausschließlich an Bühnen der DDR. Am 12. Oktober 1975 begann seine internationale Karriere mit dem Tristan in einer Everding-Inszenierung an der Oper in Dresden. Seine hervorragende Interpretation verschaffte ihm den Ruf nach Bayreuth zum "Jahrhundert-Tristan". Die Staatsoper in Berlin, die ihn vorher vernachlässigt hatte, reihte ihn in das Ensemble ein.

In der dritten Phase (bis 1984) gastierte er als Mitglied der Deutschen Staatsoper an allen berühmten Opernhäusern (Bayreuth, Wien, Mailand, München u. a.)

Aus privaten Gründen ließ er sich mit seiner Frau und seinem Sohn 1984 in Bad Ischl nieder. Frau und Sohn galten als Republikflüchtlinge. Deshalb konnte Wenkoff erst 1990 wieder an der Deutschen Staatsoper auftreten. In der vierten Phase (ab 1984) reiste er durch die Welt und sang als freischaffender Künstler an den wichtigsten Opernbühnen. 1993 zog er sich zurück. Am 12. August 2013 ist er nach langer Krankheit gestorben.

Seine Rollen

Wenkoffs Fleiß war immens: 80 Partien hat er in ca. 3000 Vorstellungen, darunter viele Operetten in der ersten Phase, gesungen. Weltruhm erlangte er mit dem Tristan (226-mal),dem Tannhäuser (164-mal) und dem Othello (82-mal).

Seine internationale Karriere basierte auf den großen und schweren Wagnerpartien. Damals mangelte es an Wagnertenören. Von Aussehen, Stimme und Musikalität waren ihm Tannhäuser und Tristan auf den Leib geschrieben. Leider vernachlässigte er das italienische Fach, obwohl seine Stimme auch dafür sehr geeignet war.

Tristan - ein Vergleich

Es gibt nur wenige in Handel erhältliche Aufnahmen. Den Tannhäuser als DVD der Bayreuther Festspiele von 1978 und Aufnahmen mit Wagner-Arien. Im Internet ist Wenkoff auf YouTube zu sehen und zu hören. Das alles ist für die Bedeutung von Wenkoff als Sänger zu wenig.

Die Qualitäten von ihm erkennt man im Vergleich der Tristan Passagen im III. Akt mit anderen Interpreten. Dabei stechen folgende Aspekte besonders hervor: seine saubere Stimmführung und Artikulation, seine musikalisch beherrschte Gestaltung der Todesrage (ohne die peinlichen.

Gefühlsschreie mancher Kollegen), seine Genauigkeit in Tonhöhe und Rhythmik, sein Durchhaltevermögen und nicht zuletzt sein leicht anspringender Heldentenor mit baritonaler Färbung, der ideal für diese Partie ist. Mag diese partiturgenaue Gestaltung vielleicht nicht modern sein, so spürt man beim Wenkoff das erfolgreiche Bemühen, der Oper mit Achtung und Anstand zu begegnen.

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Wo aber sind die vielen Mitschnitte seiner Aufführungen? Warum sind sie nicht zu bekommen? Wiederholt sich auf dem CD-Markt ein ähnliches "Übersehen", wie es ihm von der Deutschen Staatsoper oder von Lorin Maazel zugemutet worden war?

 

 

Spas Wenkoff privat

Portrait (Bild: Peter Schneider, Rostock)

Die Biografie

 

Der Freund und Kollege Peter M. Schneider, ebenfalls Sänger und ehemaliger Opernintendant in Stralsund, lässt Wenkoff in seinem Buch "Heldentenor Spas Wenkoff. Alles war Zufall" direkt zu Wort kommen. Die Tonbandaufzeichnungen der Lebenserzählung stellt der Autor zusammen und erläutert die Situationen. Beide waren nicht nur beruflich verbunden, sondern auch befreundet. Ein Briefwechsel, vor allem nach der "Republiklucht", ergänzt die sehr persönliche Biografie. Sie endet mit einem Stellungnahme Wenkoffs zum Leben als Sänger und zur Oper heute.

Klar arbeitet der Autor die "bürokratischen" Schwierigkeiten heraus, denen ein Sänger ausgesetzt ist. Die sehr späte Anstellung Wenkoffs an der Staatsoper Berlin ist dafür ein Beispiel. Wenkoff ist in der Darstellung von Schneider ein harter, disziplinierter Arbeiter. Dies ist Voraussetzung für seinen Erfolg. Die Biografie lässt den Leser in (auch negative) Funktionsweisen des Opernbetriebs blicken. Nicht das Anekdotische stellt Scheider in den Vordergrund, sondern die harte berufliche Arbeit als Voraussetzung für den Erfolg. Und den Menschen Spas Wenkoff, der durch seine Nüchternheit und seine Anständigkeit Respekt verdient. Diese Sichtweise vermittelt das Buch von Schneider vorbildlich.

Sicherlich, ganz vergessen ist Spas Wenkoff nicht. Aber seine Leistung wird zu wenig gewürdigt. Möge sich dies ändern.

 

Schneider, Peter M.: Der Heldentenor Spas Wenkoff. Alles war Zufall, Rostock, BS Verlag 2008, ISBN 978-3-86785-051-3, 253 Seiten / 16,50 Euro

 

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