Der Tod - das letzte Geheimnis des Lebens - Rezension
Der Tod ist unausweichlich doch in einer Zeit des Konsums und materiellen Erfolgs ignorieren wir ihn gerne. Über den Tod zu sprechen ist die einzige Form, dieses Tabu zu brechen.Herz oder Gehirn - der letzte Atemzug
Welche Sinne bleiben dem Menschen bis zuletzt erhalten? Wo ist die genaue Grenze zwischen Leben und Tod? Während die Feldärzte im Krieg das Ableben eines Menschen einfach überprüften, indem sie einen Spiegel vor seinen Mund hielten, und beobachteten, ob er beschlug oder nicht, ist es mit dem heutigen Stand der Medizintechnik absurderweise viel komplizierter geworden den Tod festzustellen. Der Hirntod ist nach heutiger Definition dann eingetroffen, wenn ein Menge an Kriterien erfüllt sind, beispielsweise die Bewusstlosigkeit sowie ein Fehlen von Schmerz-, Würge- und Pupillenrefexen. Eng mit dem Hirntod ist auch die Thematik der Organspende verbunden, die im Buch ebenfalls angesprochen wird.
Der Tod: Das letzte Geheimnis des Lebens. - Daten, Fakten... |
Nahtoderfahrungen
Auch immer wieder geschilderte außerkörperliche Erfahrungen im Übergang vom Leben zum Tod, sogenannte Nahtoderfahrungen nehmen die Autoren zum Anlass aus ihrer medizinischen Sichtweise zu erklären. Sie führen die faszinierenden Erlebnisse, die die Menschen seit undenklichen Zeiten beschreiben, auf ein Hirnareal (Scheitellappenregion) zurück, das für die Selbstwahrnehmung verantwortlich ist. Durch elektrische Stimulation dieser Region lassen sich anscheinend auch beim gesunden Menschen Gefühle des Austritts aus dem Körper auslösen, genauso wie auch bei der Einnahme bestimmter halluzinogener Drogen.
Die Evolution - ein langer Weg
Ein enorm spannendes Kapitel ist die Darstellung und Beschreibung der Evolution von den Anfängen bis hin zum menschlichen hochkomplexen Neurotransmittersystem. Ohne den Tod wäre es niemals zu einer solch hochentwickelten Spezie wie dem Menschen gekommen. Ein Zitat aus dem Buch beleuchtet das Leben als ein thermodynamisches System, das ständig Energie mit seiner Außenwelt austauscht:
"Das Leben ist ein Zustand des Nicht-Gleichgewichts mit der Außenwelt, ein Zustand, der dem natürlichen Gleichgewichtsstreben der Materie zuwider läuft. Der Tod stellt nach den Gesetzen der Thermodynamik diese Rückkehr zum Gleichgewicht dar."
Das 1 x 1 des Seins: Gebrauchsanleitung | Was ist Tod? |
Todesarten - Von Vergiftung bis Stromschlag
Ausführlich beschäftigt sich das Buch auch mit ungewöhnlichen und spektakulären Todesarten: Erhängen, Drogen, Blitzschlag etc., alles kommt zur Sprache und wird medizinisch erklärt. Was das Buch besonders lesenswert macht ist die sprachliche Ebene, in der sich die beiden Mediziner an den Leser wenden: zwar anspruchsvoll, aber nie überfordernd.
Post-mortem-Prozesse
Wer zart besaitet ist, kann dieses Kapitel überblättern. Die beiden Autoren erklären die chemische Zusammensetzung des menschlichen Körpers und erläutern, dass die Prozesse, die in unserem Körper nach unserem Ableben stattfinden, Teil des Kreislaufs zur Wiederverwertung von Energie und Materie sind. So ist auch der Mensch nur Teil eines komplexen Ökosystems.
T-Shirt Ich bin nicht tot, ich rieche nur komisch! |
Fazit
Das Buch "Der Tod - das letzte Geheimnis des Lebens" zeigt das Leben und den Tod in sehr vielen Facetten. Der Leser erfährt, wie außergewöhnlich die Entstehung von Leben ist und durchläuft von Kapitel zu Kapitel eine Reise durch Raum und Zeit. Die Autoren schaffen es, nicht nur mit ihrem Sachverstand und ihrer Beschreibung der Phänomene beim Lesen zu faszinieren, sie unterstützen ihre Worte auch durch eine reichhaltige Bebilderung.
Zwar gelingt es den Autoren nicht, dem Leser den Tod "schmackhaft" zu machen, aber die Lektüre animiert durchaus, den Tod in ruhiger und sachlicher Weise zu betrachten.
Und der Humor kommt letzten Endes auch nicht zu kurz, denn das letzte Kapitel handelt vom "Sich Totlachen". Hier eine kleine Kostprobe:
"Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn es passiert."
Woody Allen