Regionalität auch bei den Weihnachtsbäumen

Wie bei Lebensmitteln nimmt der Trend nach Regionalität auch bei Weihnachtsbäumen immer weiter zu: 30 Prozent der Bäume werden direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft, weitere 30 Prozent im Straßenhandel und der Rest in Supermärkten sowie in Garten- und Baumärkten.

90 % der Weihnachtsbäume stammen aus Deutschland. 88 bis 90 Prozent dieser Bäume werden im Forst geschlagen, während zehn bis zwölf Prozent der Weihnachtsbäume im Topf mit Ballen gekauft und nach dem Fest eingepflanzt werden. 

Weihnachtsbaum: Wer hat's erfunden?

Die Tradition der Weihnachtsbäume hat keinen geschichtlichen Ursprung, sondern entstand aus Bräuchen verschiedener Kulturen. Zum Beispiel hängten die Römer Lorbeer- und Tannenzweige als Schutz gegen Krankheiten und böse Geister auf. Später wurden Bäume mit Äpfeln zur Erinnerung an den Sündenfall und die Befreiung des Menschen von der Erbsünde behängt.

Der erste Weihnachtsbaum fand sich in Erzählungen über mehrere Bäcker in Freiburg, die im Jahre 1419 gemeinsam einen Baum mit Naschereien, Früchten und Nüssen behängten, den die Kinder nach Neujahr plündern durften.

Über den Weihnachtsbaum im Jahr 1539 vor dem Straßburger Münster gibt es einen urkundlichen Beleg.

Den ersten Weihnachtsbaum reklamieren die Esten und Letten aber für sich. Dort fanden sich deutschstämmige Kaufleute im Mittelalter in der Bruderschaft der Schwarzhäupter zusammen. In Riga stifteten sie 1510 zur Wintersonnenwende eine Tanne zum Verbrennen. Während die Bürger wegen der Brandgefahr heftig über einen Aufstellungsort in der Stadtmitte diskutierten, sollen Kinder die Tanne mit Wollfäden, Äpfeln und Stroh geschmückt haben. Der Baum wurde nicht verbrannt und blieb stehen, weil er allen Bürgern gut gefiel. Tallinn behauptet, bereits 1441 hätten die Schwarzhäupter in Tallinn einen geschmückten Baum zur Weihnachtszeit aufgestellt.

Streit hin, Streit her: Im Baltikum war's.

Historiker sehen den Beginn der Weihnachtsbaumtradition Anfang des 17. Jahrhunderts, als die Weihnachtsbäume zum ersten Mal neben mit Süßem und Äpfeln auch mit Kerzen geschmückt wurden, und 1775 führte Johann Wolfgang von Goethe den Weihnachtsbaum am Hofe zu Weimar ein.

Da der Weihnachtsbaum lange Zeit als heidnischer Brauch von der katholischen Kirche abgelehnt wurde, wurde er erst im 19. Jahrhundert zum Volksbrauch zum Weihnachtsfest. Die Auswanderer des 18. Jahrhunderts nahmen die Tradition mit nach Amerika, von wo aus sie sich über die ganze Welt verbreitete.Um 1830 wurden die ersten Christbaumkugeln geblasen. 1882 wurde der erste Weihnachtbaum mit elektrischer Beleuchtung in Amerika aufgestellt.

Weihnachtsbaumproduktion in Deutschland .....

Etwa 2.000 bis 4.000 Produzenten sind in Deutschland im Haupt- oder Nebenerwerb mit dem Anbau und der Kulturpflege von Weihnachtsbäumen beschäftigt. Weil die Nebenerwerbsbetriebe nur lückenhaft erfasst sind, schwanken die Zahlen für die Anbaufläche für Deutschland zwischen 30.000 und 50.000 Hektar. Im Haupterwerb sichert die Weihnachtsbaumproduktion rund 8.200 Dauer- und 7.500 Saisonarbeitsplätze. Die Branche erzielt einen jährlichen Umsatz der Branche von fast 700 Millionen Euro. Deutschland exportiert insgesamt etwa eine Million Weihnachtsbäume, vor allem in die Schweiz, Frankreich, Österreich und Polen.

Nordrhein-Westfalen besitzt mit rund 18.000 Hektar bundesweit die größte Anbaufläche von Weihnachtsbäumen; allein 12.500 Hektar entfallen davon auf das Sauerland. Dort werden zusammen mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen rund zwei Drittel der deutschen Bäume produziert. Hinzu kommen kleinere Anbaugebiete in Bayern und Rheinland-Pfalz. Die Region Südwestfalen zählt zu den wichtigsten Anbaugebieten in Europa.

Das Land Nordrhein-Westfalen stoppt derzeit die Ausbreitung von Weihnachtsbaumplantagen in seinen Wäldern. Dort sind in Zukunft neue Kulturen mit mehr als zwei Hektar Fläche genehmigungspflichtig.

.....und in Europa

In Europa gibt es 120.000 Hektar Anbaufläche für Weihnachtsbäume. Die größten Anbauflächen hat Deutschland (geschätzt nach Angaben des Nordmanntanne-Informationszentrums) mit 25 Prozent, Dänemark mit 20 Prozent, Polen mit 11 Prozent, Großbritannien mit 10 Prozent und Frankreich mit 8 Prozent. 

Dänemark ist für Deutschland das wichtigste Importland für Weihnachtsbäume. Nach offiziellen Angaben werden jährlich vier Millionen Bäume importiert. Dabei hat sich Dänemark besonders auf die großen Bäume mit einer Höhe von 4 bis 4,5 Meter Höhe für Kirchen, Warenhäuser und Weihnachtsmärkte europaweit spezialisiert.

Zucht und Pflege der Weihnachtsbäume

Pro Hektar Weihnachtsbaumplantage investiert der Produzent jährlich 80 Stunden. Das sind fast ausschließlich Arbeitsstunden mit Handarbeit. Teilweise helfen bei der Bekämpfung der um die Bäume herumwuchernden Gräser Shropshire-Schafe, eine alte aus England stammende schnellwüchsige Hausschafrasse. Sie wird wegen ihrer robusten Konstitution und großen Anpassungsfähigkeit auch bei sehr kargem Futterangebot sehr geschätzt.

Das Saatgut für die Nordmanntanne wird vorzugsweise aus Georgien importiert. Dortige Nordmanntannen haben ein besonders schönes Wuchsbild und einen Spätaustrieb, der das Frostrisiko mindert. Zur Ernte werden die Zapfen von Bäumem oft in einer Höhe von 60 Metern von Hand gepflückt.

Nach der Aussaat stehen die Sämlinge zwei Jahre im Saatbeet in der Baumschule. Dann werden sie ins Vorschulbeet verpflanzt und kommen dann nach weiteren zwei Jahren ins endgültige Weihnachtsbaumquartier, die Baumschule. 

Geerntet werden die Bäume dann im Alter von acht bis zwölf Jahren. 

Sorgsame Pflege des gekauften Weihnachtsbaumes

Wer einen geschlagenen Weihnachtsbaum erstanden hat, sollte diesen bis zum Fest an einer schattigen Stelle draußen oder auf dem Balkon in einem Eimer mit Wasser und abgenommenen Netz aufbewahren. Wenn der Baum kurz vor dem Fest ins Zimmer geholt wird, sollte er noch einmal angesägt werden und in einen Ständer mit Wasser, einem Esslöffel Zucker oder "Blumenfrisch" oder ähnlichem Zusatz gestellt werden. Ein Standort möglichst weit weg von der Heizung und ein tägliches Gießen machen ihn für viele Tage "haltbar".

Ein Weihnachtsbaum mit Ballen muss bereits im Freien regelmäßig gegossen werden. Er sollte erst kurz vor Weihnachten ins Zimmer gestellt werden. Seinen Platz sollte er möglichst weit weg von der Heizung finden und immer weiter gegossen werden. Schon nach zwei bis drei Tagen sollte der Baum wieder ins Freie kommen und dort, wenn das Wetter frostfrei ist, eingepflanzt werden.

Die verschiedenen Sorten von Weihnachtsbäumen

- Die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) ist gemessen am Marktanteil der beliebteste Weihnachtsbaum. Benannt ist sie nach dem finnischen Botaniker Alexander von Nordmann, der sie 1836 im Kaukasus entdeckte. Die Nordmanntanne wird nur für Weihnachtsbaumzwecke angebaut. Sie hat weiche, glänzend-tiefgrüne, nichtstechende Nadeln, eine gleichmäßige Wuchsform und zeichnet sich v.a. durch eine hohe Nadelfestigkeit aus. Da sie bis zu 15 Jahre benötigt, um Zimmerhöhe zu erreichen, ist sie auch der mit Abstand teuerste Weihnachtsbaum.
- Die Blaufichte (Picea pungens) - oft fälschlicherweise als "Edeltanne" bezeichnet - ist der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen. Sie stammt aus Nordamerika und wird seit 1860 in Europa angebaut. Ihre Nadeln haben einen blauen Schimmer, dessen Intensität einerseits vom Typ, andererseits von der Witterung abhängig ist. Die Blaufichte hat eine mittlere Haltbarkeit und liegt preislich etwas über der Fichte. Aufgrund ihrer starken, gleichmäßig etagenförmig gewachsenen Äste ist sie besonders für schweren Baumschmuck und für echte Kerzen geeignet. Ihre Nadeln stechen stark, duften aber herrlich nach Wald.
- Die Edeltanne (Abies procera), auch Nobilistanne (Abies nobilis) genannt, stammt aus dem westlichen Nordamerika und wurde erst 1930 nach Europa eingeführt. Sie liegt etwa auf dem gleichen Preisniveau wie die Nordmanntanne, ist aber noch haltbarer. Sie hat etagenförmig angeordnete Zweige und weiche, blaugrüne Nadeln, die äußerst intensiv nach Orangen duften. Den Geruch kann man noch verstärken, indem man die am Stamm befindlichen Harztaschen (kleine Beulen) mit einer Nadel aufpiekst.
- Die Fichte (Picea abies), wegen ihrer kupferbraunen Rinde auch Rottanne genannt, ist in Deutschland mit einem Waldflächenanteil von über 28 Prozent die verbreitetste Baumart. Die im Rahmen der regulären Waldpflege entnommenen Bäume werden, wenn sie ansehnlich gewachsen sind, auch als Weihnachtsbäume verkauft. Die Fichte ist der preiswerteste Weihnachtsbaum, allerdings weist sie auch die geringste Haltbarkeit auf, denn sie nadelt in warmen Räumen schon nach wenigen Tagen.
- Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) gehört weder zu den Tannen, noch zu den Fichten, sondern sie bildet eine eigene Gattung. Sie war vor der Eiszeit auch in Europa heimisch, überlebte aber nur in Nordamerika. Der schottische Botaniker Douglas - daher der Name - führte sie im 18. Jahrhundert wieder nach Europa ein. Aus forstlicher Sicht ist sie bei uns heute die wichtigste "fremdländische" Baumart. Die Douglasie hat weiche, dünne Nadeln, die einen intensiven Zitrus-Duft verströmen. Wegen ihrer dünnen, biegsamen Zweige ist sie nur für leichten Baumschmuck geeignet. Ihre Haltbarkeit ist etwa mit der Blaufichte zu vergleichen; preislich ist sie etwas günstiger als diese.
- Die Kiefer (Pinus sylvestris) hat schöne Nadeln und einen interessanten Wuchs. Dieser ungewöhnliche Weihnachtsbaum bleibt in der Wohnung lange frisch. Er duftet besonders schön nach Wald, ist aber schwierig zu schmücken.Die Colorado-Tanne (Abies concolor) hat lange, silbergraue Nadeln, einen lebhaften Wuchs und einen schönen Duft.
- Die Korea-Tanne (Abies koreana) kommt, wie ihr Name schon verrät, aus Korea. Bei uns wird sie circa 12 Meter hoch. Sie eignet sich gut als Christbaum mit Ballen.

Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff. Wegen ihrer deutlich schlechteren Ökobilanz bei ihrer Produktion und Entsorgung sollen Plastikbäume in diesem Artikel nicht weiter angesprochen werden.

Im Trend liegen auch online bestellte Weihnachtsbäume aller Art, die – neuester Schrei – bereits fertig geschmückt angeliefert werden.

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