Zeichnung eines indianischen Winterkalenders (Bild: Bernd Teuber)

Der ägyptische Sonnenkalender hatte bereits 365 Tage

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot, der Ägypten um 450 vor Christus bereiste, bezeichnete das Land als "Geschenk des Nils". Und tatsächlich bestand das alte Ägypten aus einem höchstens 10 Kilometer breiten fruchtbaren Streifen rechts und links der letzten 1000 Kilometer des Nils vor seiner Mündung in das Mittelmeer. Dazu kam noch die Ebene des Mündungsdeltas mit seinen mehr als zehn Mündungsarmen. Das landwirtschaftlich intensiv genutzte Niltal bildete die Wirtschaftsgrundlage für die mehr als 1,5 Millionen Einwohner. Doch auch hier gab es Überschwemmungen.

In einem wichtigen Punkt unterschied sich aber der ägyptische Kalender von dem der Babylonier. Das babylonische Jahr hatte nur 354 Tage, die sich aus zwölf Mondzyklen zu je 29 1/2 Tagen ergaben. Die Kürze dieses Mondjahres machte es erforderlich, immer wieder lange Schalt-Zeiten einzufügen, damit die Kalenderzeit auch mit der Jahreszeit übereinstimmte. Der ägyptische Sonnenkalender hatte bereits 365 Tage. Die Sterngucker am Nil hatten auch herausgefunden, dass das Sonnen-Jahr eigentlich 365 1/4 Tage dauerte. Diese geringe Differenz von einem viertel Tag wurde ebenfalls durch gelegentliche Einschiebungen ausgeglichen.

Die Bilderzeichen des indianischen Kalenders waren spiralförmig angeordnet

Auch die amerikanischen Ureinwohner besaßen eine Art Kalender indem die Stammesgeschichte festgehalten wurde. Er war rückwärtsgerichtet und enthielt nur das wichtigste Ereignis des ganzen Jahres. Die Zahl der Jahre wurde bei ihnen nach "Wintern" benannt. Das herausragende Ereignis konnte ein seltenes oder folgenschweres Naturschauspiel sein, der Besuch eines bedeutenden Gastes, der Tod des Häuptlings, der Überfall eines fremden Stammes, ein leuchtender Meteor am nächtlichen Himmel, eine Seuche, eine Dürre oder Überschwemmung.

Die Schrift, die solch rare Ereignisse beschrieb, war klar und einfach, da sie nur aus farbigen Bilderzeichen bestand. Als Schriftstück diente die haarlose Seite einer Bisonhaut, auf der die Bilder spiralförmig von innen nach außen gezeichnet worden waren. Diese Anordnung hatte für die Indianer eine ganz wichtige Bedeutung. Für sie war der Kreis etwas Heiliges. Die Sonne, der Mond, die Bahnen, die sie ziehen, der Wassertropfen und der Regenbogen, alles ist nur ein Kreis.

Auch die hohen Kulturen der Mayas (300 - 925 nach Christus) und Azteken (1200 - 1500 nach Christus) besaßen Kalender. Nach ihnen richtete sich das ganze Leben der Menschen. So mussten beispielsweise die Opfertage ganz genau eingehalten werden. Der Aztekengott Tlaloc etwa bestand darauf, dass im März ein Priester mit der abgezogenen Haut eines Menschenopfers um seinen Altar tanzte. Kam endlich der Regen, musste man Tlaloc pünktlich auf den Tag ein kleines Kind als Dank-Opfer darbringen. 

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