Letzter Ausweg: Auseinandernehmen!

Wohl jeder, der in den 1980er Jahren aufwuchs, hielt ihn in den Händen und drehte ihn unzählige Male: Die Rede ist natürlich vom Zauberwürfel! Kein anderes Geduldsspiel fasziniert die Menschen weltweit mehr als der auf den ersten Blick unscheinbare Würfel, der auf jeder Seite aus 9 Steinen besteht, die reihenweise gedreht werden können. Und kein anderes Geduldsspiel stellte dieselbe stärker auf die Probe. Unzählige Menschen verzweifelten schier an dem Zauberwürfel.

Einer von ihnen war der Artikelautor, der etwa Mitte der 1980er Jahre ein Exemplar geschenkt bekam. Eine einzige Seite mit denselben färbigen Steinen zu bilden war ein Kinderspiel. Doch wie sollte er es schaffen, alle 6 Seiten mit jeweils einer Farbe zu versehen? Die Antwort: Gar nicht! In einem Akt völliger Verzweiflung zerlegte er den Zauberwürfel und setzte ihn dem gewünschten Resultat entsprechend wieder zusammen. Reine intellektuelle Notwehr eben! Denn wer möchte schon zugeben, an einem Stück Plastik gescheitert zu sein?

Zauberwürfel allenort

In den englischsprachigen Ländern heißt der Zauberwürfel übrigens nach seinem Erfinder Rubik's Cube. Wir verdanken somit dem Ungarn Ernő Rubik unzählige Stunden ruhe-, rast- und mitunter erfolglosen Drehens und Grübelns. Ursprünglich hatte der Bauingenieur und Architekten den Zauberwürfel als Denksportaufgabe für seine Studenten entwickelt. Das ebenso einfache, wie komplexe Prinzip des Geduldspiels faszinierte aber schon bald auch außerhalb Ungarns.

1975 erhielt Rubik das Patent für den Zauberwürfel und zwei Jahre später waren die ersten westlichen Exemplare in England zu kaufen. 1980 folgte Deutschland und eine Welle der "Zauberwürfel-Manie" überschwemmte die Republik! Ob in den heimischen vier Wänden, Büros, Klassenzimmer, Lehrerzimmer oder Toiletten: Überall klickte es, meist vom Gemurmel der verzweifelnden Spieler begleitet. Denn lösen konnte das Rätsel kaum jemand!

43 Trillionen Kombinationsmöglichkeiten!

Kaum verwunderlich, angesichts der Kombinationsmöglichkeiten. Bessere Mathematiker als der Artikelautor haben errechnet, dass der Zauberwürfel über 43 Trillionen Möglichkeiten an verschiedenen Positionen einnehmen kann. Durch bloßes Ausprobieren lässt sich ein solches Rätsel naturgemäß nicht knacken.

Weltmeisterschaften im Zauberwürfellosen

Gefinkelte Spieler schafften es dennoch, und bereits 1981 fand die erste Weltmeisterschaft im Lösen des Zauberwürfels statt. Der Sieger schafte es in 38 Sekunden, den 40-mal verdrehten Würfel zu lösen. Die aktuelle Weltrekordzeit liegt bei rund 6 Sekunden. Zu sehen ist der Weltrekord in diesem Youtube-Video, das übrigens nicht im Zeitraffer abgespielt wird. Die Finger des Weltrekordhalters flitzen tatsächlich dermaßen flink über den zauberwürfel!

Was für mathematisch simpel gestrickte Gemüter wie den Artikelautor bereits unfassbar ist, wird durch eine noch unglaublichere Disziplin ins geradezu Mystische gesteigert. Beim "Blindfold Cubing" müssen die Teilnehmer einen verdrehten Zauberwürfel mit verbundenen Augen lösen. Auch hierzu gibt es ein Youtube-Video, das den aktuellen Weltrekordhalter zeigt.

Will Smith löst den Zauberwürfel

Selbst Hollywoodstar Will Smith schafft es, den Zauberwürfel binnen weniger Sekunden zu lösen. Für den 2006 inszenierten Film "Das Streben nach Glück" (Originaltitel: "The Pursuit of Happyness") übte er das Lösen des Zauberwürfels, um seinen Protagonisten authentischer darstellen zu können. Mit Erfolg, wie man in dieser Aufzeichnung einer TV-Show eindrucksvoll sehen kann!

Lösungen für den Zauberwürfel

Natürlich existieren zahlreiche Lösungsstrategien- und wege, wie man den Zauberwürfel lösen kann. Neben kostenlosen Lösungen aus dem Web, gibt es auch entsprechende Literatur zu diesem Thema.

Ernő Rubik: Schicksal ähnlich dem "Tetris"-Erfinder

Längst sind auch Zauberwürfel erhältlich, die aus wesentlich mehr Steinen bestehen und damit natürlich ungleich komplexer sind. Den Original Spielspaß bringt aber natürlich nur Rubiks Erfindung mit den 3x3x3 Steinen! Versuche, an den Erfolg des Zauberwürfels anzuknüpfen, misslangen: Von "Rubik's Magic" über "Rubik's UFO Puzzle" bis hin zu "Rubik's Clock" vermochte kein Geduldsspiel mehr auch nur im Entferntesten an den Zauberwürfel heranzureichen.

Die Vermutung, dass Ernő Rubik mit seiner viele Millionen mal verkauften Erfindung phänomenal reich wurde, trifft nicht zu, wurde seine Erfindung doch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs patentiert. Ein Schicksal, das er mit "Tetris"-Erfinder Alexei Leonidowitsch Paschitnow teilte, dessen berühmtes Computerspiel von der Sowjetuntion vertrieben wurde, die somit sämtliche Lizenz-Einnahmen kassierte. Nach dem Auslaufen der Rechte 1996 erhielt Paschitnow zwar die Rechte an "Tetris", doch der Hype war zu diesem Zeitpunkt bereits längst dahin.

Zumindest können sich Ernő Rubik und "Tetris"-Erfinder Alexei Leonidowitsch Paschitnow damit trösten, die beiden erfolgreichsten Spiele des ehemaligen Ostblocks entworfen und Millionen Menschen viele Stunden Spielspaß beschert zu haben - oder viele Stunden Frust, wie im Falle des am Zauberwürfel dereinst verzweifelten Artikelautors...

Verzweifelten Sie am Zauberwürfel?
Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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