Kinderspiel Schach?

Für viele Erwachsene klingt die Behauptung, dass Schach gewissermaßen ein Kinderspiel ist, zunächst völlig absurd. Schach, so das aus unzähligen Filmen oder Büchern gewonnene Bild, ist ein Spiel, das von russischen Atomwissenschaftlern oder Jugendlichen mit einem Albert-Einstein-IQ gespielt wird. Für "normale" Kinder ist das nichts! Richtig?

Leider muss ich dieses liebgewonnene Bild gründlich revidieren, und zwar aus eigener Erfahrung. Als durchschnittlich intelligentes Kind erlernte ich das Schachspielen völlig problemlos in der Grundschule und kann Eltern nur empfehlen, Ihren Kindern das "Spiel der Könige" selbst beizubringen oder in einem Verein erlernen zu lassen. Denn auch dies mag einige Leser überraschen: Kinder sind in Schachvereinen stets willkommen! Es gibt sogar spezielle Schachturniere für Kinder.

Das richtige Alter fürs Schach

Wann sollte man nun damit beginnen, einem Kind Schach zu lehren? Natürlich spielt die Entwicklung und Reife des jeweiligen Kindes eine wichtige Rolle. Sehr vereinfacht gesagt kann man davon ausgehen, dass Kinder spätestens mit Erreichen der Schulreife die Regeln, Grundzüge und Taktiken von Schach erlernen und selbstständig weiterentwickeln können.

Wertvolle Unterstützung bietet kindgerechte Software wie die Reihe "Fritz & Fertig", welche die komplexe Thematik in lustige Geschichten verpackt und somit spannend und unterhaltsam gestaltet. Je früher Kinder das Schachspielen erlernen, umso mehr Zeit bleibt ihnen für die individuelle Entwicklung.

Ist Schach nicht zu schwierig für mein Kind?

Nein! Für Außenstehende mögen die Züge mitunter verwirrend erscheinen. Tatsächlich aber sind die Spielzüge sehr einfach zu erlernen und selbst die Sonderregeln (Rochade, En passant schlagen, etc.) werden rasch verinnerlicht. Was wir Erwachsenen oft vergessen: Kinder sind nicht bloß lernwillig, sondern lernbegeistert! Jedes Kind lernt von Natur aus mit Freuden und ist an seiner Umwelt interessiert. Allerdings unterscheidet sich diese Freude am Lernen beträchtlich von unserer Vorstellung des Lernens, indem man Kinder stundenlang in einen miefigen Raum mit dutzenden anderen Kindern einsperrt und dazu verdonnert, still zu halten.

So unglaublich es angesichts von grellen, lauten Videospielen auch klingen mag: Schach übt einen ganz speziellen Reiz aus. Die Spielfiguren tragen martialische Namen wie Turm, Springer oder Läufer, und der Spieler hat es selbst in der Hand, ihnen Stärke zu verleihen und somit den Gegner zu besiegen. Kinder lieben die Herausforderung!

Warum sollte mein Kind Schach erlernen?

Logisches Denken

Wie kaum ein anderes Spiel fördert Schach das logische Denken, die Konzentration und insbesondere die Kreativität eines Kindes. Anders als bei vielen Computerspielen kann man nicht einfach alles niedermetzeln, was sich einem in den Weg stellt, oder gelangt auf vorgezeichnete Weise automatisch ans Ziel. Jeder Zug muss logisch durchdacht werden, da er Konsequenzen auf den weiteren Spielverlauf hat.

Je nach Spielstärke des Gegners kann beispielsweise bereits der Verlust eines Bauern, der vermeintlich schwächsten Spielfigur, zur Niederlage führen. Kinder erlernen somit logisches und sogar räumliches Denken. Denn neben der Kenntnis der Spielregeln ist logisches und räumliches Denken beim Schach am Wichtigsten. Jeder Zug erfordert zahlreiche Überlegungen, wie der Gegner auf diesen Zug reagieren könnte. Anders als bei Brettspielen wie "Mensch ärgere dich nicht" spielt Glück keine Rolle. Es liegt am Spieler, mit jedem Spielzug den Grundstein zum Sieg oder zur Niederlage zu legen.

 

Kreativität und Taktik

KreativSchach für Kinderität wird durch das Element der Taktik gefördert. Es gibt keinen "richtigen" oder "falschen" Weg zu siegen. Wird eine Offensive vom Gegner abgewehrt und der Spieler binnen weniger Züge zurückgedrängt, sodass der König in Gefahr gerät, muss die Taktik umgestellt werden. Der Reiz des Schachspiels besteht zu einem großen Teil darin, immer wieder neue Wege zu finden, um eine knifflige Situation zu meistern.

Gerade für Kinder mit ihrer natürlichen Neugierde stellt es einen Riesenspaß dar, unkonventionell zu handeln und immer wieder etwas völlig Neues auszuprobieren. Bestimmt konnten Sie bereits beobachten, dass die meisten Spiele irgendwann langweilig werden, weil die Spielmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Beim Schach ist dies nicht möglich: Alleine bei den ersten 10 Zügen soll es etwa 10 hoch 29 Kombinationsmöglichkeiten geben. Ganz davon zu schweigen, dass jeder Spieler seine ganz eigene Taktik verfolgt.

 

Konzentration

Viele Eltern können es gar nicht fassen, dass ihr Kind beim Schachspielen stundenlang völlig ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt. Dies liegt natürlich an der Spannung beim Spielen, die sich im Gehirn statt auf einem Computerbildschirm oder auf einem Fußballplatz abspielt. Der Spieler geht völlig in seinem Bemühen um den bestmöglichen nächsten Zug auf und lenkt seine ganze Konzentration darauf, sich den weiteren Partieverlauf vorzustellen und im Geiste nachzuspielen. Das ist bei Kindern nicht anders als bei Erwachsenen und eine vorzügliche Übung, sich einer einzigen Aufgabe zu widmen.

Frustriert eine Niederlage mein Kind?

Niederlagen stellen einen unabwendbaren und sogar wichtigen Bestandteil des Schachspielens dar. Wer immer nur gewinnt, kann sich weder weiterentwickeln, noch wird der Ehrgeiz entfacht. Natürlich schmerzt eine Niederlage auch Kinder. So manche Eltern ziehen daraus die Konsequenz, ihr Kind vor der "bösen" Welt beschützen zu wollen, indem sie ihnen nahelegen, das Schachspielen aufzugeben oder sie überhaupt aus dem Verein zu nehmen.

Dabei stellt eine Niederlage aber den Ansporn dar, Ehrgeiz und Fleiß zu entwickeln. Kein Kind schreibt oder liest auf Anhieb fehlerfrei. Trotzdem käme kein Elternteil auf die Idee, dem Nachwuchs mögliche Frustration wegen falsch geschriebener oder gelesener Wörter ersparen zu wollen. Natürlich schmerzt eine Niederlage - in ihr steckt aber auch der wachsende Keim, es erneut zu probieren und beim nächsten Mal eine andere Taktik zu verwenden oder die Züge noch besser im Voraus zu berechnen.

Wiederum aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass gerade Kinder Niederlagen oft besser wegstecken als Erwachsene. Als die schlechtesten Verlierer stellten sich nach meinen Partien die ach so vernünftigen Erwachsenen dar, während Kinder meist überlegten, wieso sie das Spiel verloren hatten und welche Züge besser gewesen wären.

Schach ist spielerischer Spaß für Kinder!

Vielleicht geht Ihnen, während Sie diese Zeilen lesen, durch den Kopf: "Klingt ja ganz toll, aber mein Kind wird Schach bestimmt langweilig finden."

Wenn Sie sich da mal nicht täuschen! Natürlich hat Schach, wie eingangs erwähnt, ein spießiges Image. Tatsache ist aber, dass das vermutlich älteste Brettspiel der Menschheitsgeschichte weltweit viele Millionen begeisterte Spieler unterschiedlichen Alters hat. Bestimmt kennen SIe jemanden, der in einem Verein Schach spielt und Ihr Kind ganz unverbindlich zu einem Vereinstreffen mitbringen könnte. Wahrscheinlich befinden sich in diesem Verein sogar Spieler im Alter Ihres Kindes!

Beim Schachspielen kann man nichts verlieren, sondern nur gewinnen. Das logische und räumliche Denken wird ebenso trainiert, wie Taktik und Konzentrationsfähigkeit. Und das Wichtigste dabei: Es macht einfach Spaß, mit anderen zu spielen! Denn bei aller Konkurrenz am Brett: Letzten Endes ist Schach ein Spiel, das gleichermaßen Kinder wie Erwachsene begeistert und schon so manche neue Freundschaft entstehen hat lassen.

Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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