Die 5. Welle: Science-Fiction-Film nach Rick Yanceys Bestseller
Aliens entfesseln die Apokalypse, die im Gegensatz zu Rick Yanceys Bestseller spannungsarm verläuft. Gute CGI-Effekte und Chloë Grace Moretz retten das langweilige Young-Adult-Spektakel auch nicht.Young Adult - old fashioned verfilmt
Dabei standen die Vorzeichen günstig: Jugendbuchautor Rick Yancey hatte mit dem 2013 erschienen Young-Adult-Roman "Die fünfte Welle" (im Original: "The 5th Wave") den Grundstein zu einer natürlich nicht originellen, aber interessanten Science-Fiction-Reihe gelegt, dem 2015 mit "Das unendliche Meer" ("The Infinite Sea") eine nicht mehr ganz so packende, aber ordentliche Fortsetzung folgte.
Hollywood schien aber nicht viel Vertrauen in eine erfolgreiche Verfilmung zu setzen: Unter der Regie des eher unbekannten J. Blakeson (bekannteste Regiearbeit: "Spurlos – Die Entführung der Alice") wurden gerade einmal knapp 40 Millionen Dollar an Budget in die Hand genommen, was für einen Invasions-Film nicht gerade üppig ist. Auch die Starpower von Chloë Grace Moretz, die bereits eine ordentliche Liste an box-office-lahmen Beinahe-Flops, darunter die völlig uninspirierten Remakes von "Carrie" oder "Let Me In", ihr Eigen nennt, darf zumindest derzeit noch als relativ überschaubar gelten. Entsprechend bieder fällt die Umsetzung der auch für erwachsene Science-Fiction-Fans empfehlenswerten Roman-Reihe aus.
Auch wenn "Die 5. Welle" keine völlige Katastrophe ist, greift man sich als Kenner der Vorlage nach starkem Beginn an den Kopf und fragt sich, warum Yanceys spannender Roman nicht einfach werkgetreu verfilmt, sondern verschlimmbessert wurde.
Eine fünfte Welle sie zu knechten
Das Szenario ist zwar relativ vertraut, aber dennoch spannend: Aus heiterem Himmel bricht die Apokalypse über die Menschheit herein. In fünf Wellen wollen garstige Aliens die Krone der Schöpfung absetzen. Mit der ersten Welle, einem elektromagnetischer Impuls, wird wie einem säumigen Kunden der Strom abgedreht. Danach folgen gewaltige Fluten, Erdbeben und die Vogelgrippe. Den endgültigen Garaus soll die fünfte Welle besorgen: Die Invasion der fast völlig entvölkerten Erde.
Nur Wenige, unter ihnen die junge Cassie (Chloë Grace Moretz), haben die Naturkatastrophen und Seuchen überlebt und sind gewillt, den Invasoren Widerstand zu leisten. Erschwert wird dies allerdings durch eine weitere Heimtücke der Aliens: Diese können menschliche Körper übernehmen und sind somit nicht von Mitmenschen zu unterscheiden. Wenigstens ihren kleinen Bruder Sam (Zackary Arthur) will Cassie in Sicherheit wissen. Doch die angeblich von der Armee organisierten Transporte in sichere Zonen erweisen sich als hinterhältige Falle: Die Erwachsenen, darunter Cassies Vater, werden getötet, die Kinder deportiert.
Nun liegt es an der jungen Frau, ihr einziges verbliebenes Familienmitglied zu retten. Dummerweise weiß sie nicht, wohin man ihn gebracht hat. Zu allem Überfluss läuft sie dem geheimnisvollen Evan Walker (Alex Roe) über den Weg und verliebt sich in den attraktiven Soldaten. Doch kann sie ihm vertrauen oder ist er ein Invasor, der sich lediglich ihr Vertrauen erschleichen möchte?
"Twilight": Bis(s) zum Abwinken
Erfolg weckt Begehrlichkeiten – diesem Paradigma folgt nicht nur die Damenwelt, die einen erfolglosen Loser wie den Rezensenten zu Recht mit Verachtung bestraft, sondern insbesondere Hollywood. Freilich handelt es sich um kein neuzeitliches Phänomen: Seit jeher wird versucht, aus einem Überraschungserfolg einen Trend zu formen, dem man einen Erfolgsfilm nach dem anderen an den Rattenschwanz binden kann. Mal gelingt es, wie die schier endlose Reihe an Comicverfilmungen samt Reboots und Remakes zeitigen, mal misslingt es, wie im Falle von "Twilight". Die Young-Adult-Serie war nicht nur literarisch, sondern auch cineastisch ein überwältigender Erfolg. Doch die rasch nachgeschobene Young-Romance-Schmonzette "Seelen", ebenfalls von "Twilight"-Autorin Stephenie Meyer brillanter Schreibkunst ersonnen, floppte, und mit Ausnahme der "Hunger Games"-Serie vermochten weitere Young-Adult-Romane nicht an die "Twilight"-Einspielergebnisse heranzureichen.
Rick Yanceys erfolgreiche Science-Fiction-Serie "Die Fünfte Welle" bot sich als weiterer Versuch an, wobei die Romane nicht nur von vorwiegend weiblichen Teenagern und jungen Frauen, sondern auch von Erwachsenen gelesen werden. Zwar liegt das Hauptaugenmerk der Serie auf den jugendlichen Protagonisten und allzu blutige Details werden ausgelassen, doch das Szenario wird gleichermaßen spannend wie mit überraschenden Wendungen versehen umgesetzt. Ganz im Gegensatz zur Verfilmung "Die 5. Welle".
Chloë Grace Moretz, oder: Guck mal, nur schöne Leute!
Dabei startet der Film verheißungsvoll: Die von geheimnisvollen Aliens in Gang gesetzte Apokalypse vermag aus budgetären Gründen nicht ganz mit den teuersten Produktionen mitzuhalten, weiß jedoch zu überzeugen und erzeugt durchaus Spannung. Auch atmosphärisch zieht der Film zu Beginn den Zuschauer in den Bann, indem die passende Untergangsstimmung erzeugt wird. Leider weicht die düstere Stimmung nach dem ordentlichen Auftakt einem typischen Young-Adult-Romance-Rahmen. Gewiss, es ist ein Hollywood-Film, der die entsprechenden Vorstellungen seiner Zuschauer bedient, aber fast scheint es so, als hätten die Wellen alle hässlichen Menschen weggespült und fast ausschließlich gutaussehende junge Leute verschont, frei nach Purple Schulz: "Guck mal, nur schöne Leute, wir haben heute die Hässlichen eingesperrt".
Spätestens wenn Chloë Grace Moretz den wohl nicht zufälligerweise sehr stark an Robert "Twilight wird mich ein Leben lang verfolgen" Pattinson beim fröhlichen Planschen im See beobachtet, erreicht der Film typisches Young-Romance-Fahrwasser. Ja, sogar ein Liebes-Dreieck wie weiland bei "Twilight" darf nicht fehlen, ebenso wenig wie schwülstige, unfreiwillig komische Dialoge. Kurz gesagt: "Die 5. Welle" zerfällt in zwei Teile. Teil 1 ist ein ernsthafter Science-Fiction-Film, der größtenteils aus der Perspektive einer ob der Ereignisse verstörten jungen Frau geschildert wird. In Teil 2 wird auf Geld komm raus die "Twilight"-Sau durchs Dorf getrieben.
Ob der "fünften Welle" eine sechste folgen wird?
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Auch in Rick Yanceys "Die fünfte Welle"-Romanen gibt es eine Romanze. Diese entwickelt sich aber nicht nur glaubwürdiger, sie treibt auch den Plot voran, anstatt wie ein Ziegelstein dem Erzählfluss vor die Füße geworfen zu werden. Apropos Erzählfluss: Den mittlerweile unvermeidlichen Erzählbär verkörpert Liev Schreiber. Traut man dem Zuschauer tatsächlich nicht mehr zu, die Handlung auch ohne Erklärungen nachvollziehen zu können? Das schwer in Mode geratene Gehabe, eine Figur den Plot erklären zu lassen, ist nicht nur paternalistisch, sondern geradezu der Fehdehandschuh im Gesicht des Zuschauers. Die Logiklöcher lassen sich durch eifriges Erklären freilich auch nicht stopfen. Und wie immer gilt: All die Ungereimtheiten fallen einem dann auf, wenn der Film langweilig ist und sich somit das Gehirn irgendwie die Zeit vertreiben muss.
Ob nach dem doch enttäuschenden Einspielergebnis in den USA die weiteren "Die Fünfte Welle"-Romane Ricky Yances verfilmt werden, bleibt abzuwarten. Mit der ersten Verfilmung eines seiner Jugendbücher hat man sich jedenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Artig biedert sich "Die 5. Welle" an ähnlich gelagerte Stoffe an und hofft, dass dem Zuschauer ein paar hübsche Gesichter und Muckis genügen, um die mit zunehmender Laufzeit auftretende Langeweile zu füllen. Zumindest beim Rezensenten schlug dieser Plan trotz Maika Monroes ansehnlichen Hecks fehl – an dieser Stelle sei auch die Frage gestellt, warum nicht diese in ihrer Rolle als arschtretende Amazone anstatt der blassen Chloë Grace Moretz in den Mittelpunkt gestellt wurde. Nur, um der Vorlage gerecht zu werden? Dann hätte man sich allerdings auch den ganzen überbordenden "Twilight"-Schmonzes sparen können, der so bei Rick Yancey nicht vorkommt.
Fazit: Starker Beginn, abflauende Spannung. Die Verfilmung von "Die Fünfte Welle" ist kein Totalflop, entpuppt sich aber als Enttäuschung. Da wäre erheblich mehr gegangen, wenn man sich von der unsäglichen Young-Romance-Schiene ferngehalten und sich einfach an den Roman gehalten hätte.
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)