Wenn diese Musik erklingt, fühlt man sich sofort ins Mittelalter geschickt.
Troubadour & Arabo-Andalusian Music.

Troubadour & Arabo-Andalusian Music. (Bild: ЯAFIK ♋ BERLIN / Flickr)

Überreste des Minnesangs

Als Vorbild für die Texte kann unter anderem die Literatur griechischer und römischer Dichter der Antike gesehen werden. Überliefert sind die Werke in drei bedeutenden Sammelhandschriften, die Texte von bis zu 140 Autoren in sich vereinen und bis zu 6000 Strophen fassen wie der Codex Manesse. Jedoch muss man bedenken, dass der Minnesang teils 100 Jahre alt war, bevor er niedergeschrieben wurde und dadurch große Veränderungen der eigentlichen Texte nicht auszuschließen sind.

Die verschiedenen Phasen der Strömung

Ein zentrales Element des Minnesangs war damals die musikalische Aufbereitung der Texte mit instrumentaler Begleitung. Das geht aus verschiedenen bildlichen Darstellungen hervor, die oftmals Streich- Blas- und Rhythmusinstrumente zeigen. Entsprechende Aufzeichnungen, die auf Melodien schließen lassen sind jedoch nicht mehr überliefert. Allgemein ist ein Großteil des Minnesangs nicht überliefert, da es sich um eine vorwiegend mündlich übertragene Form handelt.

Anhand von temporären und räumlichen Gesichtspunkten lässt sich eine Unterteilung des Minnesangs in verschiedene Phasen vornehmen. Die erste begann 1150 und dauerte ca. 30 Jahre. Ihr Verbreitungsgebiet ist ausschlaggebend für ihre Bezeichnung als Donauländischer Minnesang. Als wichtigste Autoren dieser Zeit werden unter anderem Der von Kürenberg, Meinloh von Sevelingen und Kaiser Heinrich VI. bezeichnet. Außer ihren Namen sind meist nur einzelne Werke aus dieser Zeit bekannt. Neben dem Hauptthema Liebe existieren auch Besonderheiten, die sich im Verlauf späteren Minnesangs nicht mehr wiederfinden, wie einem Dialog zwischen Mann und Frau.

Die zweite Phase ist im Wesentlichen geprägt durch die Beeinflussung der germanischsprachigen Dichter durch die provenzalische Liebeslyrik der Troubadoure. Die Strömung zwischen 1180 und 1230 wird allgemein als hoher Minnesang bezeichnet.

Das Wesen der Dichtung

Hier äußert sich, was im heutigen populären Sinne als "Minnesang" verstanden wird: Ein männlicher Dichter besingt eine von ihm angebetete Dame. Dabei geht er auf äußerliche und charakterliche Merkmale ein. Die Liebe ist hierbei jedoch von höchst einseitiger Natur: Der gesellschaftliche Status der Dame übersteigt den des Dichters und es wird nie zu einer Erfüllung seiner Träume kommen. Daraus resultiert das Leid des Lyrischen Ichs. Dieses Leid sowie Treue der Angebeteten – im weiteren Sinne auch dem Lehnsherren – und Hochachtung der ranghöheren Dame sind die klassischen Motive der Dichtung. Der Minnesang ist überdies eine Strömung, die gesellschaftliche Regelungen und Normen und deren Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert. Zum Teil sind jedoch auch Schriften überliefert, in denen eine körperliche Vereinigung von Mann und Frau näher beschrieben wird. Dass der Minnesang autobiographische Hintergründe hat, ist in den meisten Fällen auszuschließen oder zumindest nicht prägendes Element der Lyrik. Vielmehr handelte es sich um eine Tradition, die Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide und Friedrich von Hausen sind wichtige Vertreter des hohen Minnesangs. Sein Ende nimmt der Minnesang um 1250, als der Hof der Staufer, der die Entstehung von Minnesang begünstigte, an Bedeutung verliert und zugrunde geht. Zugleich erfährt auch das Wort minne einen Bedeutungswandel hin zu einer rein körperlichen Liebe.

 

Autor seit 11 Jahren
45 Seiten
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