Will Ferrell im Paralleluniversum

Zeitreisen, all inclusive

Die fast vergessene Welt - Cover der DVDDer Paläontologe Rick Marshall (Will Ferrell) stellt in der Talkshow von Moderator Matt Lauer sein neuestes Buch vor. Darin stellt er die Theorie auf, mittels Tachyonen-Verstärker in Paralleluniversen reisen und in weiterer Folge die Energieprobleme der Welt beheben zu können. Auf die sarkastischen Einwürfe des TV-Moderators reagiert der Akademiker reichlich unorthodox: Er verprügelt ihn während der Livesendung, was seinem Ruf nicht gerade behilflich ist.

 

Fortan arbeitet er als Lehrer und freundet sich mit der attraktiven Kollegin Holly (Anna Friel bekannt aus "Pushing Daisies") an, die ihn keineswegs wie alle anderen für einen Spinner hält. Zu seiner Verblüffung präsentiert sie ihm ein modernes Feuerzug, das von einem tonnenschweren Dinosaurier in die Erde gedrückt worden war und erst kürzlich bei Ausgrabungen gefunden wurde.

 

Für Marshall ist klar: Das Feuerzeug stammt von einer Zeitreise! Nun setzt er alles daran, seinen Tachyonen-Verstärker endlich in Betrieb zu nehmen und den Sprung in ein Paralleluniversum zu wagen. Der Versuch gelingt zwar, doch neben dem Paläontologen und Holly tritt auch der rein zufällig nahe der Maschine befindliche Will (Danny McBride) die Reise in die ferne Vergangenheit an. Das unfreiwillig zusammengewürfelte Trio muss sich in der Parallelwelt mit einem riesigen T-Rex, Höhlenmenschen, allerlei Monstern sowie den machtlüsternen Echsenmenschen herumschlagen, wobei die Rückkehr in ihre Welt ausgeschlossen scheint, nachdem die Zeitmaschine verloren ging …

Zum Vergessen: "Die fast vergessene Welt"

Im "Jurassic Park" des Humors

Auch in Hollywood sind die Leitungen manchmal zu lang. Eineinhalb Jahrzehnte nach Steven Spielbergs "Jurassic Park" findet die Parodie zum Blockbuster ihren Weg ins Kino. Die Voraussetzungen für eine unterhaltsame Komödie waren durchaus gegeben: 100 Millionen Dollar an Budget, Starkomiker Will Ferrell in der Hauptrolle und Danny McBride (unter anderem "Tropic Thunder") als Funny Sidekick. Leider gelang es "Lemony Snicket"-Regisseur Brad Silberling nicht, daraus eine schmackhafte Mischung zu kreieren.

 

Ganz im Gegenteil: "Die fast vergessene Welt" enttäuscht auf ganzer Linie, was angesichts der parodierten Filme verwundert. Neben "Jurassic Park" standen etwa Peter Jacksons "King Kong", die "Indiana Jones"-Reihe oder "Familie Feuerstein" auf der Menüliste. Doch während der knapp 100 Minuten Laufzeit wartet man vergebens auf den einen oder anderen gelungenen Gag. Stattdessen wähnt man sich im "Jurassic Park" des als ausgestorben geltenden Witzes. Fäkalwitzeleien stehen in "Die fast vergessene Welt" an der Spitze der humoristischen Nahrungspyramide.

 

"Die fast vergessene Welt": Potenzial vergeudet

Regisseur Brad Silberling scheint bei seinem Komödienwerk, das als einer der größten Flops der letzten Jahre gilt, ohnehin reichlich unmotiviert gewesen zu sein. Neben den fehlenden Gags fällt der heillos verworrene Plot auf, der neben den spannungsarmen Grabenkämpfen wider allerlei Ungetier und Höhlenmenschen einen seltsamen Nebenschauplatz rund um machthungrige Reptilienmenschen eröffnet, welcher plötzlich den gesamten Film zu dominieren beginnt. Eine unkluge Entscheidung, da dieses Plotelement weder spannend oder witzig umgesetzt wurde, noch durch seine Effekte überzeugen kann.

 

Es mag Absicht gewesen sein, billige Science-Fiction-Filme der 1950er- und 1960er-Jahre zu parodieren. Die albernen Kostüme der Echsenmenschen sowie die betont künstlich wirkenden Sets wirken einfach nur komplett deplatziert neben einem vorzüglich animierten T-Rex. Ausgerechnet das virtuelle Riesenvieh bildet das einzige schwache Lichtlein in der trostlosen Düsternis der "fast vergessenen Welt". Als rachsüchtiger, weil als "dumm" diffamierter Will-Ferrell-Schreck deutet der Dinosaurier das vorhandene Potenzial des Filmes an, der von Beginn weg einfach nicht aus den Startlöchern kommt und nur mühsam auf Umwegen überhaupt ins Ziel findet.

 

Hilfloser Will Ferrell

Das Zelluloid gewordene Debakel kann auch Will Ferrell nicht mehr verhindern. Trotz redlichen Bemühens kämpft der Starkomiker vergebens gegen das schwache Drehbuch an. Kollegin Anna Friel fällt dabei die undankbare Rolle des hübschen Aufputzes zu der verhindert, aus "Die fast vergessene Welt" eine reine Männerveranstaltung zu machen.

 

Fazit: Schade um die verpassten Möglichkeit, "Jurassic Park" & Co. gekonnt zu parodieren. Der krude Mix aus unlustigen Gags, überdrehter Situationskomik und wirrer Story vermag in keiner Phase zu überzeugen. Ein Trost bleibt den Darstellern: "Die fast vergessene Welt" dürfte mit etwas Glück rasch völlig vergessen werden …

Originaltitel: "Land Of The Lost"

Regie: Brad Silberling

Produktionsland und -jahr: USA 2009

Filmlänge: ca. 101 Minuten

Verleih: Universal

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Deutscher Kinostart: 1.10.2009

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