Auf vorab zu erfolgende Abklärungen durch den Arzt, wie beispielsweise ein Gespräch über die Umstände der Beschwerden, die Anamnese, sowie dem Abtasten und Abhören und Beklopfen wird, nicht nur aus Zeitgründen verzichtet. Moderne Mediziner werden in ihrer jahrelangen langen Ausbildung, in diesen Disziplinen, wenn  überhaupt, nur in ganz einigen wenigen Stunden unterrichtet.

Dazu kommt, dass diese eingehenden Untersuchungen, mit denen mindestens zwei Drittel aller Beschwerden grundsätzlich abgeklärt werden könnten, einen zeitlichen Aufwand von mindestens einer Stunde erfordern. Ein Aufwand, der für "AOK-Säue", so die Bezeichnung einiger Mediziner für die bei gesetzlichen Krankenkassen Versicherten, nicht vertretbar ist.

Deshalb ist es heutzutage überlebenswichtig als Patient mindestens über medizinisches Grundwissen zu verfügen und von den grundlegenden Funktionen des
Organismus Kenntnis zu haben. Angst machen ist hier nicht angesagt, denn es geht darum, durch Kenntnis sinnvolle Selbsthilfe zu ermöglichen. Deshalb...

... Mensch, es geht um deine Gesundheit, also informiere und wehre dich!

Lage und Funktion der Gallenblase

Die Gallenblase befindet sich auf der rechten Körperseite, direkt unter den untersten Rippen. Sie ist der "Unterhund" der Leber und speichert die von der Leber produzierte Gallensäure. Bei Bedarf, also wenn Fettes verdaut werden soll, gibt sie diese Säure an den Darm ab. Dazu zieht sich ihre Muskulatur "ruckartig" zusammen.

Durch diese "Einspritzung" von Gallensäure in den Darminhalt werden Fette in sehr kleine Bestandteile zerlegt, die so die Barriere Darmschleimhaut passieren  und in unseren Organismus gelangen können.

Leber und Gallenblase (grün) (Bild: ungefähre Lage im Körper)

Die Gallenblase und ihr "Nachbar" Magen

"Frau Gallenblase" und "Herr Magen" wohnen in unserem Körper auf der gleichen Etage. Sie sind Nachbarn und wenn "Frau Gallenblase" auf der rechten Seite gequält aufschreit, kann ihr Nachbar, der "Herr Magen" auf der linken Seite der gleichen Etage zwangsläufig nicht unbeteiligt bleiben. Deswegen werden von Betroffenen die beiden Organe häufig verwechselt.

So etwa um 1900, als die diagnostischen Methoden noch nicht ausgereift waren, wurden Magenbeschwerden oftmals für Beschwerden der Gallenblase gehalten. Gallenkranke gesundeten urplötzlich, nachdem sich der Magen als Verursacher herausstellte und umgekehrt. Heute ist das wegen der inzwischen vervollkommneten Untersuchungsmethoden für Mediziner leicht zu unterscheiden. Nur die "Geduldigen" (Patienten) haben ohne Ultraschall etc. oft keine Unterscheidungsmöglichkeiten.

Druckgefühle und Schmerzen des Oberbauches können deshalb, obwohl die Gallenblase auf der rechten Seite und der Magen auf der linken Seite gelegen ist, sowohl von dem einen, wie auch dem anderen und gelegentlich sogar von beiden Organen verursacht werden.

Beschwerdeorte bei gestörter Gallenblase (Bild: Klaus Radloff)

Die möglichen Symptome einer "gekränkten" Gallenblase

Beim Stichwort "Gallenblase" fallen den meisten Menschen Oberbauchbeschwerden, eventuell verbunden mit Übelkeit und Erbrechen ein. Diese Krankheitszeichen stehen aber fast am Ende der symptomatischen Kette. Bevor es dazu kommt lassen sich einige Erscheinungen beobachten, die kaum mit der Gallenblase in Verbindung gebracht werden und deshalb bei Selbstbehandlungen aber auch von Orthopäden falsch mit "Diclofenac, Ibuprofen und Co" behandelt werden.

Rückenschmerzen

Ohne das Bauchbeschwerden gleichzeitig vorliegen müssen, können von der Gallenblase Schmerzeinstrahlungen, nahe der Wirbelsäule auf der rechten Seite, etwa eine Handbreite unterhalb der Stelle an der Frauen den BH schließen, kommen. Als weiterer Hinweis kann ein ebenfalls rechtsseitiger Schmerz in Höhe des Schulterblattes bemerkt werden.

Schulter- und Nackenbeschwerden

Dazu kann sich eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule nach rechts und Schmerz in der rechten Nackenmuskulatur einstellen. Ebenso ist es möglich, dass eine, symptomatisch selber noch nicht in Erscheinung tretende Gallenblase, Ursache für eine "Frozen-Sholder" (Schultergelenksentzündung) ist. Der Zusammenhang zwischen Brust- und Bauchorganen und der Schulter-Nackenregion ist hier erklärt.)

Anmerkung: Vergleichbare Symptome an etwa den selben Stellen auf der linken Seite können vom Magen ausgelöst werden.

"Die Gallenblase ist die Färbeanstalt der Kacke"

Diese fast anstößige aber absolut zutreffende Behauptung ist einem Buch entnommen, in dem Kindern spielerisch die Funktion des Verdauungssystem erklärt wird. Hierbei gilt, dass die Menge der Gallensäure die Farbe des Stuhls bestimmt. Zu wenig Gallensäure bewirkt deshalb Verfärbung des Stuhls ins Helle und weist zugleich auf eine behinderte Fettverträglichkeit hin.

Stuhlfarben (Bild: Klaus Radloff)

(Wichtige Anmerkung: Ein über Tage andauernder schwarzer Stuhl wird nicht von der Gallenblase verursacht und muss ärztlich kontrolliert werden.)

Bei normaler Ausschüttung des Gallensaftes ist der Stuhl etwa kastanienbraun. Wird wegen Reizungen oder Entzündungen der Leber, Gallenblase und ihrer Wege die Ausschüttung des Gallensaftes behindert, beginnt sich der Stuhl zu entfärben. Er wird heller, also beispielsweise ockerfarben. Noch stärkere Aufhellungen sind möglich und könnten u.a. auch auf eine Erkrankung der Leber hinweisen. (Siehe Abbildung oben)

Ein heller Stuhlgang muss daher als Zeichen behinderter Fettverdauung angesehen werden und es ist empfehlenswert in diesem Fall den Verzehr von Fetten weitgehend zu reduzieren.

Sofern eine Gallenblase sich gänzlich verschließt, Gallensäure also nicht mehr an den Darm abgegeben werden kann, kommt es auch zur Gelbfärbung der weißen Areale der Augen und zu einer gelblichen Verfärbung der Haut. Ein Zustand, der dann unbedingt ärztlicher Behandlung bedarf.

Der Festtagsbraten

Vorsichtsmaßnahmen

Die "Frau Gallenblase" ist eine heikle und in ihren Reaktionen oftmals unberechenbare, also "zickige" Person. Sofern sie verärgert ist, kommt man am besten mit ihr zurecht, indem man für ein paar Tage fast gar nichts mehr isst und danach mit kleinen aber fettarmen Mahlzeiten sich und sie wieder an das Essen gewöhnt.

Es gilt Warnhinweise zu erkennen und zu beachten. Das sind wie bereits gesagt, Druckgefühle im Oberbauch nach den Mahlzeiten, in Kombination mit Aufhellungen des Stuhles, rechtsseitige Rückenbeschwerden im unteren Bereich der Brustwirbelsäule. Dazu können schmerzhafte Beeinträchtigungen der Nackenbeweglichkeit bis hin zu hoch schmerzhaften Entzündungen des  rechten Schultergelenks, auch Verkalkungen der dort befindlichen Schleimbeutel und Erkrankungen der sog. "Rotatorenmanschetten" kommen. Selbst das Krankheitsbild eines rechtsseitigen "Golferellenbogens" kann zum Repertoire der "Frau Gallenblase" gehören.  

Diät ist in allen dieser Fälle grundsätzlich angesagt: Statt gebratener Schweinefüße und versteckte Fette enthaltene Würste, Pommes Frites, Mayonnaise, ja sogar Nutella  etc. ist es hilfreich, sich stattdessen für ein paar Tage von weißem leicht gesalzenem Reis,(keinesfalls aber von Vollkornreis!) zu ernähren.

Besonders vor Feiertagen empfiehlt sich nach dem Aufenthalt auf dem WC der "Blick zurück", um anhand von Stuhlaufhellungen die Situation der Gallenblase einschätzen zu können. Nach der Festtagsmahlzeit hat es sich bewährt, einen möglichst bitteren Verdauungsschnaps als Verdauungshilfe zu konsumieren. 

Eine Gallenkolik

Eine Gallenkolik

Die Gallenkolik

Wenn nun doch alle Vorsichtsmaßnahmen nicht funktioniert haben sollten, könnte es zu einer Gallenkolik kommen. Grund dafür kann eine Entzündung der Gallenwege aber evtl. auch ein Gallenstein sein. Bei einer Gallenkolik treten äußerst starke, krampfartige  Schmerzen im rechten Oberbauch, die sich mit der Zeit sogar noch ins Unerträgliche steigern können, auf.

Als Erste Hilfe hat es sich dabei bewährt eine Eispackung - mehrmals in Intervallen - auf die schmerzenden Regionen zu legen.

Je schneller Sie sich nach dem Auftreten der ersten Beschwerden dazu entschließen, desto größer sind die Chancen eine Kolik abschalten zu können.

Überwiegend wird dagegen Wärme empfohlen, die erfahrungsgemäß den bestehenden Krampf in kürzester Zeit noch steigert. Bei Entzündungen handelt es sich um Hitzezustände, die sich durch weitere Wärmezufuhr noch steigern lassen. Die dadurch erfolgte Reizsteigerung lässt sich jedoch kaum wieder rückgängig machen. Lassen Sie sich deshalb von "wissenden und weisen Personen" nicht erzählen, dass nur heiße Packungen und andere wärmezuführende Maßnahmen Lösung sein können. Entweder haben Sie eine "heiße Entzündung" der Gallenwege oder ein Stein klemmt und reibt sich in der Leitung. Beide Möglichkeiten drücken bereits Wärme aus und die Zufuhr weiterer Wärme wird sich zwangsläufig katastrophal auswirken. 

Weiter kann es hilfreich sein, sich für den "Fall des Falles" Medikamente zu besorgen. Da bietet sich u.a. das frei erhältliche "Buscopan" an. Es handelt sich dabei um ein Alkaloid, das seine Wirkung nur auf die Organmuskulatur, nicht auf die Muskeln des Skeletts entfaltet. Auch hierbei haben Sie die größten Chancen, wenn Sie es möglichst frühzeitig und evtl. sogar leicht überdosiert einnehmen.

Sollten jedoch alle dieser gut gemeinten Tipp´s wirkungslos bleiben, zögern Sie nicht einen Bereitschaftsarzt zu rufen oder in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses zu gehen. Die Medikamente die Sie dann erhalten sind um ein Vielfaches stärker als das bereits erwähnte Buscopan und erzwingen in kurzer Zeit wieder "Ruhe im Bauch".

Die operierte Gallenblase

Manches Mal treibt es die "Frau Gallenblase" allerdings wirklich zu bunt und muss zwangseremitiert, als operativ entfernt werden. Dadurch lässt sich spontan Beschwerdefreiheit herstellen aber, obwohl es heutzutage kaum ein Arzt zugeben will, dadurch ist dennoch eine Schwachstelle entstanden. Die von der Leber produzierte Gallensäure kann nun nicht mehr für den Bedarfsfall in der Gallenblase gespeichert werden. Die "tröpfelt" nun kontinuierlich in den Dünndarm, egal ob Fette zerlegt werden müssen oder nicht. Daher könnte es geschehen, dass es bei allzu üppiger Fettzufuhr doch wieder zu Schmerzen kommt. Weiter können sich die verbliebenen Gallengänge natürlich auch entzünden und neuerliche Beschwerden machen. Selbst eine neuerliche Bildung und das "Hängenbleiben" von Gallensteinen ist möglich. Das bedeutet im Klartext, auch operierte Gallenblasen können Ärger machen und wollen dann so gepflegt werden, als seien sie noch vorhanden.

Woher kommen Gallensteine?

CADoerr hat diese Frage sehr eingehend behandelt und in seinem Aufsatz

 

Woher kommen Gallensteine

 

 

beschrieben. Eine, wie ich meine interessante und auch wichtige Ergänzung zum Thema.

 

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Klaus_Radloff, am 15.12.2012
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