Auge in Auge mit dem Alligator
Auge in Auge mit dem Alligator

Auge in Auge mit dem Alligator (Bild: Reisefieber)

Der große Grasfluss

Verbinden Sie mit der Bezeichnung Everglades auch eine gewaltige Sumpflandschaft mit Schilf sowie Bäumen, von denen das Spanish Moss hängt? In manchen Gebieten werden Sie diese geheimnisvolle Natur finden. Doch diese mit Bäumen bewachsenen Landschaften prägen eher die Landschaft Louisianas. Die Everglades sind auch kein Sumpf. Es handelt sich dabei um einen gewaltigen Fluss, der als solches nicht erkennbar ist. Weite Ebenen schauen wie grüne Wiesen aus. Erst beim näheren Hinsehen sieht man das Wasser.

Das Geheimnis – der Fluss ist über 60 Kilometer breit, jedoch nur wenige Meter bis Zentimeter tief. Seine Fließgeschwindigkeit ist derart langsam, dass man ihn als großen Sumpf wahrnimmt. Das Wasser benötigt Monate, um im Süden Floridas ins Meer zu fließen. Mit einer Fläche von rund 6.100 Quadratkilometer sind die Everglades die größte subtropische Wildnis der Vereinigten Staaten.

Florida und Afrika waren einmal verbunden

Vor langer Zeit, vor über 530 Millionen Jahren, war Florida ein Teil der afrikanischen Landmasse. Die Erdkruste war teil des Urkontinentes Gondwana. Vor 300 Millionen Jahre spaltete sich Florida ab. Die Landschaft war mal Land, mal Meeresboden. Poröser Kalkstein bildete sich, der auch die Everglades formte.

Die Deutschen gaben den Everglades ihren Namen

Bei den Ureinwohnern, die Indianer, hießen sie "pa-hay-okaa", Fluss aus Gras. Die Spanier besuchten bei ihrer Entdeckung im Jahre 1513 nur den Rand der Everglades. Sie nannten die Landschaft "Laguna del Espíritu Santo" (See des Heiligen Geistes), da sie kein Land sahen.

Erst ein deutscher Forscher traute sich, auch das Innere der gewaltigen Sumpflandschaft zu bereisen. Der Koblenzer Schängel Johann Wilhelm Gerhard von Brahm (geb. 1718 in Koblenz) bereiste als deutscher Kartograf und Ingenieur den amerikanischen Süden. Um 1773 begab er sich auf eine 18 -wöchige Schiffsreise, die ihn von der Küste bei St. Augustine bis zum Kap von Florida führte. Er drang weiter in die Sümpfe vor und erweiterte die kartografierte die Regionen. Die Everglades nannte er "River Glades". Irrtümlich schrieb man auf den englischen Landkarten "Ever Glades". Der Name Everglades erschien erstmals auf einer Karte aus 1823.

Der große Grasfluss - Everglades (Bild: Reisefieber)

Flora Everglades (Bild: Reisefieber)

Ihre Ureinwohner der Everglades - die Indianer

Native Americans nennt man sie politisch korrekt in den Staaten. Die Ureinwohner, die Calsua-Indianer, lebten in Lehmhütten und ernährten sich von den Pflanzen und Wassertieren der Region. Der Kampf um das Land durch die Spanier sowie eingeschleppte Krankheiten wie die Pocken rafften bis Mitte des 17. Jahrhunderts alle ehemaligen Calsua-Indianer hin. Es siedelten sich Miccosukee und Creek-Indianer in dem Gebiet an, die von weißen Siedlern aus Alabama und Georgia vertrieben wurden.

Die unter dem Begriff Seminolen zusammengefassten Indianerstämme sollten bei der Landgewinnung der Siedler umgesiedelt werden. Sie zogen sich immer mehr in die Sümpfe zurück. Im Krieg von 1849 und den folgenden Jahren blieben zuletzt nur noch circa 100 Frauen und Männer zurück.

Heute findet man noch den Stamm der Miccosukee sowie die Seminolen in den Everglades führen. Im Miccosukee Indian Village, dem Indianerdorf, lernt der Besucher die Traditionen, Handwerkskunst (Zimmerei, Patchwork, Perlen weben, Korb flechten) sowie ihre Geschichte kennen. Dabei dürfen die Airboot Rides mit den Propellerbooten und mutige Stunts mit großen Alligatoren nicht fehlen. Ähnliches bieten auch die Seminolen mit der Billie Swamp Safari in der Big Cypress Seminole Indian Reservation an. Liebhaber der weiten Wildnis können gar mitten in dem Sümpfen in rustikalen Holzhäusern übernachten, ohne Strom und fließendem Wasser, wie es sich für echte Naturburschen und –mädels gehört. Allein die vielen Geräusche in der Nacht und ihre Deutung sind sicher aufregend vor.

Muscogee Nation (Bild: Reisefieber)

Vorsicht Finger! Schnappi in groß. (Bild: Reisefieber)

Welches ist die häufigste Tierart in den Everglades?

Nein, es sind nicht die Alligatoren, die ein Symbol für die Everglades darstellen. Die am meisten verbreitete Tierart sind die Insekten. Schmetterlinge, Käfer oder Mücken schwirren und summen durch die warme, tropische Luft. Wie auch sonst in der Welt stellen die Insekten 95 Prozent der Tierarten dar. Aber keine Angst, mit den Stechmücken ist es halb so schlimm.

Das hängt von der Jahreszeit und den Temperaturen ab. Die Mücken sind in der Hauptreisezeit zwischen Dezember und April weniger zahlreich. Wenn man mit den Propellerbooten unterwegs ist, ist man eh zu schnell. Außerdem gibt es gute Mittel gegen Mückenstiche. Auch Sonnencreme sollte nicht vergessen werden. Wir wurden bisher weder in den Everglades noch in den Sümpfen Louisianas nennenswert am Tage gestochen. Wenn man im Kanu fährt oder in der Region übernachtet, sollte man unbedingt Mückenschutz mitnehmen.

Reiher Everglades (Bild: Reisefieber)

Vögel Everglades (Bild: Reisefieber)

Kannibalen in den Everglades

Nein, diese sind nicht menschlicher Natur, es sind Alligatoren. Krokodile und Alligatoren legen ca. 20 bis 80 Eier. Das Kuriose dabei – liegt die Nestwärme der Eier unter 30 °C, schlüpfen aus ihnen Weibchen, bei einer Temperatur um etwa 34 °C ausschließlich Männchen. Frauen sind halt zäher! Nach dem Schlüpfen werden sie von der Mutter ins Wasser gebracht und gehütet. Als Erwachsene haben sie keine Feinde, die Jungen werden jedoch von Greifvögeln, Waschbären oder bei Nahrungsknappheit von ihren Artgenossen gefressen. Auch durch Verletzungen in ihrer Jagd beeinträchtige Tieren fressen andere Alligatoren.

Do not feed the alligator
Keine Alligatoren füttern!

Keine Alligatoren füttern! (Bild: Reisefieber)

Die Unterschiede zwischen Krokodil und Alligator

Den Unterschied Krokodil oder Alligator erkennt man bei geschlossenem Maul. Beim Krokodil sind die Zahnreihen oben und unten immer zu sehen, bei den Alligatoren sind nur die oberen Zähne zu sehen. Der Unterkiefer des Alligators verschwindet im Oberkiefer, beim Krokodil ist auch der vierte Zahn gut zu erkennen. Es sieht aus als würden sie lächeln. Die Schnauze des Alligators ist breiter und wie ein U geformt. Wenn sie einmal zuklappt, ist sie zu. Die Schilder "keine Alligatoren füttern" sind kein Spaß!

Alligatoren leben nur im Süßwasser, Krokodile vertragen sowohl Salz- als auch Süßwasser. Ihre Haut ist dunkel (grau bis schwarz.). Trotz alledem sind Alligatoren eher friedlicher Natur und meiden den Menschen.

Auch den kleinen Schnappy habe ich in den Everglades gesehen.

Krokodile (Bild: Reisefieber)

Alligatoren (Bild: Reisefieber)

Eine neue Bedrohung – große Würgeschlangen

Es soll 27 verschiedene einheimische Schlangenarten in den Everglades geben. Sie sind meistens klein und leben im Verborgenen.

Das einmalige Ökosystem ist nun durch Würgeschlangen bedroht. In dem warmen Klima Floridas schaffen sich viele Einwohner Reptilien an. Werden die Tiere dann zu groß, setzen sie einfach irgendwo aus. So konnte sich der Tigerpython seit den 80er Jahren stark vermehren. Sie finden ähnliche Bedingungen wie in ihrer Heimat vor. Tigerpythons können bis zu 5,5 Meter lang werden. Das hat böse Folgen für die einheimische Tierwelt, die dadurch stark dezimiert wird. So sollen sich die Zahlen der Waschbären um minus 99,3 Prozent, Opossums um minus 98,9 Prozent) oder Luchse um minus 87,5 Prozent verringert haben. Auch der seltene Floridapanther ist bedroht.

Es sollen mehr als 10.000 Würgeschlangen in den Sümpfen sein. Das Problem, man findet sie nur schwer. Man hatte schon Preisgelder für gefangene Pythons ausgesetzt. Es konnten aber nur rund 1800 Tiere gefunden werden.

Die größte Bedrohung der Everglades ist ein anderes Tier

Ihre größte Bedrohung, wen wundert's, ist der Mensch. Es wurden große Flächen des früher als wertlos erachteten Sumpflandes trocken gelegt, um Bauland zu gewinnen und durch Stechmücken ausgelöste Krankheiten zu bekämpfen. Immer mehr Menschen möchten im warmen Florida ein Häuschen haben. Die Landschaft wird systematisch zersiedelt. Die Städte Miami, Fort Lauderdale, Tampa und St. Petersberg reichen immer näher an das Gebiet heran. Sie brauchen Wasser als Trinkwasser, für Swimmingpools, Parks und Gärten.

Dabei ist der südliche Teil der Everglades seit 1978 Nationalpark sowie seit 1979 UNESCO Welterbe. Durch starke Umweltverschmutzung und Auswirkungen des Hurrikane Andrew stehen sie auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Der Staat Florida hat sich Renaturierungsprojekte zur Wiederherstellung und Erhaltung der Everglades zur Aufgabe gemacht. Trocken gelegte Flächen müssen wieder geflutet werden.

Eingeschleppte Baum- und Tierarten entfernt werden. So wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die Myrtenheide (Melaleuca quinquenervia) aus Australien eingeführt, um Böden trocken zulegen. Sie ist recht genügsam und kommt mit Süß- und Salzwasser zurecht. Sie wächst sehr schnell und unterdrückt andere Pflanzenarten. Das Problem ist, man wird ihr nicht mehr Herr. Ihre Samen verbleiben bis zu zehn Jahre in den Samenkapseln. Die Samen werden erst bei Unterbrechung der Wasserversorgung, bei Feuer, Frost oder Verletzungen freigegeben und von Wind und Wasser verbreitet. Die Bekämpfung wird so recht schwierig.

Everglades Safari Park Florida (Bild: Reisefieber)

Propellerboot Everglades (Bild: Reisefieber)

Touren zu den Everglades

In den Everglades sind zahlreiche Tourenanbieter für Propellerbootfahrten vorhanden. Bootstouren sind von einer halben bis mehreren Stunden möglich. Rund um den Bootssteg sind meist kleine Tierparks mit Krokodilshow vorhanden. Man darf auch kleine Alligatoren oder Schlangen anfassen.

Aufgrund Ihrer Nähe zu Miami lohnt sich auch ein kurzer Ausflug. Wer z.B. im Hafen von Miami von einem Kreuzfahrtschiff von Bord geht und am gleichen Tag fliegt, steht vor dem Problem: Was tun mit dem Gepäck vor dem Abflug? Die Schiffe legen meist vor 8 Uhr im Hafen an, spätestens 10.30 Uhr muss man von Bord gehen. Die Flüge nach Europa sind meist in den späten Nachmittagsstunden. Bei einer Pauschaltour wird das Gepäck unten im Bus verstaut und man wird nach der Tour direkt zum Flughafen Miami gebracht.

Lecker Mittagessen, die Touristen kommen
Bitte nicht ins Wasser fallen!

Bitte nicht ins Wasser fallen! (Bild: Reisefieber)

Reisefieber, am 09.02.2015
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Bildquelle:
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