Leute, da oben hängt Heu!
Sprache der Elefanten

Sprache der Elefanten (Bild: adele sansone)

Die Sprache der Elefanten

Elefanten können tröten, hörbar Laute ausstoßen, aber dass ein Großteil ihrer Kommunikation für uns unhörbar geschieht, das wissen wir nun etwas genauer. Forschungsprojekte, die sich jeweils mit der Kommunikation der Dickhäuter befassen, geben uns endlich Aufklärung.

Das große Geheimnis nennt sich Infraschall.

Die Diplomarbeit von der Zoologin und Verhaltensforscherin Angela Stöger-Horwath (Department für Evolutionsbiologie, Universität Wien), begleitete den Elefantenbullen "Abu" in den ersten eineinhalb Lebensmonaten im Tiergarten Schönbrunn, Wien und forschte besonders um die Babysprache der Elefanten.

Auch die Arbeit von Matt Anderson von der Forschungsabteilung für Wildtierschutz im Zoo von San Diego, USA, geben uns Aufschluss über die Kommunikation von Elefanten.

Vor etwa 10 Jahren hatte auch die Amerikanerin Caitlin O'Connell-Rodwell bei Verhaltensstudien in Namibia die Art der Infraschall-Kommunikation bereits vermutet.

 

Angela Stöger-Horwath erforscht gemeinsam mit ihrem Team im "Mammal Communication Lab" des Departments für Evolutionsbiologie der Universität Wien und des Tiergartens Schönbrunn die "Sprache der Tiere" - vom Elefanten über das Rhinozeros und die Giraffe bis zu den Forschungsklassikern, den Affen.
Was einem da alles an Kuriosem unterkommen kann, ist nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern auch höchst unterhaltend.

Haben die alle einen Knall? Was bitte ist Infraschall?

Infraschall ist der vom menschlichen Gehör nicht mehr wahrnehmbare tieffrequente Schall unter 20 Hertz. Dass eben diese Frequenzen von Gehörlosen sehr wohl wahrgenommen werden können, kann man als ausgleichende Gerechtigkeit ansehen.

  • Das menschliche Ohr hört Frequenzen von etwa 20 Hertz bis 20.000 Hertz.
  • Die Infraschallwellen können teilweise auch über die Haut und die Körperhaare aufgenommen werden, was manchmal bei gehörlosen Menschen sehr ausgeprägt ist.
  • Schallwellen, die nicht über Luft oder über Gase weiter geleitet werden, sondern in fester Materie, bezeichnen Biologen als Substratschall.

Die verschiedenen Kommunikationsarten der Elefanten

Elefanten haben bis zu 70 Laute um zu kommunizieren. Die hörbaren Laute kennen wir.

  • Das sogenannte Trompeten hat die Bedeutung von Erschrecken bis Angst,
  • ebenso wie Brüllen oder Schreien.
  • Schnauben bedeutet wütend sein.
  • Wohlbefinden wird durch ein tiefes Geräusch, das sogenannte Kollern ausgedrückt, das bereits unter 20 Hertz liegt.

 

(Bild: Mariamichelle / Pixabay)

Wie ein Minifant "sprechen" lernt

Um der Sprachentwicklung eines jungen Elefanten zu folgen, wurde ein neugeborener Elefant begleitet.

Der kleine Abu beherrschte ab seiner Geburt, wie alle anderen Mini-Elefanten, das Grundrepertoire an Lauten. Grunzen, Brüllen, Jammern, Kreischen und Trompeten. Drei unterscheidbare Lautäußerungen konnten wiederholt dokumentiert werden:

  • ein Klagelaut,
  • ein Säuge-Ruf, wenn er nicht gleich die Zitzen der Mutter erreichte und
  • ein Säugen-Klagelaut, wenn er beim Trinken gestört wurde.

Beim Spielen probte er Grunzen und Brüllen aus, zu Jammern und Kreischen kam es nur, wenn er mit Schwierigkeiten konfrontiert wurde.

Alle diese Laute erfolgten auf kurze Distanz, abrupte Frequenzsprünge erklärten sich aus mangelnder Fertigkeit, Babysprache quasi.

Infraschalllaute konnten bei ihm noch nicht dokumentiert werden. Infraschall-Sprechen muss so ein Baby-Elefant eindeutig erst mal lernen.

Wie erzeugt der Elefant den Infraschall?

Die Schallquelle für die tiefen Laute liegt in der Kehle, bei den Stimmlippen. Die Elefanten pressen beim Brummen ihren Rüssel auf den Boden und benutzen den Untergrund als Überträgermedium (Substratschall). Der Elefantenrüssel besteht aus fast 60.000 Muskeln.

Tiefe Frequenzen, die sich bis zu 8 km verbreiten, sind wenig störungsanfällig. So erfolgt eine Kontaktaufnahme zwischen den einzelnen Familien über weite Strecken ohne Sichtkontakt. Diese Töne haben eine Intensität von bis zu 103dB. Klare trockene Luft mit geringer Luftfeuchtigkeit ist die beste Bedingung für eine klare Übertragung. Deshalb erfolgt die häufigste Kommunikation gegen Abend.

So hört der Elefant den Infraschall

Während die Infraschalllaute ausgesandt werden, nimmt man (also der Mensch) entweder gar nichts wahr oder man spürt ein Vibrieren oder Pochen der Luft.

Anders natürlich ein Elefant. Am Kopf des Elefanten kann man zwischen den Augen, dort wo der Rüssel in den Kopf übergeht, ein Heben und Senken der Haut beobachten (Fluttering). Grob gesprochen hört er etwas und presst anschließend sein "Ohr" auf den Boden.

Als Empfangsorgane (Infraschall-Ohr) dienen der Rüssel und die Füße. Elefanten besitzen sensible Druckrezeptoren in der Rüsselspitze, die zur Aufnahme von Infraschall geeignet sind. Mit der Rüsselspitze auf dem Boden können sie den Schall ertasten, aber noch nicht feststellen, aus welcher Richtung er kommt.

Mit den Fußsohlen, die ebenfalls Druckrezeptoren besitzen, können sie die Schallrichtung ermitteln, ähnlich wie Menschen es mit ihren zwei Ohren machen, an denen der Schall mit unterschiedlichen Laufzeiten ankommt. Um das Erkennen noch zu verstärken, heben sie dabei manchmal ein Bein an, das steigert die Empfindlichkeit der Reizaufnahme.

Die Elefanten-News - wichtige Neuigkeiten, die weitergegeben werden

  • "Baby im Anmarsch!" Informationen über eine bevorstehende Geburt werden verlässlich weitergegeben, damit die anderen Elefantenkühe der Gebärenden beistehen.
  • Warnung vor Gefahren auf weite Strecken werden ebenso weitergegeben.

Forschungen zeigten, dass rund zwei Drittel der Kommunikation der Elefanten über Infraschall erfolgt.

Neben den Elefanten hat man das "Sprechen" über Infraschall auch noch an Giraffen und Blauwalen aber auch bei Insekten beobachtet. Sicherlich verwenden diese Methode noch andere Tierarten, dem Forschen ist also noch genügend Raum gegeben.

Geschichte eines kleinen Elefanten - Nothing to trumpet about
Nothing to trumpet about - Illustration

Nothing to trumpet about - Illustration (Bild: adele sansone)

Ein Elefant spielt Papagei - er imitiert menschliche Sprache

Dass Elefanten nicht gerade zu den dümmsten Tieren gehören, hat sich sicherlich längst herumgesprochen.

Vögel sind bekannt dafür menschliche Sprache nachahmen zu können. Aber ein Elefant soll so weit gehen, menschliche Laute/Wörter zur Kommunikation zu benutzen?

Der Asiatische Elefant namens Koshik aus dem Everland-Zoo in Südkorea imitiert seine Pfleger auf Koreanisch so genau, dass die Einheimischen verstehen können, was er "sagt".

Den Schall produziert der Elefant dabei auf außergewöhnliche Weise: Um seine Mundhöhle für die Produktion menschlicher Laute zu modulieren, steckt Koshik sich seinen Rüssel während der Lautäußerung ins Maul.

Elefant Koshik imitiert fünf koreanische Wörter: "annyong" (hallo), "anja" (setz dich), "aniya" (nein), "nuo" (leg dich hin) und "choah" (gut).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Copyright: Department für Kognitionsbiologie, Universität Wien

Warum Koshik Menschensprache lernte?

Es basiert auf sehr begründeten Vermutungen. Als Elefantenkind und in der Pubertät war Koshik über Jahre der einzige Elefant im Everland Zoo. Seine soziale Gruppe waren eben keine Elefanten, sondern seine Pfleger.

"Wir vermuten, dass Koshik seine Lautäußerungen an jene der Pfleger angepasst hat, um die soziale Bindung zu seinen Gefährten zu stärken. Das ist ein Verhalten, das man auch von anderen Arten kennt – vorausgesetzt, die Tiere sind zur vokalen Imitation fähig. In speziellen Fällen tritt dies auch zwischen Individuen unterschiedlicher Spezies auf", so Angela Stöger.

Publikation:
An Asian Elephant Imitates Human Speech. Angela S. Stoeger, Daniel Mietchen, Sukhun Oh, Shermin de Silva, Christian T. Herbst, Soonwhan Kwon, and W. Tecumseh Fitch. In: Current Biology. 1. November 2012. DOI: 10.1016/

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Es gibt auch weitere Berichte über vokale Imitationen bei Afrikanischen und Asiatischen Elefanten.

  • So sollen Afrikanische Elefanten LKW-Geräusche sowie Laute von Asiatischen Elefanten imitiert haben.
  • Darüber hinaus gibt es eine Anekdote, dass ein Asiatischer Elefant in einem Zoo in Kasachstan Wörter in Kasachisch sowie in Russisch imitieren konnte.

Diese Beispiele sind allerdings nicht streng wissenschaftlich belegt; was nicht bedeuten muss, dass sie unwahr sind.

Was lernt man daraus?

  1. Ein Elefant, der die Stirne kraust und ein Vorderbein hebt, muss nicht gleich mal austreten, sondern hört seinem weiter entfernten Kumpel die wichtigsten Neuigkeiten "rumbeln".
  2. Auf moderne Zoos umgemünzt, könnte es doch an und ab vorkommen, dass von Besuchern belästigte Elefanten nicht länger gezwungen sind, ihnen Stroh oder Sand über den Gehegerand zuzuwerfen, sondern ihnen ein klar und eindeutiges: "Verpiss dich!" zurufen werden.
  3. Wird lustig. Also beim nächsten Zoobesuch - Ohren spitzen!

 

Adele_Sansone, am 27.12.2014
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Ist ein Zoo eine moderne Arche Noah?)

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