Der Kalender der Azteken (Bild: Orca / Pixabay)

Selbstaufopferung und Disziplin spielten bei der Ausbildung eine große Rolle

Die Kunsthandwerker führten den Titel "tolteca", da man ihre Art der Bearbeitung wertvoller Materialien den toltekischen Vorfahren zuschrieb. Die unterste Stufe der Gesellschaft bildeten die "macehuales" ("gemeinen Leute"). Zu ihnen gehörten vor allem Bauern, Arbeiter, Fischer und Steinmetze. Sie mussten Steuern zahlen, Militärdienst und Fronarbeit leisten. Besondere Leistungen ermöglichten aber den Aufstieg in höhere Ränge. Die Gefangennahme von vier Feinden trug dem einfachen Soldaten Ehrungen und den Titel "tecuhtl" ein. Auch Händler gelangten manchmal zu größerem Wohlstand als die Adeligen, doch sie konnten nie ihre Gesellschaftsklasse wechseln.

Gesetze, Verhaltensregeln und gesellschaftliche Rangordnungen bestimmten praktisch jeden Aspekt des Lebens. Der Sohn einer Adelsfamilie besuchte die Schule und vielleicht auch die Universität im Zentrum der Stadt. Bei seiner strengen Ausbildung wurde auf Disziplin und Selbstaufopferung Wert gelegt. Ständig hörte der junge Azteke dieselben Ratschläge: "Sprich nicht zu laut. Sage nichts Unmanierliches. Nimm keine zu großen Stücke vom Fladen. Würge nicht wie ein Hund."

Alkohol war für Menschen unter siebzig Jahren verboten

Ein Azteke beherrschte seine Gefühle und wahrte seine Würde in jeder Lebenslage. Bei den Angehörigen der Oberschicht waren Bescheidenheit und Umsicht von höchster Bedeutung. Auch dem Herrscher selbst war Mäßigung auferlegt. Mit fünf Jahren kamen Jungen etwa in einen Tempel oder in eine Kriegerschule. Während seines Militätdienstes erwartete man von ihnen, dass sie auf dem Schlachtfeld eine führende Rolle übernahmen. Als Regierungsbeamter konnten sie in einem Palast leben oder ein großes Gut besitzen. Körperliche Züchtigungen waren bei den Azteken nicht selten. Man ritzte mit Algavendornen die Haut der Kinder oder zwang sie, den beißenden Rauch brennender roter Pfefferschoten einzuatmen. Frauen aller Gesellschaftsklassen mussten das Weben lernen und waren für den Haushalt verantwortlich. Mädchen mussten ihren Müttern schon früh zur Hand gehen. Aus Algavensaft brauten die Azteken das alkoholische Getränk "pulque".

"Es ist die Wurzel allen Übels, Trunksucht der Grund aller Zwistigkeiten. Es ist wie ein Wirbelsturm, der alles zerstört", erklärte einst ein Aztekenherrscher. Deshalb war das Trinken von Alkohol außer bei zeremoniellen Anlässen für alle Menschen unter siebzig verboten. Ältere durften den berauschenden Pulque jedoch nach Belieben zu sich nehmen. Meistens geschah dies in einem rituellen Zusammenhang. Ein trunksüchtiger Würdenträger wurde all seiner Ämter enthoben. In einigen Teilen Mexicos wird Pulque auch heute noch hergestellt und getrunken, jedoch nur in begrenzten Mengen und hauptsächlich auf dem Land. Der Anbau beschränkt sich auf die Hochebene des Bundesstaates Hildago. Pulque verdirbt sehr schnell und ist nicht lager- und transportfähig. Daher ist das Getränk außerhalb Mexicos kaum erhältlich. Drei Viertel der Gesamtproduktion wird aus den Saft der Agave salmiana durch Gärung gewonnen, der Rest vornehmlich aus der Agave americana in den südlichen Gebieten des Bundesstaates Oaxaca.

BerndT, am 11.10.2022
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Bildquelle:
owash / Flickr.com (Brown Weasel Women - Die Kriegerin der Blackfoot-Indianer)
Gord McKenna / Flickr.com (Der Stamm der Innu-Indianer)

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