Die großen Feste in Spanien übers Jahr
Ein Kalender der Feiertage von Heilig-Drei-Könige im Januar über die Karwoche-Prozessionen bis zum Verfassungstag im Dezember.Januar
6. Januar: Das Fest der Reyes Magos, der Heiligen Drei Könige, spielt in Spanien eine viel größere Rolle als bei uns: Es ist der traditionell eigentliche Geschenketag und nicht wie bei uns der Heilige Abend. An diesem Tag wird ein traditioneller Hefekuchen in Ringform mit versteckten Figürchen darin serviert.
Am Vorabend, dem 5. Januar, gibt es überall Umzüge mit den Darstellern der Weisen aus dem Morgenland, die eher den Rosenmontagszügen ähneln, denn auch hier werden tonnenweise Bonbons unter die Leute gestreut.
Umzug, Cabalgata - der Heiligen Drei Könige
11.000 Kilos Bonbon wurden allein dieses Jahr in Estepona (Bild unten) geworfen, in Fuengirola bei Málaga) 22.000 Kilos!
Februar
Am 28. Februar feiert Andalusien, eine der drei autonomen Regionen Spaniens, seinen "Dia de Andalucía", als Feiertag des Referendums zum Autonomiestatus des Landes. Dieser Tag ist arbeitsfrei. Jede Region hat so ihren regionalen Feiertag, zu unterschiedlichen Daten. Muss man wissen als Ausländer bei Geschäften dort. Spanien feiert auch groß den Valentinstag, obwohl als Marketingidee aus den USA kommend, und die Spanier nicht unbedingt große Amerika-Freunde sind. Aber sie sind Kavaliere - und wenn sie an diesem Tag bloß am Wegesrand eine rote Rose für ihre Partnerin pflücken!
Regionalfeiertage
Links die spanische, rechts die andalusische Flagge
(Foto: Reinhard Hefele)
Karneval in Cádiz
März
In Ländern mit katholischen Wurzeln wird Karneval gefeiert, oder Carnaval, wie es heißt. Berühmt dort ist der Karneval in Cádiz,der eine Besonderheit aufweist. Dann ziehen nämlich verschiedene maskierte Gruppen mit Spottliedern und frechen Versen durch die Straßen, die die aktuellen Probleme aufs Korn nehmen. Tausende von Einheimischen ergötzen sich an den Kabaretteinlagen, am Gitarrenspiel und an kostenlos ausge-schenktem Wein und Bier der Gemeinde.
Semana Santa
Karwoche
In der Karwoche finden ab Palmsonntag jeden Tag irgendwo und in großen Städten wirklich jeden Tag die feierlichen stundenlangen Karwoche-Prozessionen statt, die man mindestens einmal gesehen haben muss. Da werden - meist von Männern - Heiligenfiguren und die Kreuzwegdarstellungen auf schweren Podesten durch die Straßen getragen, begleitet von dumpfen Trommelschlägen und den berühmten coplas, den flamencoähnlichen Trauergesängen. Ostern selbst wird dann kaum groß gefeiert.
Frühling und Sommer - die hohe Zeit der Ferias
In diese Zeit fallen auch Feiertage, die Spanien mit uns gemeinsam hat. Da ist einmal der 1. Mai, der Arbeiterfeiertag, der groß gefeiert wird in Spanien. Muttertag im Mai wird ebenfalls begangen, doch hier schon wieder der Unterschied: In Spanien wird er am ersten Sonntag im Mai gefeiert. Aufwändig begangen wird die Sommersonnenwende am Johannitag im Juni beziehungsweise mehr der Nacht. Da werden große Pappdekorationen am Strand aufgebaut, die um Mitternacht verbrannt werden, Feuerwerk kommt hinzu, Beleuchtung über den Straßen wie zu Weihnachten, Tanz und Musik bis in den Morgengrauen. Wichtig ist folgender Brauch: Man schreibt auf einen Zettel seine Wünsche auf, geht ins Meer und übergibt ihn dem Wasser, damit der Wunsch in Erfüllung geht.
Übrigens wie anders doch Spanien ist: Fällt ein offizieller Feiertag auf einen Sonntag, wird er am Montag nachgeholt, dann gibt es offiziell einen freien Montag, damit einem hier kein Feiertag entgeht! So kommt der Spanier mit seinen regionalen Feiertagen auf mindestens 14 zusätzlich freie Tage zum Urlaub. Ungeschriebenes Gesetz auch: Nach den Feiertagen sind generell die Montage darauf geschlossen bei Banken und Post und Geschäften - man muss sich ja von Festivitäten erholen! Und haben die Spanier nicht Recht? Nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben!
April und Mai
In der zweiten Hälfte im April findet eine der größten und berühmtesten Ferias des Landes statt: die von Sevilla. Aber empfehlenswerter ist die Feria de Caballo, die Pferdeferia von Jerez, Anfang Mai. Bei ersterer ist man nämlich in den großen Zelten mehr unter sich, Touristen werden in zwei eigene abgestellt, während man in Jerez die ganze Fröhlichkeit einer Feria mitbekommt inklusive der auffälligen Reiter- und Kutschen-Prozessionen. Natürlich wird Rebujito allenthalben serviert, das Mixgetränk aus trockenem Sherry, Limonade und viel Eis.
Feria de Caballo in Jerez im Mai
Juni
Romerios sind Wallfahrten, bei denen eine Heiligenstatue mit Singen und Beten zu einem entfernteren Wallfahrtsort transportiert wird, begleitet von Reitern und Pferdekutschen, die viel Essbares und Trinkbares mitschleppen. Getanzt wird auch! Die international bekannteste ist wohl die von El Rocio" in der Doñana, dem Naturschutzgebiet der Mündung des Guadalquivir. Aus ganz Spanien kommen hier die Roma und Sinti zusammen am Pfingstsamstag. Sonst liegt dieser Ort das ganze Jahr über in staubigem Schlaf.
Romerios
Juli - Virgen del Carmen
Dies ist die Schutzheilige der Fischer. Ihre Statue wird in den Hafenorten Spaniens aus einer Kirche erst durch die Straßen und dann auf einem Boot die Küste entlang gefahren, begleitet von allen reich geschmückten Booten des Hafens. Aufregend zuzusehen ist dieser Höhepunkt, wenn die schwere Statue in das Hauptboot verladen wird im Wasser! Danach geht es wieder zurück zur Kirche mit Messe. Arbeitsfreier Feiertag ist das nur in den Küstenorten.
Der große Fischer-Feiertag
August/September
Der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ist offizieller Feiertag. Um dieses Datum herum gibt es viele Ferias, auch die große von Málaga. Aber auch in kleineren Orten wird circa drei Tage lang die Feria mit Tanz und Esen im Freien begangen. Dazu reisen auch weit entfernt lebende Bewohner wieder an ihren Ursprungsort. Um den 1. September dann wird die Vendimia begangen, das Wein-Erntedankfest mit Umzügen, Weinproben und Weinstampfen mit nackten Füßen.
Vendimia
Oktober/November
Auf den 12. Oktober fällt Spaniens Nationalfeiertag, der "Dia de Hispanidad", der der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus gedenkt. Nicht unumstritten dieser Feiertag, denn ob es für Lateinamerika so ein Glück war, unter spanische Herrschaft und Ausbeutung zu gelangen, sei dahin gestellt. Immerhin dient er heute den Spaniern gern für einen Kurzurlaub. Im Oktober beschließen die letzten Ferias nun diese Straßenfestsaison, denn es beginnt die Regenzeit der mediterranen Zone.
Die Amerikanisierung schreitet auch hier voran: Halloween ist auch sehr beliebt in Spanien, besonders bei den Kindern und als Kostümfest. Noch vor 10 Jahren kannte man das kaum auf der iberischen Halbinsel.
Halloween nimmt überhand
Die Dezember-Auszeit
Die Tage um und zwischen 6. und 8. Dezember kann man total vergessen, da geht in ganz Spanien nichts! Am 6. Dezember, dem Dia de la Constitución", wird die moderne Verfassung von 1978 gefeiert, sie gilt als eine der besten in Europa. Am 8. Dezember ist Maria unbefleckte Empfängnis. Die zwei Feiertage liegen meist so günstig, dass sich gleich eine ganze freie Woche ergibt. Und das mitten im Vorweihnachtsstress - aber genau das genießen die Spanier, die dann in Ruhe ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen können. Dafür kennen sie zu Weihnachten, zu Ostern und Pfingsten keine zweiten Feiertage.