Die Fahrt nach Pindaya

Heute ein kleiner Auszug aus dem Reisebericht meiner zweiten Reise nach Myanmar. Ausgangspunkt der Fahrt nach Pindaya war der Flughafen Heho, auf dem wir aus Manalay kommend landeten. Das eigentliche Tagesziel sollte am Abend der Inle See sein, welcher in entgegengesetzter Richtung zu Pindaya lag. Also ein langer Tag mit vielen Stunden im Auto, bzw. auf dieser Reise im Kleinbus.

 

Die Straße war genau so rumpelig, wie ich sie vom letzten Jahr in Erinnerung hatte. Nach einiger Zeit fühlten sich unsere Rücken an, als würden unsere Bandscheiben gleichmäßig auf dem Weg nach Pindaya und zurück auf der 'main road' verteilt werden. Was hier von unserem netten Reiseführer John stolz als Hauptstraße präsentiert wurde, wäre bei uns eine alte vergessene schlaglochübersäte Landstraße. Diese Hauptstraße war genau eine Fahrspur breit, die man sich mit dem Gegenverkehr, den überladenen Lastwagen, den Mopeds, den Radfahrern, den Pferdekuschen, den Ochsenkarren und natürlich den völlig entspannten Fußgängern teilte, die in Seelenruhe trotz heftigem Gehupe die Straße überquerten. Zum Glück gab es einen breiten staubigen, holprigen, steinigen und normalerweise nicht befahrbaren Seitenstreifen. Das führte dazu, dass selbst ein Überholmanöver bei knapp 40 km/h zum Himmelfahrtskommando ausartete. Die Schlaglöcher, der inzwischen auf weiten Strecken fehlende Straßenbelag und auch die nicht mehr als solche zu bezeichnenden Stoßdämpfer des Kleinbusses trugen ihren Teil dazu bei, dass diese Fahrt für alle eine Herausforderung war.

Die rund 2-stündige Fahrt von Heho nach Pindaya gestaltete sich aber recht abwechslungsreich. Den ersten Stopp legten wir an einer burmesischen Rastanlage mit Restaurants, verschiedenen Ständen, an denen man Essen, Trinken und Souvenirs kaufen konnte  und Toiletten, über dessen Zustand ich hier doch lieber nicht berichten möchte, ein.

 

 

Weiter draußen auf dem Land waren die Einwohner ganzer Dörfer auf den Feldern, um mit mittelalterlichen Methoden das Getreide zu ernten. Das Getreide wurde mit halbrunden Messern geschnitten und in kleine Bündel zusammengeschnürt, die später gemeinsam von Hand ausgedroschen wurden. John erklärte uns, dass mit Hilfe des ganzen Dorfes nach und nach die Ernte aller Dorfbewohner eingebracht wird und hier das Wort "Dorfgemeinschaft" noch seine eigentliche Bedeutung hatte.

Pindaya Feldarbeiter

Die Spinne und der Prinz oder woher sich der Name Pindaya ableitet

Wir staunten über die riesige Statue einer Spinne auf dem Weg zum Höhleneingang. Dazu erzählte uns John die Sage. Vor langer Zeit ruhten sich sieben Feen in der größten der Höhlen von Pindaya aus. Plötzlich tauchte eine monströse Spinne auf, die rasend schnell den Höhleneingang mit ihrem Netz verschloss und die Feen gefangen hielt. Ein Prinz, der zufällig an den Höhlen vorbei kam, hörte die Hilfeschreie der Feen. Die älteste Fee bat den Prinzen um Hilfe und versprach ihm, nach der Befreiung die schönste und jüngste der Feen zur Frau zu bekommen. Mit einem Pfeil tötete der Prinz die riesige Spinne und heiratete die jüngste Fee. Als der Prinz die Spinne besiegt hatte, rief er angeblich "pinguya", was soviel bedeutet wie "die Spinne ist tot". Daraus soll auch der Name Pindaya abgeleitet worden sein.

Pindaya Fahrstuhl

Über 8000 Buddha-Statuen

Zum eigentlichen Höhleneingang führte der einzige Fahrstuhl der Region. John erklärte uns, dass viele burmesische Familien nicht nur wegen der Höhlen hierher kommen, sondern auch um einmal Fahrstuhl fahren zu können. Wie überall mussten wir unsere Schuhe am Eingang ausziehen und betraten barfuß die Höhle. Nachdem sich unsere Augen an das dämmrige Licht einiger funzelnden Glühlampen gewöhnt hatten, drängte sich uns eher der Gedanke einer mit  8056 Buddha-Statuen vollgestopften Rumpelkammer auf, als ein heiliger Pilgerort. Wohin das Auge blickte, alles war zugestellt mit Buddhas aller Größen, Farben und Variationen. Unter Farben versteht man in diesem Fall mit Blattgold überzogene Buddhas, weiße Marmor-Buddhas, Jade-Buddhas, schwarze Lack-Buddhas und am Eingang in einer Vitrine ganz unscheinbar sogar ein kleiner Rubin-Buddha.

Pindaya Höhle

John führte uns in alle Ecken und Winkel der Höhle. Es stehen viele alte Buddha-Statuen in dieser Höhle, aber auch heute noch spenden reiche Familien eine Statue, sodass die Anzahl immer größer wird. Fassungslos bestaunten wir ein Himmelfahrtskommando von 4 jungen Männern, welches den Auftrag hatte, kaputte Birnen der mindestens in 3 m Höhe angebrachten Strahler auszutauschen. Schon die lange wackelige Bambusleiter erweckte kein Vertrauen. Als aber auf dieser Leiter dann noch einer der jungen Männer in die schwindelerregende Höhe des Scheinwerfers turnte, während die anderen drei versuchten, die schwankende Leiter ruhig zu halten, stockte uns fast der Atem. Ich vergaß zu erwähnen, dass diese Vorstellung im Longhi, dem knöchellangen Wickelrock der burmesischen Männer und Flip-Flops an den Füßen stattfand.

Um die Glühbirne tauschen zu können, wurde kurzerhand der Strom in der kompletten Höhle abgeschaltet. Wir standen plötzlich im Stockdunklen und wagten nicht, nur einen Schritt weiter zu gehen. Aus allen Winkeln hörte man das aufgeregte Flüstern der Besucher der Höhle. Nach wenigen Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, ging das Licht zum Glück wieder an und wir konnten unsere Besichtigung fortführen. Zurück am Eingang nahm uns das grelle Sonnenlicht wieder in Empfang.

Buddha weiss

Burmesische Leckereien und handgeschöpftes Papier

John führte uns zu den am Parkplatz liegenden Verkaufsständen, wo wir allerlei undefinierbare Leckereien probieren durften, die er für uns kaufte. Es waren frittierte Cracker aus Soja mit Erdnüssen, Sesam oder anderen scharfen  Zutaten und ein "Dip" aus fermentierten und gut gewürzten Grünteeblättern, welcher mit den Crackern einmalig gut schmeckte. Die Zuckerrohrbonbons dagegen schmeckten eher nach einem Stück zerkautem Würfelzucker.

Bevor wir Pindaya verließen besuchten wir noch eine Papiermanufaktur. Hier wurde das Papier noch wie in alten Zeiten geschöpft und mit Blütenblättern geschmückt. Vom Briefpapier, über Lampions bis hin zu bunt bemalten Papierschirmen konnte man alles kaufen. Wunderschöne Mitbringsel und Erinnerungen aus Myanmar.

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