Eine "Schlemmerei mit Trüffelduft"

Aber vielleicht wäre Casanova auf den Geschmack gekommen, hätte es jene Pizza schon gegeben, die rund 230 Jahre später in PalaTerme di Fiuggi in der Provinz Frosinone zur Pizza des Jahres gekrönt wurde. Denn diese von der Römerin Roberta Giovine kreierte Pizza mit dem Namen "Golosa al profumo di tartufo" (Schlemmerei mit Trüfellduft) ist wohl schon etwas für edlen Geschmack. Die bei der "Ersten Italienischen Pizza-Meisterschaft" unter 150 Varianten als Siegerin hervorgegangene Pizza besteht aus Trüffelcreme mit Provola-Käse und Tiroler Schinkenspeck. Vielleicht eine etwas eigenwillige Komposition; aber sicher gefälliger als jene Pizza mit weißen Bohnen und Bratwurstscheibchen, die sich ebenfalls diesem Wettbewerb gestellt hatte. Die jedenfalls hat sich nirgendwo durchgesetzt – höchstens am Rande oberitalienischer Campingplätze, wo die Holländer zur Sommerzeit lärmen.

Der Mythos der Margherita schwindet nicht

Umfragen haben herausgefunden, dass mehr als 60 Prozent aller Italiener mindestens einmal im Monat eine Pizza essen. Nach ihrer Lieblingspizza befragt, stellte sich heraus, dass aller Pizza-Erfindungskunst zum Trotz der Mythos der Margherita schwerlich zu schlagen ist. In der Tat, in Italien und weit darüber hinaus ist die Pizza Margherita nach wie vor die beliebteste Pizza. Vielleicht auch deshalb, weil sie eine eigene, eine nachgerade anrührende Historie hat, die Ihresgleichen sucht..

Der Auftrag für Pizzabäcker Raffaele Esposito

Sie begann am 11. Juni 1889. An jenem Tage war der neapolitanische Pizzabäcker Raffaele Esposito an den Hof der Savoyer-Königin Margherita gerufen worden, um der deutschblütigen Gemahlin von König Umberto I. eine Pizza zu servieren. Da musste nun etwas Besonderes her. Die bekannte Grundsubstanz zu verändern, wäre gegen den Stolz des Bäckers und sicher auch gegen den Willen der Königin gewesen.

Die Pizza in den Nationalfarben

Also kredenzte der neapolitanische Pizzabäcker Raffaele Esposito, und damit stand er ganz in den emotionalen Regungen des anschwellenden Nationalismus im knapp 20 Jahre alten vereinigten italienischen Staat, eine Pizza in den Nationalfarben: Grünes Basilikum, weißer frischer Büffelkäse aus der Campagna und rote Tomaten zierten den Teig.

"Die königliche Würde des ewig Weiblichen"

Die berühmteste und zugleich schlichteste aller Pizzen heißt Margherita, weil eine Königin vor rund 125 Jahren die so genannte feine französische Küche satt hatte und Volkes Genüsse kosten wollte. Jene Savoyer-Regentin ist damit berühmt geworden, ohne dass die meisten Gourmets es wüssten. Ihr Zeitgenosse, der Dichter Giosue Carducci, feierte "l'eterno femminino regale" der Margherita - "die königliche Würde des ewig Weiblichen". Er meinte nicht die Pizza. Aber – mancher geriet anderweitig ins Schwärmen – vielleicht meinte er doch beides….

Die Fotos entstammen den Büchern "Die Küche in Italien" (TimeLife) und "Köstliches Italien" (Helbos/Bayerischer Rundfunk)

 

 

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