Planung des Hauses und Umsetzung der Ideen

Max Liebermann schreibt bereits einige Jahre vor dem Kauf des Grundstücks an seinen Freund Lichtwark, den damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle: "Ich möchte ein Landhaus, das sich ein Städter gebaut hat." Auch Berlin erlebte, so wie andere Städte, um 1900 einen Landhaus-Boom. Der Stil der Bauerngärten galt als modern. Das kultivierte Bürgertum sehnte sich nach einem Leben im Einklang mit der Natur. Max Liebmann erwarb also 1909 ein Wassergrundstück in einer der ältesten und vornehmsten Berliner Villenkolonien der damaligen Zeit. In der Nachbarschaft wohnten Persönlichkeiten wie AEG-Chef Johann Hamspohn, Verleger Carl Langenscheidt, Verlagsgründer Ferdinand Springer sowie der Arzt Ferdinand Sauerbruch. 

Der Maler selbst nahm großen Einfluss auf die Gestaltung der Villa, die in der Mitte des langgezogenen etwa 7260 Quadratmeter großen Areals platziert wurde. Liebermann beauftragte den Architekten Paul Otto Baumgarten, der sich mit der Planung des Nachbarhauses einen Namen gemacht hatte. Allerdings musste sich dieser mit konkreten Wünschen seines Auftraggebers auseinander setzen. Für die Fassaden standen zwei berühmte Hamburger Landhäuser Pate, das hohe Dach geht auf das Gartenhaus von Goethe zurück, den Liebermann sehr schätzte. 

Das Herz der Villa bildet das Atelier, welches anders als die weiteren Räume eine Decke mit Tonnengewölbe erhielt. Liebmann möblierte es spartanisch mit einem Tisch, einem Stuhl und mehreren Staffeleien. Hier vollendete er seine Bilder, die zunächst im Garten gemalt wurden.

Der Maler Max Liebermann als talentierter Gärtner

Max Liebermann wollte das Haus und den Garten als Einheit gestalten. Die Lage der Villa teilt das Grundstück in einen seeseitigen Garten und einen geräumigen Vordergarten. Es ist möglich, durch das Haus hindurch von einem Bereich in den anderen zu schauen. Liebermann erwies sich als leidenschaftlicher Gartengestalter und fand in den letzten Jahren seines Lebens im Garten eine unerschöpfliche Vielfalt an Motiven. Seine Bilder erwiesen sich als große Hilfe bei der Rekonstruktion der Anlage, die heute wieder originalgetreu bewundert werden kann.

Der vordere Teil zur Straße hin ist im Stil eines Bauerngartens gestaltet. Hier bilden Stauden, Kräuter und Gemüse eine Einheit. Vom Mittelweg aus ist der Blick über große verglaste Fenster durch das Haus hindurch bis zum Wannsee frei. Der hintere Teil zwischen Haus und See besteht aus einer großzügigen Rasenfläche, sowie aus Gesellschafts- und Blumenterasse. Das Grundstück wird zur rechten Seite hin durch große Birken begrenzt. 

Beraten wurde Liebermann durch Alfred Lichtwark, der sich zur Gestaltung wie folgt äußerte: "Denn Raumkunst ist Gartenkunst wie jeder andere Zweig der bildenden Kunst, und Garten und Haus schliessen sich zu einem Gebilde zusammen." Dieser Zusammenschluss ist Liebermann hervorragend gelungen.

Gartenmotive für über 200 Ölgemälde
Max Liebermanns Garten am Wannsee
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Liebermann-Villa als Lazarett und Krankenhaus

Nach dem Tod Max Liebermanns verpachtete die Witwe das Haus an einen ehemaligen Gärtner. 1940 wurde es zwangsweise an die Deutsche Reichspost verkauft und musste nun den Rahmen für ein "Lager für die weibliche Gefolgschaft" bilden. Die vereinbarte Kaufsumme in Höhe von 160.000 Mark erhielt Martha Liebermann nie. Gegen Ende des Krieges diente die Villa als Lazarett. 

Auch nach dem Krieg wurde im ehemaligen Atelier nicht mehr gemalt sondern operiert. Die Chirurgische Abteilung des Städtischen Krankenhauses Wannsee zog in die Villa und das benachbarte Haus der Hamspohns. 1951 erhielt die einziger Tochter des Ehepaares, Käthe Riezler, die in den USA lebte, das Grundstück zurück. Sie vermietete das Haus an das Krankenhaus. Wenige Jahre später 1958 verkaufte deren Tochter Maria Withe Grundstück und Villa an das Land Berlin. Nach 1970, als das Krankenhaus neue Gebäude bezog, stand das Gebäude beinahe zwei Jahre leer. Bis es im Herbst 1971 an den Deutschen Unterwasser-Club (DUC) verpachtet wurde. Dieser Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von 30 Jahren. 

Es folgten Jahre als Vereinshaus

Mit der Nutzung der Liebermann-Villa als Haus für einen Sportverein waren schon frühzeitig einige Berliner nicht einverstanden. Die Räume wurden zu einer Fortbildungs- und Ausbildungsstätte für Taucher genutzt. Erst 1987 wurden endlich die Überreste des Gartens in die Liste des Denkmalschutzes aufgenommen. Es dauerte weitere sieben Jahre, bis 1995 auch das Haus diesen Status erhielt. In diesem Jahr hatte sich die Max-Liebermann-Gesellschaft e.V. gegründet. Der Pachtvertrag mit dem Deutschen Unterwasser-Club wurde dennoch für weitere 20 Jahre verlängert. Erst im Jahr 2002 fand sich für den Sportverein ein Ersatzgrundstück. Endlich konnte damit begonnen werden, im Haus und auf dem Grundstück eine Max-Liebermann-Gedenkstätte und ein Museum zu errichten.

Zu dieser Zeit war vom ehemaligen Garten nicht mehr viel übrig. Einige Reste der Hecken existierten noch sowie eine Kastanie. Die Rasenfläche hatte einem Parkplatz und wild wachsenden Fichten Platz gemacht. Im Inneren des Hauses sah es nicht besser aus. Es gab eine Bar und ein eingemauertes Aquarium im Erdgeschoss und im oberen Stockwerk einen Kinosaal. Trotzdem konnten Teile des Parketts, historische Dachziegel und viele originale Farbreste gesichert werden. Mühselig wurde das Haus, einschließlich der Dachziegel, originalgetreu wieder hergestellt.

Blick zum See

Blick zum See (Bild: H. Nedo)

Heute ist die Liebermann-Villa ein Besuchermagnet am Wannsee

Max Liebermann lockt mit seinen Bildern zahlreiche Besucher an den Wannsee. Aber es sind nicht nur die Bilder, sondern vor allem das Ensemble aus Haus und Garten, der Blick auf den See vom Café Max und das Engagement des Museumsteams, welche mit Sonderausstellungen Abwechslung in die Gedenkstätte bringt. Das Haus ist ganzjährig geöffnet, täglich außer Dienstags. Immer von Freitag bis Sonntag finden regelmäßige öffentliche Führungen statt, im Sommer auch Mittwochs. Ergänzend gibt es verschiedene Spezialführungen und sogar Malkurse werden angeboten. Auf der Webseite der Liebermann-Villa finden Sie weitere Informationen.

Regelmäßig werden im Haus Sonderausstellungen gezeigt. Die Dauerausstellung präsentiert einige seiner schönsten Gartengemälde. Es sind sowohl Ölbilder als auch Aquarelle. Der Besucher erkennt auf mehreren Bildern deutlich Elemente des Gartens wieder. Die Liebermann-Villa mit Museum und Café ist als Besuchermagnet nicht nur für Kunstinteressierte, sondern auch für Gartenfreunde sehenswert. 

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