Ein kurzer Blick in die Historie der Tafeln

Die inzwischen wohl größte soziale Bewegung der heutigen Zeit für Hilfsbedürftige entstand 1993 durch die Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. Vor mehr als 25 Jahren setzten engagierte Berlinerinnen ihr Vorhaben in die Tat um, Obdachlose und sozial Hilfsbedürftige zu unterstützen und durch das Spenden von Lebensmitteln deren Situation zu verbessern.

1994 gab es sieben Tafeln und 1995 bereits 35 Tafeln in Deutschland. Deren Zahl sprang weiter sprunghaft an. Im Jahre 2000 gab es 260 Tafeln, die sich bis 2005 fast verdoppelten. 2012 waren bereits 906 Tafeln entstanden. Heute im Jahr 2019 sind es mehr als 940 Tafeln, die mit rund 50.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und einem täglichen Einsatz von rund 2600 Fahrzeugen, zum Teil mit einer Kühl- oder Tiefkühlfunktion ausgerüstet, überall in Deutschland erfolgreich arbeiten.

 

Der Bundesverband Tafel Deutschland e.V.

Die örtlichen und regionalen Tafeln organisierten sich für einen besseren Austausch der Erfahrungen im Bundesverband Deutsche Tafel e.V. mit Sitz in Berlin. Ihn gründeten die damals bestehenden 35 als "Dachverband Deutsche Tafelrunde", im Folgejahr bei der Jahreshauptversammlung umbenannt in "Bundesverband Deutsche Tafel e.V."

Nachdem in Berlin eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle eingerichtet werden konnte, wurde der Verband für einen einheitlichen Markenauftritt der Tafeln seinen in "Tafel Deutschland e.V." umbenannt. Jetzt dient der Verband als Servicezentrale für alle deutschen Tafeln und vertritt deren Interessen nach innen und außen.

In der Geschäftsstelle der Tafel Deutschland laufen alle Fäden zusammen, um die Tafel-Arbeit auch im entlegensten Ort professionell zu unterstützen. Die hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Geschäftsstelle sind erste Ansprechpartner für die Mitglieder und Mitarbeiter der Tafel Deutschland e.V. Sie kümmern sich um die verschiedenen Arbeitsschwerpunkte des Tafel-Dachverbandes.

Zusätzlich koordiniert und betreut er die überregionalen Spender und Sponsoren, die die Tafel-Arbeit in Deutschland erst möglich machen.

Inzwischen haben sich die Tafeln zu einer der größten sozialen Bewegungen der heutigen Zeit entwickelt, die Lebensmittel rettet und an Bedürftige weitergibt. "Ableger" nach deutschem Vorbild sind "Feedback" im südafrikanischen Kapstadt, eine Foodbank im australischen Sidney, die Wiener Tafel in Österreich und die Schweizer Tafeln.

Lebensmittel für Bedürftige

Wer knapp bei Kasse ist, spart zuerst an der Qualität der Lebensmittel und dann an der täglichen Ernährung. Andererseits werden zirka 20 Prozent der Lebensmittel weggeworfen und landen im Müll. Bedürftige mit Lebensmitteln zu versorgen, ist das Ziel der Tafeln.

Die damalige Zielgruppe der Obdachlosen hat sich inzwischen völlig gewandelt. Heute sind Arbeitslose und Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner auf die Versorgung mit Lebensmitteln durch die Tafeln angewiesen. Die Tafeln versorgen deutschlandweit täglich mit ihren über 2000 Tafel-Läden und Ausgabestellen regelmäßig über 1,6 Millionen bedürftige Personen mit Lebensmitteln. (Foto: Sammeln von Lebensmitteln bei der Tafel; Bild "Tafel Deutschland e. V., Dagmar Schwelle"). 

Von 2018 auf 2019 ist die Anzahl der Menschen, die die Angebote der Tafeln nutzen, um zehn Prozent gestiegen. Aktuell kommen 1,65 Millionen Menschen regelmäßig zu den Tafeln. Besonders bei Senioren, die Rente oder Grundsicherung im Alter beziehen, ist der Anstieg mit 20 Prozent dramatisch. Niedrige Renten sind damit nach Langzeitarbeitslosigkeit der zweithäufigste Grund, eine Tafel aufzusuchen.

Wichtig bei diesem Punkt ist, dass die Bedürftigkeit stets durch Vorlage amtlicher Belege und Bescheide nachgewiesen werden muss, um Trittbrettfahrer auszuschließen.

Auch die Trägerschaft der Tafeln hat sich völlig gewandelt: Heute befinden sich rund 60 Prozent der Tafeln in Trägerschaft verschiedener gemeinnütziger Organisationen wie Diakonie, Caritas, DRK, AWO und andere; rund 40 Prozent der Tafeln sind eingetragene Vereine.

In jüngster Zeit sind sogar schon Studenten auf die Tafel angewiesen, wenn sie kein BAföG erhalten, weil die Eltern zu viel für BAföG verdienen, aber zu wenig, um ihre studierenden Kinder finanziell zu unterstützen. Einen Job anzunehmen, ist wegen des sehr geringen Jobangebotes und auch wegen der durch "Master" und "Bachelor" durchstrukturierten Studienzeit kaum möglich.

Die Wegwerfgesellschaft und die Tafeln

In Deutschland werfen die Endverbraucher und der Handel jährlich mehrere Millionen Tonnen essbarer und gesunder Lebensmittel im einwandfreien Zustand in den Müll. Es handelt sich um Obst, das nicht mehr ganz so knackig aussieht wie gewünscht, Brot vom Vortag, das etwas trocken aussieht, Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft oder einfach der Rest der Mahlzeit vom Vortag, deren Verzehr – schließlich soll ja ein neues Essen auf den Tisch – "unzumutbar" ist. Alles wandert, oftmals ungeöffnet. In Deutschland werden täglich etliche Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch verzehrfähig sind und obwohl gleichzeitig bei vielen Menschen Mangel herrscht.(Foto Tafel Deutschland, Dagmar Schwelle).

Die gemeinnützigen Tafeln schaffen einen Ausgleich: Sie sammeln überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte. (Foto 

Mit ihrer schnellen und unbürokratischen Hilfe lindern die Tafeln die Folgen von Armut in einer reichen Gesellschaft und stehen für Solidarität und Mitmenschlichkeit.

...und die Unterstützer der Tafeln

Hier setzen die Tafeln an: Sie sammeln "überschüssige", aber qualitativ einwandfreie und ohne Bedenken zu verzehrende Lebensmittel in Einzelhandel, Bäckereien, Gastronomie und großen Märkten und geben diese an Bedürftige weiter. Besonders große Lebensmittelketten und Discounter wie Metro, Lidl, Aldi, Edeka, Rewe, netto, Spar oder Real und viele andere tun sich bei der Unterstützung der Tafeln hervor und zeigen soziale Verantwortung. Sie helfen den Bedürftigen und sparen ganz nebenbei die Kosten der Entsorgung.

Die Tafeln kaufen nichts dazu und verteilen ausschließlich gespendete Lebensmittel. Private Förderer und Betriebe als Sponsoren sorgen für die Übernahme von eventuell anfallenden Kosten bei Mieten, beim Transport oder der Lagerhaltung.

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