Yahi-Indianer (Gemälde von John Stanley) (Bild: tpsdave / Pixabay)

Das Blutbad am Mill Creek

Blitzschnell und überraschend schlugen sie zu und verschwanden dann wieder. Die Weißen unterstellten ihnen jedoch mehr Taten, als die Yana begingen. Jeder Mord, jede niedergebrannte Hütte wurde ihnen angelastet und mit Vergeltung geahndet. Im Jahr 1861 war der südliche Yanastamm, die Nachbarn der Yahi, ausgerottet. Drei Jahre später lieferte der unaufgeklärte Mord an zwei weißen Frauen den Vorwand zu einem furchtbaren Massaker. Zu Beginn des Jahres zählten der mittlere und der nördliche Yanastamm noch rund 2000 Menschen. Am Ende des Jahres waren nur noch knapp 50 am Leben. Anschließend richtete sich die Rachsucht der Weißen gegen die Yahi.

1865 wurde eine Farmerfamilie ermordet. Daraufhin überfielen 17 schwerbewaffnete Weiße im Morgengrauen eines der größeren Yahidörfer am Mill Creek. Die Angreifer postierten sich auf den Hügelkuppen, sperrten sämtliche Fluchtwege und feuerten in das schlafende Dorf hinab, bis sich der Mill Creek blutrot färbte. In den folgenden Jahren verringerte sich die Zahl der Yahi immer mehr. Um nicht zu verhungern, gingen sie auf Raubzüge. Nun schworen die Weißen, den Stamm bis aus die letzte Frau und das letzte Kind auszurotten. Vier Cowboys, die Vieh von den Berghängen des Yana-Landes ins Tal treiben sollten, waren für das letzte große Massaker verantwortlich.

Der letzte Überlebende der Yahi

Eines ihrer Kälber war am Mill Creek offenbar von Indianern abgeschlachtet worden. Die Cowboys setzten Hunde ein und folgten der Spur den Fluss hinauf bis zu einer großen Höhle. Hier versteckten sich über 30 Yahi mit kleinen Kindern und Säuglingen. Gegen die schwerbewaffneten Weißen hatten sie nicht die geringste Chance. Sie wurden gnadenlos niedergeschossen. Nur 15 oder 16 Yahi überlebten das Massaker und zogen sich in das Innerste ihres Heimatlandes zurück. Um 1885 waren nur noch fünf oder sechs Yahi übrig. Als immer mehr Siedler in ihr Gebiet zogen, traten die Indianer ihren letzten Rückzug zum Deer Creek an. Dort hielten sie sich jahrelang versteckt.

Am Morgen des 29. August 1911 tauchte der letzte Überlebende der Yahi bei einem abgelegenen Schlachthof in Nordkalifornien auf. Ohne Widerstand ließ er sich vom Sheriff in das Gefängnis von Oroville sperren. Als sich die Nachricht von dem geheimnisvollen Indianer herumsprach, tauchten von überall her Reporter auf. Da es in der Kultur der Yahi nicht üblich war, jemanden mit seinem richtigen Namen anzuprechen, nannte man ihn Ishi, was "Mensch" bedeutet. Ishi wurde an die University of California in San Francisco gebracht, wo er die nächsten Jahre lebte und Berühmtheit erlangte. Dort half er dem Anthropologen Alfred Kroeber beim Studium der Yahi-Sprache und Gebräuche. Im Gegenzug führte man ihn in die moderne Zivilisation ein, in der er sich dann auch gut zurecht fand. Nur gegen die Krankheiten war er nicht immun.

Einige Wochen nach seiner Ankunft in San Francisco zog er sich die erste Erkältung seines Lebens zu, im folgenden Winter seine erste Lungenentzündung und im Frühjahr 1915 erkrankte er an Tuberkulose. Nachdem er drei Monate im Krankenhaus gelegen hatte, nahm man an, das Leiden sei zum Stillstand gekommen. Doch Ende August musste er erneut ins Krankenhaus. Am 25. März 1916 starb Ishi. In den Sarg, in dem er eingeäschert wurde, legte man einen seiner Bogen, fünf Pfeile, einen Korb mit Eichelmehl, ein Kästchen mit Muschelgeld auf Schnüren, das er damals gerettet hatte, einen Beutel mit Tabak, drei Ringe und einige Obsidiansplitter. Seine Asche wurde in einer einfachen, scharzen Pueblo-Urne in einer Mauernische auf dem Mount-Olivet-Friedhof beigesetzt. Die Inschrift lautete: "Ishi, der letzte Yana-Indianer, 1916".

BerndT, am 28.08.2014
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Bildquelle:
PDPhotos (Die Besiedlung Kaliforniens)
State Library of Queensland (Goldrausch im Wilden Westen)
Edward Sheriff Curtis (Der Stamm der Jicarilla-Apachen)

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