Die vier rechtgeleiteten Kalifen im Islam
Mit dem Tode Muhammads trat ein großes Problem in den muslimischen Reihen auf: Wer wird der Nachfolger des Propheten als Oberhaupt der Gläubigen? Es folgten vier seiner engsten Vertrauten.Abu Bakr und Umar, die beiden ersten rechtgeleiteten Kalifen
Der 632 n. Chr. zum Kalifen gewählte Abu Bakr nannte sich selbst den "Stellvertreter des Gesandten Gottes". Er stellte starke Truppen auf, die für den Glauben kämpften (jihad), er wollte, dass so viele Menschen wie möglich zum Islam konvertierten.
Sein von ihm selbst bestimmter Nachfolger Umar nannte sich der "Anführer der Gläubigen". Er war ebenfalls ein Schwiegervater Muhammads und konvertierte ebenso wie Abu Bakr bereits sehr früh zum Islam. Unter Umar eroberten die Muslime zahlreiche Gebiete in sassanidischem und byzantinischem Reich, wo sie auf wenig Widerstand stießen. Sie konnten Teile Syriens und Anatoliens, den Irak sowie West- und Zentraliran erobern. Umar selbst kämpfte nicht mit in den Feldzügen, wollte sie aber dennoch kontrollieren, was bei einer derart großen Menge an Kämpfern alles andere als einfach für ihn war. Es blieb dabei, dass er den Quraysch Kämpfe ohne seine Zustimmung untersagte. 644 n. Chr. wurde Umar von einem christlichen Sklaven ermordet.
Uthman und Ali, die beiden letzten rechtgeleiteten Kalifen
Umar bestimmte in den letzten Stunden seines Lebens Uthman zum Nachfolger als Kalif. Uthman war Ummayyade, wurde ebenfalls sehr früh zum Muslim und hatte zwei von Muhammads Töchtern geheiratet. Unter Uthman gab es zahlreiche Streitigkeiten unter den einzelnen Gruppen der Eroberer, die sich nicht einig wurden, wie sie ihre Beute aufteilen sollten. Uthman wollte Ordnung schaffen und versorgte so erst einmal einige einflussreiche Angehörige des Stammes Quraysch mit wichtigen Führungsämtern. Damit zog Uthman viele unzufriedene Stimmen gegen sich. Auch dass er einen einheitlichen Koran durchsetzen wollte, stieß nicht gerade auf Begeisterung, da viele ihm vorwarfen, er würde das Wort Gottes verfälschen. 656 n. Chr. wurde Uthman von unzufriedenen Rebellen ermordet.
Als dessen Nachfolger wurde Ali bestimmt. Ali galt als der engste lebende Verwandte des Propheten Muhammad, da er ein Cousin dessen und zugleich Ehemann der Prophetentochter Fatima und damit Vater der einzigen männlichen Nachkommen Muhammads war. Zudem besaß er Tugenden, die von jedem (nicht-) muslimischen Araber hoch geschätzt wurden: Tapferkeit, Bescheidenheit, Gerechtigkeit und Gutmütigkeit. Dennoch spaltete sich die muslimische Gemeinde unter Ali in die heute bekannten Gruppen der Sunniten und der Schiiten.
Das Ende der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen: Mu'awiya kommt an die Macht
Der syrische Ummayyade Mu'awiya wurde während der Ersten Fitna (Bürgerkrieg, Kämpfe der Muslime) zu einem mächtigen Gegner Alis. Ali hatte gerade einen Aufstand einiger Muslime, angeführt von Aischa (Muhammads Lieblingsfrau), besiegt, als er Mu'awiya, einem Cousin Uthmans, gegenüberstand. Er forderte von Ali, wie zuvor auch schon Aischa mit ihren Truppen, Rache für die Ermordung Uthmans sowie die Bestrafung der Mörder. Die feindlichen Armeen (Alis "irakische" Truppen und Mu'awiyas "syrische" Truppen) trafen aufeinander und im Laufe des Kampfgeschehens willigte Ali in ein Schiedsgericht ein, welches über die Schuld an Uthmans Tod und der Rechtmäßigkeit seines eigenen Kalifats entscheiden sollte. Der Schiedsspruch fiel jedoch sehr zweideutig aus, sodass die Kämpfe weitergingen: Mu'awiya nahm Ägypten ein, eine Gruppe Unzufriedener trennte sich von Ali, die dieser jedoch niederschlagen ließ, was ihm widerum weitere Verluste an Anhängern kostete. Der Kampf gegen Mu'awiya wurde eingestellt, 661 n. Chr. jedoch wurde Ali von einigen Abtrünnigen seiner Anhängerschar ermordet.
Dies war das Ende der rechtgeleiteten Kalifen, Mu'awiya setzte sich durch und nun wurde Kalif, wer die nötige politische und militärische Macht hatte, und nicht mehr, wer mit dem Propheten verwandt war oder sich um den Islam verdient gemacht hatte.
Quellen:
Krämer, Gudrun: Geschichte des Islam, dtv München, März 2008, S. 29-42.
Haarmann, Ulrich: Geschichte der arabischen Welt, C.H. Beck, München 2001.