Nachdem der Wolf fast 100 Jahre aus Deutschland verschwunden war, hält er seit 15 Jahren wieder Einzug in seine einstigen Siedlungsgebiete. Zuerst nur zögerlich aus Polen eingewandert, gründeten sich seit der ersten Sichtung eines Wolfes in Deutschland im Jahr 1996 bereits mehr als zehn Rudel, die vor allem zwischen Neiße und Schwarzer Elster im südlichen Brandenburg und nördlichen Sachsen leben. Ein Wolfsrudel besteht aus den Elterntieren und den Welpen der vergangenen beiden Jahre. Werden die Welpen im Verlauf des zweiten Lebensjahres geschlechtsreif, wandern sie ab, suchen sich eigene Partner und Reviere und gründen neue Rudel. Seit dem Jahr 2000 wurden kontinuierlich Welpen aufgezogen. Dass der Wolf seit 1990 in Deutschland unter strengem Naturschutz steht, macht es ihm möglich, sich nun immer weiter ins Landesinnere zu verbreiten.

 

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Jedes Wolfsrudel erhält einen eigenen Namen

Die Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland steht unter strenger Aufsicht. Zahlreiche Naturschützer und Biologen haben sich zu Gruppen zusammen geschlossen, die die Wölfe in ihren neuen Lebensräumen beobachten und ihr Verhalten auswerten. Nicht zuletzt haben sie sich auf die Fahne geschrieben, die Menschen mit ihrem neuen Bewohner vertraut zu machen und Vorurteile abzubauen. Das bekannteste Kontaktbüro der Wolfsregion Lausitz bietet auch im Internet ausführliche und sachkundige Informationen an. Hier kann man sich über die aktuellen Zahlen und Territorien informieren. Jedes Wolfsrudel erhält zum Beispiel einen Namen, der sich an dem Gebiet, das es durchstreift, orientiert. Anhand einer Chronologie wird anschaulich dargestellt, wie sich das Verbreitungsgebiet immer weiter ausdehnt. Die Beobachter beziehen ihre Informationen aus zahlreichen Überwachungskameras, aus Sendern, die den Tieren angebracht wurden und aus Informationen von Jägern und der gesamten Bevölkerung. Jede Sichtung kann zum Beispiel auch direkt über die Internetseite gemeldet werden.

Lebensraum des Welzower Rudels

Mit der Anzahl der Wölfe wächst auch die Anzahl der Konflikte

Seit Beginn der Ansiedlung der Wölfe haben die Menschen in den betreffenden Regionen Bedenken und Vorbehalte gegen ein friedliches Zusammenleben mit dieser für sie neuen Wildart. Fest in die Köpfe eingebrannte Mythen, die den Wolf meist als Bösewicht darstellen, verhindern die nötige Toleranz. So hat jeder schon vom Werwolf gehört und kaum ein Kind wächst ohne das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf auf. Wen wundert es da, dass viele dem Wolf nur mit Skepsis begegnen. Geschürt wird das Misstrauen noch durch permanente Berichte über gerissene Schafe und zerfleischte Rehe. Pilzsucher gehen mit einem mulmigen Gefühl in den Wald. Nutztierhalter haben Angst um ihre Herden. Tatsächlich kann man in den Südbrandenburger Wäldern auf einen Wolf treffen, aber dass es kaum Augenzeugenberichte gibt, weist schon darauf hin, dass der Wolf den Menschen eher ausweicht. Sie sind von Natur aus sehr scheu und sind eher in Gebieten unterwegs, in die kaum ein Mensch gelangt. Auf stillgelegten Truppenübungsplätzen und in Tagebaufolgelandschaften in der Lausitz finden Wölfe ideale Lebensbedingungen. Pilzsucher sollten sich darauf einstellen und solche Bereiche, die ohnehin meist Sperrgebiete sind, meiden.

 

Probleme mit der Akzeptanz des Wolfes hat auch die Jägerschaft. Hier sind die Meinungen zwiegespalten. Die einen meinem gut mit dem Wolf klarzukommen, weil der Wildbestand so hoch ist, dass Wölfe und Jäger friedlich nebeneinander existieren können. Zudem würden die Wölfe vorrangig schwache, kranke und alte Tiere reißen und damit eine natürliche Wildauslese betreiben. Andere Jäger sehen im Wolf einen Konkurrenten, der ihren Jagderfolg verringert. Sie haben im Landkreis Oberspreewald-Lausitz auch ein verändertes Verhalten des Wildes festgestellt. Rehe wirken verunsichert, kommen nur noch in stockdunkler Nacht auf die Felder und bleibt doch nur eine kurze Zeit. Das Rotwild reagiert ähnlich und bildet zudem auch größere Rudel. Auch ein Rudel mit 15 Hirschen wurde beobachtet, die ja sonst eher Einzelgänger sind.

Die Menschen müssen sich auf den Wolf einstellen

Niemand kann sagen, wie er selbst reagieren würde, wenn ihm plötzlich ein Wolf gegenübersteht. Wahrscheinlich würden die meisten erst einmal erstarren. Dem Wolf geht es genauso. Er wird den Menschen in starrer Haltung anschauen und dann wahrscheinlich weiterziehen. Der Mensch wird wahrscheinlich schleunigst dieses Gebiet verlassen, im Hinterkopf immer noch die verschluckte Großmutter aus dem Rotkäppchen-Märchen. Aber die Wahrscheinlichkeit einer solchen Begegnung ist derzeit noch sehr gering. Viel wahrscheinlicher ist es da, dass es zu weiteren Übergriffen auf Nutztiere kommt, weil der Wolf ja nun mal ein Raubtier mit natürlichen Instinkten ist und nicht zu unterscheiden weiß, welche Tiere er fressen darf und welche nicht. Die Tierhalter müssen deshalb aktiv werden, finden aber zahlreiche Informationsmöglichkeiten zur Schadenvorbeugung und –regulierung in den Landratsämtern und im Internet. Geschlossene Schutzzäune und Herdenhunde helfen, Verluste zu vermeiden. Dennoch bleibt die Angst, dass sich der Wolf immer weiter an die Ortschaften heranarbeitet und dort öfter seine Beute sucht. Nicht jeder Nutztierhalter kann sich großflächige Einzäunungen leisten, zumal dadurch auch die Wildwanderung behindert wird. Dass neuerdings auch ein Kalb gerissen wurde (Bericht in der Lausitzer Rundschau vom 18.Oktober 2011), obwohl es ungewöhnlich ist, dass ein Wolf auf Rinder losgeht, hat die Alarmglocken, die die Aufnahme des Wolfes ins deutsche Jagdrecht fordern, wieder lauter klingen lassen. Wenn sich der Wolf weiter so gut vermehrt, ist hier sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Schafe müssen durch einen Zaun geschützt werden

Themenradweg: Dem Wolf auf der Spur

Wer sich einmal auf Wolfsspuren begeben möchte, dem ist ein extra dafür gewidmeter Wolfsradweg in der Lausitz zu empfehlen. Markiert mit einer grünen Wolfspfote auf weißem Grund schlängelt er sich über 43,3 km vom Findlingspark Nochten südlich von Weißwasser bis nach Steinbach an die polnische Grenze. Die Landschaft ist mit Kiefern, Heidekraut und von Braunkohlenbaggern hinterlassenen Sandwüsten eher karg eingerichtet, spiegelt damit aber genau die von Wölfen bevorzugten Areale wider.

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