Das Buch Micha: Person und Zeit des Propheten

Die wesentlichen Personenangaben zum Prophet Micha finden sich einer damaligen Sitte folgend am Beginn seiner niedergeschriebenen Botschaft. Demnach stammte der Verkündiger aus der Ortschaft Moreschet, ungefähr 35 km südwestlich von Jerusalem. Aus der gleich anschließend aufgeführten Reihe von Königsnamen lässt sich schließen, dass Micha in den Jahren zwischen 740 v. Chr. und 700 v. Chr. auftrat. Daher war er ein Zeitgenosse der Propheten Jesaja, Amos und Hosea. Immer wieder kommt in Michas Weissagungen eine leidenschaftliche Anteilnahme für Unterdrückte und Entrechtete zum Vorschein. Dies sowie der achte Vers des dritten Kapitels führten bisweilen zu der Vermutung, der Prophet habe als einer der Ältesten seines Heimatortes fungiert. Das entspräche ungefähr der Funktion, die heutige Friedensrichter ausüben.

Das Buch Micha: Aufbau und Inhalt

Es besteht die Vermutung, dass das Buch Micha einer Art redaktionellen Gliederung unterzogen wurde. Demnach lassen sich die sieben Kapitel ungefähr folgendermaßen einteilen:

  • Kapitel 1-3 enthält Gerichtsworte aufgrund des ausgeübten Unrecht, vor allem im mitmenschlichen Bereich.
  • Die Kapitel vier und fünf beschreiben das kommende Heil durch Gnade sowie die Wiederherstellung von Ordnung und Frieden.
  • Die letzten beiden Kapitel sind gleichermaßen mahnend, anklagend und hoffend formuliert. Kapitel 6, Vers 8 enthält dabei eines der bekanntesten Bibelworte. Es handelt sich um eine verblüffend einfache Zusammenfassung der alttestamentlichen Botschaft: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir verlangt, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott". (Zitiert nach rev. Lutherausgabe 1984)

Allerdings lassen sich nicht alle Textstellen klar ihrem jeweiligen Bereich zuordnen, was wiederum gegen eine nachträgliche Systematisierung der Botschaft spricht. Interessant ist jedoch, dass Michas Prophezeiungen sich auf das Nordreich Israel und das Südreich Juda gleichermaßen erstreckten, obwohl Micha letzterem entstammte.

Was Michas Prophetie bewirkte

Der Prophet Micha gehörte zu den Glücklichen seiner Zunft, deren Warnungen offenbar ernst genommen wurden, zumindest teilweise. Diesem Umstand verdankte beispielsweise einer von Michas späteren Kollegen einmal sein Leben. Im Buch Jeremia, Kapitel 26, 16-19 wird beschrieben, wie der gleichnamige Prophet zum Tode verurteilt wurde, weil er (ebenso wie Micha) Gerichts- und Bußworte gepredigt hatte. Vermutlich unterstellte man Jeremia eine Art Feindpropaganda. Doch dann erinnerten sich einige einflussreiche Leute daran, dass Micha über 100 Jahre zuvor ganz ähnliche Worte gepredigt hatte und befürchtete offenbar entsprechendes Unheil. Daher wurde Jeremia lieber freigelassen... Wesentlich bekannter ist allerdings eine ganz andere Weissagung Michas: Im fünften Kapitel verheißt er das Kommen des Messias inklusive der Ortsangabe Bethlehem. Manchmal taucht dieser Satz daher zur Weihnachtszeit bei Krippenspielen auf.

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