Die Geschichte - (Ohne Spoiler!)

Zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg: Als Zahnarzt getarnt (grandios: die Zahnkutsche) sucht Kopfgeldjäger Dr. King Schultz aus Düsseldorf in den Südstaaten Amerikas den Sklaven Django auf und erwirbt ihn auf seine ganze eigene Art. Er trifft mit dem vernarbten Schwarzen eine Abmachung. Django soll ihm helfen die Verbrecherbande der Brittle Brothers aufzuspüren und zu töten. Gelingt es den beiden ist Django ein freier Mann. Django willigt ein und macht seinen Job so gut, dass Dr.Schultz ihn zu einer Partnerschaft über den Winter überredet. Da Schultz sich mit dem Register verkaufter Sklaven auskennt verspricht er Django ihm im Gegenzug bei der Suche seiner versklavten Frau Broomhilda von Shaft zu helfen. Das skurrile Duo tötet sich durch die Story bis sie auf der Plantagenfarm Candieland dem saddistischen Besitzer Calvin Candie begegnen.

Jamie Foxx als Django

Leonardo Di Caprio als Calvin Candie

Was ist das für ein Film?

Die Grundidee des Filmeliebhabers: Eine Neuauflage des Italo-Westerns die von Sklaverei und Rassimus erzählt. Tatsächlich bedient Quentin Tarantino sich völlig offensichtlich der Stilmittel der fast vergessenen Filmperlen. Django Unchained zeigt detailliert und ausdauernd die grobe Gewalt, die Qualen der Verletzten. Es wird viel geschrien, viel geblutet. Doch wo ein seichterer Film schneidet, lebt Django Unchained diese Momente bis zur Ekstase aus und hält weiter drauf. Auch fern von Gewalt bedient sich der Regisseur den typischen Filmschnitten und den schnellen, übertriebenen Zooms auf Gesichter. Während die Schriftzüge der Ortsangaben schon ein Merkmal Tarantinos sind, verwendet er hier auch die Landschaften und Atmosphären verschiedener Western-Epochen. Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass Django Unchained ein Liebesbrief ist, der wird es dann merken, wenn er die Genre-Legenden Don Johnson oder Franco Nero in Nebenrollen wiederfindet.

Ist das noch Quentin Tarantino?

Die gute Nachricht: Ja, es ist durch und durch ein Film von Quentin Tarantino. Mit der Brutalität aus Kill Bill, bissigen Dialogen wie bei Reservoir Dogs oder Pulp Fiction sowie grandiosen Charakterzeichnungen wie bei Inglorious Basterds – immer wieder erkennt der Zuschauer die Macharbeit des Regisseurs. Da sind zum Beispiel die typisch überzeichnete Namen der Charaktere, wie D'Artagnan, Billy Crash, Big Daddy oder Ace Specks. Wo Christoph Waltz bei den Basterds noch die These mit der Ratte zum Besten gibt, erzählt er dieses Mal seine eigene Version der Nibelungen-Geschichte.

Immer wieder springt der Film von ernsten Handlungen zu urkomischen Momenten, immer wieder wird Geschichte (erinnert an Hitlers Ermordung im Kino in Inglorious Basterds) durch den Wolf gedreht. Eines der besten Beispiele dafür liefert die Szene, die völlig offensichtlich die Entstehung des Ku-Klux-Klans neu erfindet. Mit Gaststar Jonah Hill mutieren diese fünf Minuten zu einem der humoristischen Höhepunkte des Streifens. Großartig ist auch der Switch von Westernmusik zu aktuellen Rap, der zum Schmunzeln einlädt. Was aber am wichtigsten ist: Die Dialoge, Tarantinos größte Stärke, sind wieder einmal perfekt inszeniert. Wie in zahlreichen anderen Werken entstehen auch in Django Unchained Gespräche, die echt wirken. Damit sei gemeint, sie gehen am Plot vorbei, manchmal einfach über stinknormale Dinge. Die Philosophie des Alltags aus Pulp Fiction lässt grüßen. Hinzu mixt Tarantino seine gewohnten Macho-Sprüche, die in kein anderes Genre besser passen, als in einen Western ("Ich mag es wie Du stirbst, Boy!").

Die Darsteller - Take this Waltz

Mein absoluter Geheimtipp ist Samuel L. Jackson über dessen Rolle hier nicht mehr verraten werden soll. Jedenfalls spielt Tarantinos Kult-Star aus Pulp Fiction seinen Charakter so gut, dass er zu den witzigsten, aber auch größten Mistkerlen des Plots gezählt werden darf. Leonardo Di Caprio ist in Normalform schon eine Bank und auch hier beweist er wieder, dass er eine Auszeichnung längst verdient hätte. Interessant zu beobachten, wie gut der ehemalige Titanic-Star die Rolle des Schweinehundes mimen kann. Den Film tragen tut aber einmal mehr Christoph Waltz, dem Tarantino nach eigener Aussage die Rolle auf den Leib schrieb. Der Cinema sagte Tarantino: "Er singt meine Dialoge und verwandelt sie in Poesie". Und das tut er. Eher Durchschnitt ist dagegen Jamie Foxx, der sowieso nur als Ersatz für Will Smith einstieg. Da er aber die Hauptrolle spielt gibt es hier einen Punkt Abzug.

Foxx und Waltz / Filmszene

Foxx und Waltz / Filmszene

Kritik

Django Unchained ist mit fast drei Stunden etwas zu lang. Was bei den Inglorious Basterds noch bestens funtkionierte, weil der Film fast episodisch unterteilt war, nervt hier bisweilen. Vor allem das Ende zieht sich leider etwas hin. Auch nimmt sich die Story aufgrund des Genres welches sie bedient heraus, völlig offensichtliche Logiklücken einzubauen. Wie schon erwähnt ist Jamie Foxx in der Hauptrolle nur durchschnittliche Besetzung, sodass es für Di Caprio und Waltz ein leichtes Spiel war ihn an die Wand zu schauspielern. Dass in dem Film gefühlte hundertmal das Wort "Nigger" fällt muss hinsichtlich des Hintergrunds verziehen werden. Immerhin sagen es meistens Samuel L. Jackson und Jamie Foxx, der in seinem nächsten Film "White House Down" den US-Präsidenten spielt ("Das nenne ich die Evolution des Freiheitsgedankens. Im einen Film wirst Du Nigger genannt, im anderen sitzt Du im Oval Office", Jamie Foxx gegenüber Cinema). Außerdem provoziert Django Unchained in mehreren Szenen damit, dass der Titelheld unmoralisch handelt und dieses Handeln als richtig nachempfunden werden muss oder kann. Damit sind nicht nur Selbstjustiz und Rache-Touren gemeint.

Fazit

Django Unchained ist ein extrem blutiger Reboot des Italo-Western, der es schafft in Perfektion die Geschichte der Sklaverei in Amerika satirisch und ernsthaft gleichzeitig zu erzählen. Er ist kein reines Drama, keine reine Komödie, kein reiner Western. Er ist vollbeladen mit bissigen Dialogen, handfesten Schußszenen und einem Feuerwerk an Situationskomik, leider manchmal etwas langatmig. Quentin Tarantino beweist, dass es auch im Jahr 2013 machbar ist ein cineastisches Meisterwerk abzuliefern, ohne auf Special Effekte, Fäkalhumor oder Sex setzen zu müssen.

Extra-Tipp: So schnell wie möglich ins Kino gehen und sich den Film in Düsseldorf anschauen. Ich habe schon lange keinen Applaus mehr im Saal gehört – war erfrischend!

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