Friedrich Schiller - wie vom Blitz getroffen als er die Schankmagd Justine sah

Gemeinsam mit seinem Freund Christian Gottfried Körner kehrte Friedrich Schiller während seines Aufenthalts in Dresden sehr oft im Schankhaus am Blauen Wunder ein, an dessen Stelle sich der heutige "Schillergarten" befindet. Zu Schillers Zeiten trug das Traditionshaus an der Elbe noch den Namen "Fleischersche Schenke". Es ist nicht verwunderlich, dass das traditionsreiche Dresdner Gasthaus, welches mit zu den Ältesten der Stadt zählt, später den Nachnamen des Dichters, Philosophen und Historikers - Johann Christoph Friedrich Schiller - erhielt. Der kränkelnde Dichter, der sich zudem auch materiell in arger Not befand, erholte sich in Dresden. In der Zeit vom Herbst 1785 bis zum Sommer 1787 war er bei seinem Freund Körner in dessen Haus am Loschwitzer Weinberg zu Gast und er traf eine junge Frau mit dem Namen Justine, die er zur Dresdner Legende machte.

 

Schillergarten Blasewitz

da wo die Fleischersche Schenke stand (Bild: Foto Kerstin Schuster)

Rätselhafte Dresdner Legende - Friedrich Schiller und die Gustel von Blasewitz

 

Die damals 22-jährige Johanne Justine Segedin war in der "Fleischerschen Schenke", welche ihrer Mutter und dem Stiefvater gehörte, als Schankmagd tätig. Sie war es, die Schiller freundlich bewirtete, wenn dieser vom anderen Elbe-Ufer übersetzte, um im Schankgut in Blasewitz sein Tässchen Milch zu trinken. So jedenfalls geht es aus der Dresdner Legende hervor.

Johanne Justine Segedin war eine sittsame junge Dame. Dennoch wird gemunkelt - es ist jedoch nicht "amtlich" - dass sie mehr als nur eine herzliche Freundschaft mit Friedrich Schiller verband. Hatten die beiden etwa eine Affaire? Die, welche darauf eine Antwort geben könnten, sind längst schon nicht mehr auf dieser Welt.

Als Friedrich Schiller in der Blasewitzer Gastwirtschaft am Blauen Wunder Einkehr hielt, war Johanne Justine bereits mit dem angesehenen Advokaten Christian Friedrich Renner - dem späteren Senator -verlobt. Dies störte den Dichter nicht sonderlich. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sehr von Justine angetan war. Nicht nur ihre liebreizende Erscheinung zog Friedrich Schiller in den Bann. Ebenso war es die wohlklingende Stimme des Schankmädchens aus der "Fleischerschen Schenke", die ihm tief unter die Haut ging.

Er war vernarrt in Justine, weshalb er oft ohne seinen Freund Christian Gottfried Körner mit der Fähre übersetzte, um sich von der "Gustel aus Blasewitz" bewirten zu lassen. Schiller wollte mehr, als nur in das liebliche Antlitz der jungen Frau blicken, die ihm lächelnd die Milch einschenkte. Er bat Justine oftmals darum, am Spinett für ihn zu singen, was sie sehr gern tat. Jedoch, so war es wohl damals üblich, nicht ohne sich anfangs etwas zu zieren.

 

Gustel von Blasewitz

Gustel von Blasewitz (Bild: Foto Kerstin Schuster)

Johanne Justine Renner - die „Gustel von Blasewitz“

Friedrich Schiller war es, der den beruflichen Weg der jungen Johanne Justine - die als "Gustel von Blasewitz" zur Dresdner Legende wurde - in andere Bahnen lenken wollte. Er schlug ihr vor, ihre Talente zu fördern, sie auszubilden und eine schauspielerische Karriere anzustreben. Johanne Justine trällerte wie eine Lerche.

Sie hätte alle Chancen gehabt, ein erfolgreicher Bühnenstar zu werden. Schiller hätte alles dafür getan, um sie auf die Bühne zu bringen. Das "fahrende Volk" jedoch, zu denen die Schauspieler, Sänger und Bühnenstars zu jener Zeit zählten, hatte allerdings keinen guten Ruf.

Justines Eltern als auch die hübsche Verlobte des Advokaten Friedrich Renner selbst fanden Schillers Vorschlag nicht sehr schicklich. Dennoch sorgte Friedrich Schiller dafür, dass das ehemalige Schankmädchen aus der "Fleischerschen Schenke" am Schillerplatz in Dresden über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde. Und das, obwohl Johanne Justine Segedin niemals selbst die Bretter betrat, die die Welt bedeuteten. In Schillers "Wallenstein" erwähnte der deutsche Dichter, Philosoph und Historiker die "Gustel von Blasewitz".

Ist an der Dresdner Legende etwas dran?

 

Wie aus der Dresdner Legende hervorgeht, soll es sich um eben jene Johanne Justine Segedin - die spätere Frau Senator Renner - gehandelt haben, die Schiller in seinem Stück "Wallensteins Lager" erwähnte, welches er in Weimar schrieb. Zehn Jahre nach seinem Aufenthalt in Dresden erst. Was ist dran an der Dresdner Legende?

Fakt ist, Johanne Justine Renner (geborene Segedin), die im Januar 1763 das Licht der Welt erblickte und im Februar 1856 verstorben ist, gab es wirklich. Ebenso gibt es eine uralte Postkarte, auf der sie mit Friedrich Schiller zu sehen ist. Auch das Schankgut auf dem heutigen Schillerplatz hat es gegeben und dieses gehörte tatsächlich Justines Mutter und ihrem zweiten Mann. Ebenfalls ist es richtig, dass Friedrich Schiller einst in Dresden bei seinem Freund Körner verweilte und in der "Fleischerschen Schenke" - dem heutigen "Schillergarten" - einkehrte.

Es ist ebenfalls überliefert, dass Justine Segedin damals bereits mit dem Advokaten Renner verlobt war, als sie Schiller traf. Die Hochzeit fand in der Leubener Kirche statt, noch in jener Zeit, in der Schiller in Dresden verweilte. Hatten die beiden vielleicht doch keine Affäre? Nicht einmal in Briefen oder anderen Aufzeichnungen Schillers erwähnte dieser die schöne Schankmagd aus Blasewitz. Die Dresdner Legende, die sich um Friedrich Schiller und die Gustel von Blasewitz rankt bleibt deshalb eine geheimnisvolle Geschichte.

 

... eine Geschichte für sich

Es ist kaum zu glauben, dass Schiller tatsächlich so etwas wie Liebe für die Schankmagd mit der lieblichen Stimme empfunden haben soll. Gegen Ende seines Aufenthalts in Dresden lernte er auf einem Maskenball die schöne Henriette von Arnim kennen, die sein Herz sofort entflammte.

Schiller und Frauen - eine Geschichte für sich. Unbestritten bleibt jedoch, dass er es war, der deutsche Dichterfürst, der die Gustel von Blasewitz zur Dresdner Legende machte. Und eben diese feiert im Februar 2013 ihren 250. Geburtstag. 

Schiller und die Frauen
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KreativeSchreibfee, am 26.01.2013
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Bildquelle:
Fotografie Kerstin Schuster (Urlaub in Dresden - abwechslungsreich und erholsam)
Fotografie Kerstin Schuster (Anna Constantia Gräfin von Cosel - Aufstieg und Fall der berühmten ...)
jimmywayne / Flickr (Die Legende der Bell-Hexe im Wilden Westen)

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