Ein genialer Geschichtenerzähler mit hohem Humorpotenzial

Schon Wochen vor dem festgesetzten Termin am war die Veranstaltung mit Johannes Scherer in der Obernburger Kochsmühle ausverkauft. Die Popularität des aus Schöllkrippen stammenden Kabarettisten, Radio- und Fernsehmoderators ist groß, vor allem um den Weißwurstäquator. Nicht nur, weil er aus der Gegend stammt, sondern ein genialer Geschichtenerzähler mit hohem Humorpotenzial und begabter Parodist ist.

Besucherinnen des neuen Programms unter dem Titel "Dumm klickt gut" sei geraten, sich nicht allzu viel Make up aufzulegen. Es könnte sich innerhalb kürzester Zeit an falschen Stellen befinden, weil Lachtränen die Wimpertusche mit deutlicher Wegmarkierung in Richtung Kinn befördert haben. "Dumm klickt gut" ist ein Aufbauseminar für "Idioten von heute", die sich blind auf die Technik verlassen – sagt Scherer, meint es aber ironisch.

Ausdauertraining für die Lachmuskula ...

Ausdauertraining für die Lachmuskulatur serviert der Kabarettist, Radio- und Fernsehmoderator Johannes Scherer in der Obernburger Kochsmühle. (Bild: Ruth Weitz)

Seine Ideen sind den Begegnungen und Erfahrungen aus dem Alltag entsprungen. Irgendwie hat sie jeder einmal erlebt: Die Tücken eines Navigationsgeräts, nervige Kundenzufriedenheitsumfragen oder die irrwitzige Kommunikationswut auf den Plattformen sozialer Netzwerke im Internet. Scherer greift sie auf, karikiert sie und hält uns einen Spiegel vor. Machen uns technischer Fortschritt, Wikipedia, Facebook und Co. wirklicher schlauer, ist der nahezu unbegrenzte Zugriff auf Wissen Segen oder Fluch?

Wer "dachbabbedeckelbleed" ist, wird auch mit dem modernsten Navigationsgerät " in den Main kacheln mit seinem SUV", weil er der Technik mehr vertraut als dem gesunden Menschenverstand. Bei allen zündenden Pointen und beeindruckendem Wortwitz hat Scherer in sein Programm auch eine Botschaft gepackt. Es ist keine reine Comedy, die er bietet, sondern auch ein Stück politisches Kabarett mit einem hohen Anteil an Gesellschaftskritik in Richtung Technik- und Computerwahn.

Heimkino zum Schlapplachen mit Johannes Scherer auf DVD

Zwar war es in der Vergangenheit auch nicht optimal, wenn das Vorgängermodell des modernden Navi, damals "Mutti", mit dem Autoatlas auf den Knien und der "automatischen Steuereinheit Vadder" an der Seite und der Markierung, dem "Bennelche", an der falschen Stelle die nächste Autobahnausfahrt verpeilt.

Aber lustiger war es allemal, weil es einen realen Dialog gab. Den hat Scherer nicht nur auf dem Schirm, sondern auch auf der Platte, wo er seine Begabung als Parodist und Imitator unter Beweis stellen kann. Blitz auf Schlag verwandelt er sich in "Mutti" und lässt sie mit leicht keifender Stimme parlieren: "Ich glaub, der Ort is‘ uff der Karte gar net mehr druff!"

Wunderbar, wie er die Mutter der Nation, Inge Meysel, als "Fuddel-Oma" auferstehen und am Postschalter eine Briefmarke kaufen lässt, – zum Preis von 58 Cent - die sie nach langem "Fuddeln" dann doch nicht passend hat und mit einem 50-Euro-Schein bezahlt. Scherer beschert einen richtig schönen Abend zum Amüsieren und ein Ausdauertraining für die Lachmuskulatur. Ganz gerne ganz viel mehr davon!

 © Ruth Weitz, freie Journalistin

Krimifreundin, am 18.05.2014
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Bildquelle:
Ruth Weitz (Caterina Valente Show: 50er Jahre Musik mit Pfiff)

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