Ebola in Afrika

Natürlich sind mangelnde medizinische Betreuung, Ärzteknappheit, fehlende finanzielle Mittel, mangelnde Hygiene etc Ursachen, warum gerade in Afrika Seuchen wie Ebola entstehen. In Europa sind wir dagegen gut ausgerüstet. Fast jedes Land hat mindestens ein Krankenhaus mit einer gut ausgebauten Isolierungsstation und die Menschen sind aufgeklärter, haben Zugang zu den notwendigen Informationen, wie diesen Artikel hier. 

Schmunzeln musste ich, als ich in den letzten Tagen des öfteren gelesen habe, wie Wissenschaftler meinten: Aufklärung ist einfach geworden. Social Media und Internet berichten und informieren! Nun, der Großteil der betroffenen Bevölkerung in Afrika wohnt auf dem Land. Dort gibt es nicht einmal Klos oder fließendes Wasser, also auch kein Facebook und Co. Aufklärung wird hier nicht betrieben. Und Unsicherheit macht Angst. Ebola stammt aus den Waldgebieten. In diesen Gebieten wird nach wie vor Bushfleisch gegessen, damit wurde nicht aufgehört und Facebooknachrichten erreichen diese Gebiete nicht.

(Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Selbst in anderen afrikanischen Ländern wird noch nicht aufgeklärt. Ich wohne in Sambia. Die letzten zwei Tage schürten Spaßvogel auf sambischen Nachrichtenseiten das Gerücht, Ebola hätte über die Grenze zu Tansania Sambia erreicht. Panik ist groß. Aufklärung? Informationen? Nein.... Ebola könnte sich natürlich auf andere afrikanische Länder ausbreiten, die genauso nicht darauf eingestellt sind und damit nicht umgehen könnten, aber es wird nichts unternommen. Umgehende Aufklärung wäre notwendig!

 

Die momentane Ebolaempidemie begann im Dezember mit der Erkrankung eines kleinen Jungen in Guinea. Er starb, danach seine Mutter, seine Schwester, seine Krankenschwester, seine Oma und die Dorfhebamme... So ging es weiter. Keine Aufklärung, keine Meldung und keine Aufklärung in den Nachbarländern. Die Ausbreitung war einfach. Auch jetzt wäre die Ausbreitung noch weiter einfach. Es genügt nicht, Grenzen zu schließen, ohne Menschen aufzuklären, warum man sie schließt. Aber hier wieder die Parallele zu HIV. Kinder lernen in Afrika über HIV bevor sie überhaupt lernen, woher die Babies kommen. Aber jetzt erst, nachdem die HIV Raten bereits in ganz Afrika hoch sind.

In der Parallele zu HIV fällt mir noch etwas auf. Wenn die neuen Medikamente gegen Ebola wirksam sind, aber ein Mann nach Heilung immer noch 3 Monate lange Ebola in seinen Spermien trägt, wird ihn das ohne ausreichende Aufklärung davon abhalten, es nicht weiter zu verbreiten? Jedes Kind in Afrika weiß, dass HIV durch Sex übertragen werden kann, dennoch verbreitet es sich genau dadurch weiter. Wieso soll das mit Ebola anders sein?

In vielen Ländern Afrikas ist nach wie vor das Gerücht verbreitet, dass HIV und jetzt auch noch Ebola aus Amerika stammen. Es verbreitet sich im Moment auf Social Media Plattformen immer weiter. In Afrika glaubt kaum jemand, dass HIV auch in Amerika exisitiert. Und die, die es glauben, sind der Meinung, dass es dort geheilt wird und die Weißen ihre Medikamente nicht mit Afrikanern teilen möchten. Die Amerikaner haben diese Krankheiten im Labor kreiert, um Afrikaner auszurotten. Biologische Waffen, um an die Bodenschätze in Afrika zu gelangen. 

Selbstverständlich machen diese Gerüchte, von vielen Afrikanern als absolute Fakten beglaubigt, den Einsatz von Hilfsorganisationen schwerer. Hinzu kommt, dass nicht alle Hilfsorganisationen in der Vergangenheit wirklich gutes gebracht haben. Es ist nicht Dummheit, sondern mangelnde Aufklärung, die dafür sorgt, dass viele Teile der Bevölkerung sich komplett gegen Hilfe von außerhalb wehren. 

Die mangelnde Aufklärung wird begleitet von Religion, Tradition und Sitten. Immer wieder sterben in Afrika Menschen an wirklich einfachen Krankheiten, weil sie einfach nicht zum Arzt gehen. Afrika ist voll von gläubigen Christen. Das Christentum wurde auch importiert. Viele gläubige Christen in Afrika glauben, dass eine Krankheit von Gott bestimmt ist und nur Gott sie heilen kann. Nicht nur einmal habe ich hier Todesfälle erlebt, die man leicht mit Medikamenten verhindern hätte können, doch der Patient entschloss sich zu beten, anstatt ins Krankenhaus zu gehen. 

Afrikanische Krankenhäuser sind nicht wie in Europa. Dort wird kein Essen serviert oder die Patienten von Krankenschwestern gebadet. All das ist Aufgabe der Verwandten. Nun ändert sich das mit Ebola? Da stösst man bei unwissenden Verwandten schnell auf Widerstand und wir kommen wieder zur mangelnden Aufklärung VORAB. 

Auch Begräbnisse laufen hier anders ab. Der Körper wird gewaschen, aufgebahrt, man will sich vom Toten verabschieden. Das hat lange Tradition. Traditionen sitzen fest, die können nicht in einem Tag geändert werden.

Mein Fazit ist, dass die Epidemie noch lange dauern wird. Als Schutz vor einer weiteren Ausbreitung muss mehr Aufklärung betrieben werden. Afrikanische Länder sind voll von HIV Organisationen, die zwar natürlich gute Arbeit leisten, aber zu spät, nach der Ausbreitung von HIV, entstanden sind. Warum nicht genau diese vorhanden Organisationen nun zur Aufklärung zu Ebola nützen? Das effektive Netzwerk besteht bereits. Nach wie vor wird viel Geld in diese Organisationen investiert und ich denke es wird Zeit, dass die Regierungen der Länder selbst auch etwas opfern und sich nicht nur auf die Hilfe von außerhalb verlassen. Dann fährt ein afrikanischer Präsident halt eben einfach eine 200 km lange Strecke mit dem Auto statt mit dem Flugzeug und schon können mit dem durch Treibstoff ersparten Geld Booklets über Ebola in Muttersprache für eine gesamte Stadt gedruckt werden! Aber wir wissen natürlich, dass kaum ein afrikanischer Präsident auf seinen Luxus verzichten würde, selbst, wenn es um die Gesundheit seines Landes ginge. 

Grundlegende, interessante Fakten zu Ebola

  • Es gibt bisher 5 bekannte Spezies von Ebolaviren
  • Ebola ist verwandt mit dem Marburg Virus
  • Ebola wurde das erste Mal 1976 in Zaire und im Sudan entdeckt, daher wurde das Virus nach einem Fluss in Zaire (heute: Kongo) namens Ebola benannt
  • damals trat Ebola in einem belgischen Missionskrankenhaus auf und einige belgische Nonnen starben an Ebola
  • zu Untersuchungszwecken wurden damals Blutproben der belgischen Nonnen in einer einfachen Thermoskanne mit Eis nach Deutschland gebracht
  • So wie beim Marburg Virus ist es nicht 100%ig klar, woher Ebola stammt, allerdings wird vermutet, dass es von Wildtieren wie Flughunden, Affen und Waldantilopen stammt, die in Afrika in ländlichen Gegenden gegessen werden
  • Ebola wird nicht über die Luft übertragen, sondern rein über Körperflüssigkeiten und über direkten Körperkontakt mit kontaminierten Körpern und Gegenständen
  • Ebola ist schwerer übertragbar als die Masern!
  • Inkubationszeit ist 2 bis 21 Tage
  • Es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Ebolaepidemien, die alle durch rechtzeitige Isolation der betroffenen Patienten sehr schnell in den Griff bekommen wurden
  • Ein Patient, der Ebola überlebt, ist gegen diese Spezies des Virus danach immun, kann die Krankheit aber noch weiter übertragen. So kann ein genesener Mann zum Beispiel noch weitere 3 Monate das Virus in seinen Spermien haben.
  • Es gibt keine Impfung, aber inzwischen wurden mit den neuen, eigentlich noch experimentellen Medikamenten sehr gute Resultate erzielt, wobei immer noch nicht klar ist, ob es wirklich diese Medikamente waren, die bisher geheilt haben, denn schon in der Vergangenheit haben viele Menschen Ebola überlebt, komplett ohne spezielle Medikamente
  • das Virus selbst ist eigentlich gar nicht so gefährlich für den Körper, tatsächlich sterben Ebolapatienten an einer selbstzerstörerischen Abwehrreaktion des Immunsystems

(Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

  • Die Viren breiten sich in den Körperflüssigkeiten sehr schnell aus, 1 ml Spucke kann in kürzester Zeit 100 Milliarden Viren enthalten
  • erste Symptome sind in der Regel Durchfall und Erbrechen
  • danach kommt es zu Blutgerinseln, inneren Blutungen und Organe versagen
  • es ist grundsätzlich nicht schwer, sich vor Ebola zu schützen, selbst, wenn man irgendwie mit Erkrankten in Kontakt kommt, solange man informiert ist! 
Autor seit 11 Jahren
405 Seiten
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