Käufermarkt mit schönen Objekten

Für einen Zusammenschluss von privaten Ferienhausvermietern waren wir, die Immobilienfoto-Agentur NeunPunkt, im Januar und Februar vier Wochen lang an der Côte d'Azur und in der "grünen Provence" unterwegs, um Feriendomizile aller Art ins Bild zu setzen. Das Ziel: Eine erfolgreiche Vermarktung durch optimale Darstellung. Dabei haben wir die Zeit in Südfrankreich natürlich auch genutzt, um uns ein Bild vom regionalen Immobilienmarkt zu machen. Der Eindruck: ein Käufermarkt mit vielen reizvollen Objekten. Aber aufgepasst.

Winter in Saint-Tropez

Winter in Saint-Tropez (Bild: www.neunpunkt.com)

Preise an der Côte d'Azur: Nach oben keine Grenze

Geld spielt keine Rolle, Hauptsache man hat es. Das hätten wir in Saint-Tropez, Nizza und Cannes auch nicht anders erwartet. Das Immobilienangebot quillt geradezu aus allen Ritzen. Auch in der noch so schmalen Seitenstraße findet sich ein Maklerbüro, durch dessen Fenster kein Licht fällt, weil selbst der letzte Quadratzentimeter mit Angeboten gepflastert ist. Die Preisspanne: weit gefasst. Wer 400.000 Euro im Gepäck hat und eine reizvolle Lage nah am Geschehen wünscht, sollte seinen Blick auf die Eigentumswohnungen im Angebot richten. Für 2000 Quadratmeter Boden in Küstennähe samt Sechs-Zimmer-Haus und Pool werden schnell einmal 1,5 Millionen Euro fällig. Nach oben gibt es natürlich keine Begrenzung. Ein erfreulicher Aspekt: Kaufen darf jeder, unabhängig von der Nationalität. Und die Immobilienmakler begleiten ihre Kunden intensiv durch den gesamten Anschaffungsprozess.

Das Hinterland: Makler wie Sand am Meer

Hingucker in jedem Ort. Hier Lorgue.Unser Augenmerk legten wir aufs Hinterland. Dorthin, wo sich Wein- und Olivenanbau abwechseln, wo der Boden übersäht ist mit den Fährten zahlloser Wildschweine, wo kleine Bergdörfer an den Hügeln zu kleben scheinen und die Menschen auch einem Fremden auf der Straße freundlich zuwinken. Die Überraschung war groß. Auch hier ein umfangreiches Angebot attraktiver Immobilien. Vom eleganten Landhaus auf historischem Fundament bis zum einfachen Bauernhaus. Der Markt bietet alles. Und einen Makler zu finden, ist selbst im kleinsten Ort einfacher, als den Bäcker aufzuspüren, um die Baguettevorräte aufzufüllen. Die Immobilienvermittler, mit denen wir sprechen konnten, teilten unseren Eindruck von einem Käufermarkt. Sie machten jedoch auch deutlich, dass "Käufermarkt" durchaus nicht bedeutet, die Preise ins Bodenlose drücken zu können. Das Preisniveau erscheint uns Schleswig-Holsteinern dann auch durchaus ambitioniert. Selbst hier im Hinterland sind 500.000 Euro nicht immer der Gegenwert einer Luxusvilla.

Immobilienkauf in Frankreich - absolut keine Hexerei

Schicke Villen an der MittelmeerküsteDas reine Kaufverfahren erscheint uns nicht unähnlich zum bundesdeutschen. Die Gesetzgebung nimmt die Makler in Frankreich eng an die Kandare. Sie werden bei Unstimmigkeiten unter Umständen sogar haftbar gemacht. Der Notar erledigt in etwa die gleichen Aufgaben wie sein deutsches Pendant. Ist die Immobilie frei von Belastungen? Das müssen nicht unbedingt finanzielle Lasten sein. Wie steht es zum Beispiel mit Wegerechten oder mit Nutzungsrechten bei gemeinsamen Anlagen? Auch die komplette finanzielle Abwicklung obliegt dem Notar.

Die angegebenen Verkaufspreise verstehen sich – anders als in Deutschland – immer inklusive der Maklercourtage. Das heißt, hier sind keine zusätzlichen Kosten zu erwarten. Trotzdem sollte ein kleines Polster nach dem Kauf vorhanden bleiben, denn sämtliche Nebenkosten des Erwerbs (Eintragung ins Grundbuch, Steuern, Notarkosten) gehen zu Lasten des Käufers. Sinnvoll ist es auf alle Fälle, den Eigentümer der Immobilie um Einsicht in seine Verbrauchsabrechnungen zu bitten. Wie schnell wird an einem warmen Sommertag vergessen, dass es in der Provence auch empfindlich kalte Wintertage (und -nächte) gibt. Wer sich dann auf eine stromfressende Elektroheizung zurückgeworfen sieht, muss – trotz eines Nachtstromtarifes – mit saftigen Rechnungen kalkulieren. Die Preise für Feuerholz liegen auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland. Für einen Schüttmeter ofenfertigen Materials werden zwischen 70 und 90 Euro berechnet.

Trotz Begeisterung genau hinsehen

Gerade in etwas abgelegenen Regionen sollte, aller Begeisterung für das wunderschöne Objekt zum Trotz, Gebäude und Peripherie besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wie ist die Wasserversorgung organisiert? Wird bei eigener Versorgung auch in den trockenen Sommermonaten ausreichend Wasser zur Verfügung stehen? Ist das Grundstück abwassertechnisch erschlossen? Ist eine eventuelle Sickergrube auf dem aktuellen gesetzlichen Stand? Sind hier kurzfristig Änderungen zu erwarten? Ist die romantische Zuwegung auf nach Regenfällen noch passierbar oder höhlt das Wasser sie regelmäßig aus wie ein Flussbett? Bei geplanten Umbauten: Ist die Zufahrt für Lkw befahrbar? Bei terrassiertem Grundstück: Ist die Anlage solide oder sind bereits Stützmauern weggedrückt worden bzw. Flächen abgerutscht?

Bei jeder Immobilie gilt es natürlich, sich die Bausubstanz gut anzusehen. Feuchtigkeit? Tropfschäden am Holz? Schädlingsbefall? In einigen Regionen im südlichen Frankreich ist der Verkäufer verpflichtet, per Gutachten nachzuweisen, dass die angebotene Immobilie frei von Schädlingsbefall ist. Dem warmen Klima geschuldet, ist eine Dämmung in vielen Gebäuden nur marginal vorhanden. Das mag im Sommer unproblematisch sein. Wer aber daran denkt, sein Haus auch im Winter zu nutzen, sollte sich den Wandaufbau einmal ansehen, Fenster und Dach prüfen und ebenfalls nachfragen, ob unter den schicken Fliesen eine Isolierung liegt oder nur der blanke Beton. Gerade auch für Ferienhausvermieter, die das Jahr möglichst weitgehend nutzen möchten, sind das wichtige Überlegungen.

Die Sache mit den Einbrüchen

Ein Thema, dass die Einheimischen, die wir trafen, intensiv beschäftigt: Einbrüche. Unser Eindruck deckt sich mit Erfahrungen, die wir in Schweden gemacht haben. Mehrere Jahre haben wir dort in relativer Einsamkeit gelebt. Mitten im Wald, der nächste Nachbar Kilometer entfernt. Wann immer wir mit Einheimischen zusammen saßen, ging es auch um das Thema Einbrecher. In Gegenden wie der Provence oder auch dem schwedischen Värmland sind übermäßig viele Häuser Monate eines Jahres unbewohnt, weil sie ausschließlich als Ferienhäuser genutzt werden. Da darf sich also auch der dümmste Einbrecher in Sicherheit wähnen. Die absolute Zahl der Einbrüche ist zudem vermutlich gar nicht erschreckend. In den ländlichen sozialen Strukturen wird aber jedes Ereignis kolportiert und zieht nicht selten in abgewandelter Form immer wieder seine Kreise. In den kleinen Dörfern der Provence haben wir jedenfalls eine erfrischende Sorglosigkeit erlebt, was das eigene Hab und Gut angeht. Das spricht nicht für eine tatsächliche Bedrohung.

Das grüne Herz der Provence

Das grüne Herz der Provence (Bild: www.neunpunkt.com)

Ohne Gewähr, aber hoffentlich hilfreich

Zum Schluss sei gesagt. Alle unsere Hinweise sind natürlich subjektiv und entstammen einer gerade einmal vierwöchigen Beschäftigung in und mit der Region Provence. Sie sind aus diesem Grunde natürlich ohne jede Gewähr und hoffentlich trotzdem hilfreich. Wir hoffen auf weitere Aufträge in dieser Region, denn wir würden gerne wieder kommen.

Autor seit 11 Jahren
3 Seiten
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