Was genau ist denn eigentlich ein Nationalpark ...?

Laut Wikipedia wird der Begriff "Nationalpark" folgendermaßen definiert:

Ein Nationalpark ist ein klar definiertes, ausgedehntes Gebiet, das durch spezielle Maßnahmen vor schädlichen menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird.

Meist sind dies Gebiete, die ökologisch besonders wertvoll sind oder über natürliche Schönheit verfügen und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden.

... im Gegensatz zu Naturschutzgebiet, Naturpark oder Biosphärenreservat?

Auch das Land Baden-Württemberg hat bereits zahlreiche Naturschutzgebiete ausgewiesen, besitzt sieben Naturparks und das Biosphärenreservat bzw. Biosphärengebiet Schwäbische Alb - das bislang einzige Großschutzgebiet im Land.

Wozu also noch ein Nationalpark - wie unterscheidet er sich von anderen Schutzgebieten?

Ein kurzer Überblick:

Naturschutzgebiet: Geschützt und bewahrt werden sollen hier z.B. Biotope und bedrohte Arten. Menschliche Eingriffe wie etwa eine geregelte Forstwirtschaft sind in solchen Gebieten erlaubt.

Naturpark: Eine besonders wertvolle Kulturlandschaft soll in ihrer heute bestehenden Form gepflegt und erhalten werden - außerdem wird in diesen Gebieten auch der sanfte Tourismus gefördert.

Biosphärenreservat oder Biosphärengebiet: Nach UNESCO-Definition beschreibt dies eine Modellregion, "in der nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll." Biosphärenreservate sind besonders reizvolle Kulturlandschaften, die vom harmonischen Miteinander von Mensch und Natur geprägt werden. 

Die Nationalpark-Idee: Wildnis als Naturschutzziel

Ob Naturschutzgebiet, Naturpark oder Biosphärenreservat:

In jedem dieser Schutzgebiete bleiben höchstens kleine Kernzonen völlig unberührt von menschlichem Einfluss.

Der wichtige Unterschied zum Nationalpark:

Im Nationalpark ist die Natur sich selbst überlassen - und zwar auf mindestens 75% der Fläche!

Das heißt:

Im Nationalpark wird Natur weder vom Menschen bewirtschaftet noch gepflegt.

Es geht auch nicht darum, welche Landschaft der Mensch besonders reizvoll findet.

Im Schwarzwald

Im Schwarzwald (Bild: © Efraimstochter - Pixabay)

Kleiner Exkurs: Die Nationalpark-Idee und ihr Ursprung

Weniger als 1% der Fläche Deutschlands ist bisher wirklich zur "Ruhezone" für die Natur geworden - und nur in der Hälfte aller deutschen Nationalparks wurde die oben erwähnte Vorgabe (75% der Fläche sollen alleine der Natur gehören) tatsächlich schon konsequent umgesetzt.

Übrigens:

Der erste Nationalpark überhaupt ist der nordamerikanische Yellowstone-Nationalpark, gegründet im Jahr 1872.

Erst ein knappes Jahrhundert später (1970) wurde mit dem Nationalpark Bayerischer Wald auch der erste deutsche Nationalpark geschaffen. 

Für viele vielleicht überraschend: Nicht jeder Nationalpark muss so groß sein wie der berühmte Yellowstone-Nationalpark in den USA. Eine feste Größenvorgabe gibt es nicht, empfohlen wird allerdings eine Gebietsgröße von ca. 8.000 bis 10.000 Hektar.

Baden-Württemberg hofft auf die Rückkehr der Wölfe ...

Auch er könnte im Nationalpark wieder heimisch werden ... (Bild: WikiImages / Pixabay)

Warum soll der geplante Nationalpark gerade im Nordschwarzwald liegen?

Der Nordschwarzwald erfüllt als einziges Gebiet in Baden-Württemberg alle Kriterien, die an einen Nationalpark gestellt werden.

Zum Beispiel:

  • das Gebiet sollte etwa 8.000 bis 10.000 Hektar groß sein
  • das Gebiet sollte weitgehend unzerschnitten (durch Verkehrswege) sein
  • das Gebiet sollte ein charakteristisches Beispiel für eine Naturregion darstellen
  • das Gebiet sollte mehrere vollständige Ökosysteme umfassen
  • das Gebiet sollte möglichst der obersten Behörde des Staates unterstehen

...

Wer mehr dazu wissen möchte, findet hier eine vollständige Definition.

JA zum Nationalpark Nordschwarzwald: Was spricht dafür?

Der Naturschutzbund (NABU) setzt sich gemeinsam mit der Landesregierung Baden-Württembergs für die Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald ein und begründet diese Entscheidung u.a. mit folgenden Argumenten:

  • Ein Nationalpark Nordschwarzwald bietet Schutz und Lebensraum für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten

  • Er erfüllt das Bedürfnis des Menschen nach Ruhe, Erholung und nach unberührter Natur

  • Er könnte zum Aushängeschild für den sanften Tourismus werden, wovon auch die benachbarten Naturparks profitieren würden

  • Unsere deutschen Wälder - gerade auch der Schwarzwald - sind wichtig und schützenswert

Eine ausführliche Stellungnahme findet sich hier:

Infos zum geplanten Nationalpark Nordschwarzwald - NABU Baden-Württemberg

NEIN zum Nationalpark Nordschwarzwald: Was spricht dagegen?

Auch die Gegner des Nationalparks Nordschwarzwald, die sich zur Interessengemeinschaft "Unser Nordschwarzwald", zusammengeschlossen haben, sagen:

"Ja" zum Wald, "Ja" zur Natur, "Ja" zum Schutz seltener Arten und "Ja" zum Tourismus.

Aber: "Nein" zum Nationalpark.

Warum?

Hier einige ihrer Ängste und Bedenken:

  • Bleibt der Wald sich selbst überlassen, könnte er einer Borkenkäfer-Plage zum Opfer fallen

  • Der Verzicht auf die Holznutzung schadet dem Klima, weil so weniger CO2 gebunden wird

  • Wirtschaftliche Einbußen: Das Holz der Kernzonen steht im Nationalpark nicht mehr als Rohstoff zur Verfügung

  • Verlust von Arbeitsplätzen in der Wald- und Forstwirtschaft

  • Verbote und Nutzungseinschränkungen drohen, Bürger können sich im Wald nicht mehr frei bewegen und werden in ihrer Freizeitgestaltung eingeschränkt

  • "Naturpark" oder "Nationalpark" - für Touristen, die es in die Schwarzwald-Region zieht, sei der Unterschied kaum wesentlich

Die ausführliche Argumentation der Interessengemeinschaft "Unser Nordschwarzwald" findet sich hier.

Auf alle oben erwähnten Befürchtungen und Bedenken geht der NABU Baden-Württemberg auf seiner Informationsseite zum Nationalpark-Projekt ebenfalls ein: Die ausführliche Stellungnahme ist hier zu lesen.

Schadet der Verzicht auf die ...

Schadet der Verzicht auf die Holznutzung dem Klima?

Die spannende Frage: Was passiert, wenn man Natur Natur sein lässt?

Ja, es kann tatsächlich richtig spannend werden, denn die Natur entwirft ihre ganz eigenen Szenarien.

Wenn der Mensch nicht mehr kontrollierend in die Entwicklung einer Naturzone eingreift, dann passieren möglicherweise auch Dinge, die man eben nicht hätte voraussehen können.

Bester Beweis dafür ist der erste deutsche Nationalpark Bayerischer Wald:

Die Zeitschrift GEO hat 2008 in einem Artikel mit dem Titel "Umbruch im Märchenwald" berichtet wie sich der älteste deutsche Nationalpark in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.

1970 wurde der Nationalpark Bayerischer Wald gegründet und noch immer ist er ein "Emotionalpark", so beschreibt es die GEO.

Viel ist in der Zwischenzeit passiert im Nationalpark Bayerischer Wald:

Zum Touristenmagnet ist der Nationalpark geworden und die Tourismusindustrie hat neue Arbeitsplätze geschaffen (mehr sogar als zuvor die Forstindustrie bieten konnte).

Der Borkenkäfer dagegen hat ganze Wälder zerstört.

Andererseits: "Durch den Borkenkäfer profitieren sehr, sehr viele Arten, die in unserer normalen Kulturlandschaft, wo Forstwirtschaft betrieben wird, eben keine Chance mehr haben." (siehe: "Märchenwald im Umbruch", Odysso/SWR).

Am Käferwald scheiden sich die Geister: "Schandfleck" oder "reizvoller Skulpturenpark"?

Einige Tierarten sind heimatlos geworden, haben den Bayerischen Wald (vorerst zumindest) verlassen. Wieder andere haben eine neue Heimat gefunden.

Dem Wiedersehen mit dem Wolf sieht man immer noch mit gemischten Gefühlen entgegen - und auch der Biber sorgt für Konflikte.

Der Nationalpark Bayerischer Wald hat viel Positives für den Naturschutz bewirkt. Welche Artenvielfalt er inzwischen bieten kann, konnten Experten 2008 am 10. GEO-Tag der Artenvielfalt feststellen.

Aber: Selbst heute noch fällt es vielen Menschen in der Region schwer, die traditionelle Vorstellung vom bewirtschafteten Wald aufzugeben.

Ein Nationalpark im Nordschwarzwald: Ja oder nein?

Weitere Informationen zum "Nationalpark Nordschwarzwald"

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

NABU Baden-Württemberg: Nationalpark Nordschwarzwald

Interessengemeinschaft "Unser Nordschwarzwald" (Nationalpark-Gegner)

Überblick: Die aktuelle Diskussion

Aktuell am 28.11.2013: Landtag beschließt Nationalpark Schwarzwald

Am 28. November wurde im baden-württembergischen Landtag über den Nationalpark Nordschwarzwald abgestimmt. Das Ergebnis: Der Einsatz von Naturschutzverbänden und Naturfreunden hat sich gelohnt - Baden-Württemberg bekommt seinen ersten Nationalpark!

Mehr zum Thema gibt es beim Naturschutzbund (NABU) zu lesen:

Landtag beschließt Nationalpark Schwarzwald

Michaela, am 30.10.2011
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Bildquelle:
M. Steininger - Die Persönliche Note ("Swabian Summer": Der Schönbuch im Herbst)
Eigenes Bild (Kurze Geschichte der Nationalpark-Idee in Deutschland)

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