Meine Geschichte

Ich war am Boden zerstört, als mein Pferd im Herbst 2020 starb. Anfangs war der Schmerz unerträglich, doch nach einigen Monaten regte sich wieder der Wunsch nach einem vierbeinigen Begleiter. Ich hatte fast ein Leben lang immer Pferde gehabt und die Lücke war groß. Doch Corona hatte die Grenzen geschlossen und so war die Auswahl beschränkt: Nur die Pferde in der unmittelbaren Umgebung kamen in Frage und ich hatte den Eindruck, als wären Pferde in meiner Gegend gerade ausgestorben. Nur sehr wenige Pferde standen zum Verkauf und dank der Rassevielfalt, die es inzwischen gibt, waren kaum Pferde darunter, die für mich in Frage kamen. Ich suchte ein feines, normales, vielseitiges Warmblutpferd zum Ausreiten, am Platz arbeiten, ein bisschen springen, eben alles, was so Spaß macht. Kurzum: Das, was eigentlich jeder sucht. Fand ich ein derartiges Pferd, war es aufgrund seiner sportlichen Vorfahren für mich unerschwinglich. Habe ich schon erwähnt, dass ich erheblich Geld für die Tierklinik ausgegeben hatte, um mein früheres Pferd zu retten? 

(Bild: Scribarius / Pixabay)

Ich studierte also täglich Anzeigen und stolperte über die schönsten Pferde, doch alle jenseits der Grenze, viele in Deutschland, viele in Spanien, viele in Holland oder Ungarn, ich bin in Österreich. Diese Pferde könnte ich nur kaufen, ohne sie vorher gesehen zu haben. Unmöglich! Man muss doch wissen, ob die Chemie stimmt, wie das Pferd sich unter dem Sattel anfühlt, ob es einem überhaupt mag, oder? Ein Pferd blind zu kaufen, kam überhaupt nicht in Frage. Doch die Zeit verging, ich fand kein Pferd und wie lange die Pandemie noch dauern würde, war völlig offen. Dazu lernte ich Menschen kennen, die mit ihren Blindkäufen aus Spanien glücklich waren und spanische Pferde haben mir immer schon sehr gefallen. Sollte so etwas doch möglich sein?

(Bild: joseluis1960 / Pixabay)

Das Ende der Geschichte: Ich habe ein Pferd in Spanien nur anhand von Fotos und Videos gekauft, es mir herkommen lassen und ich bin mit dem Pferd sehr glücklich. Die ganze Zeit konnte ich mich aber mit Menschen austauschen, die selber schon Erfahrung hatten - auch Schmerzvolle und Teure. Das lässt sich durch eine Artikel nicht ersetzen, doch ich möchte an dieser Stelle wenigstens ein paar Erfahrungen teilen.

Pferde-Blindkauf in Spanien: Für und Wider

Was spricht für einen Blindkauf eines Pferdes in Spanien: Eigentlich nichts, wenn die Alternative ist, ein Pferd ansehen und Probereiten zu können. Das ist allemal besser, denn der Blindkauf hat erhebliche Risiken. Das sind nur die normalen Risiken, die man nicht vermeiden kann:

  • Das Pferd mag mich nicht
  • Ich mag das Pferd nicht
  • Ich kann das Pferd nicht sitzen, weil ich schon älter oder aus anderen Gründen nicht mehr so beweglich bin.
  • Das Pferd erfüllt nicht die Erwartungen, weil die Verkäuferin etwas Anderes drunter versteht, wenn sie von bravem oder temperamentvollem Pferd spricht.
  • Das Pferd hat Umstellungsprobleme, mit denen ich nicht gerechnet habe: Es kommt aus Spanien!
  • Das Pferd entwickelt Gesundheitsprobleme, mit denen ich nicht gerechnet habe: Thema Sommerekzem. Eine ehrliche spanische Verkäuferin hat mir auf diese Frage geantwortet, sie kann einfach nicht wissen, wie ihre Pferde auf Kriebelmücken reagieren, die es dort in der Form nicht gibt.

Dazu kommen ganz spezielle Risiken. Das sind eine Aufstellung von Problemen, die mir Menschen geschildert haben:

  • Der Verkäufer ist von vornherein ein Betrüger: Man überweist Geld und das Pferd kommt nie an.
  • Das Pferd kommt an und ist so krank, dass es nicht reitbar ist und nach ein paar Monaten an Tränen, Schmerz und Tierarztkosten eingeschläfert werden muss.
  • Das Pferd verletzt sich auf dem Transport! 
  • Das Pferd kommt gesund und munter an, war auf den Videos lammfromm und entpuppt sich als Furie, die von Herrn und Frau Freizeitreiterin gar nicht reitbar ist und von den Kindern schon gar nicht.
  • Der Wallach benimmt sich wie ein Hengst und ist nicht in die Herde integrierbar.
  • Das Pferd geht nur mit Kandare, die ist aber bei der Reiterpassprüfung nicht erlaubt.

 

Was spricht denn nun eigentlich für einen Blindkauf eines Pferdes in Spanien?

 

(Bild: Artcats / Pixabay)

  • Das Geld: Ich hätte auch ein Pferd aus Spanien als Blindkauf in Deutschland kaufen können. Dann wäre es immer noch ein Blindkauf gewesen, aber zu einem höheren Preis. Sinnvoll ist das nur, wenn es sich um Pferd handelt, das hier gezüchtet wurde und man die Risiken vermeiden will, die durch den Import entstehen. Wenn es sich um ein importiertes Pferd handelt, kann ich es auch selber importieren.
  • Im Herkunftsland gibt es erheblich mehr Auswahl.

 Außerdem: Auch bei einem Life-Kauf kann man manche Dinge nicht endgültig feststellen: Was bedeutet es denn für die langfristige Sympathie, wenn das Pferd mit wenig Interesse auf die Fremden reagiert, die potenzielle Käufer nun einmal sind? Soll es sich für jeden interessieren, der daher kommt? Und dass ein Pferd beim Probereiten top ist, wenn es in einem Profistall steht und dann zu Hause plötzlich nicht mehr, wenn die Reiter eben weniger Profi sind, soll vorkommen. Ob life oder im Internet: Pferdekauf hat viele Unwägbarkeiten, die man nur teilweise kontrollieren kann.

Wo kann man eigentlich Pferde in Spanien kaufen?

Woher bekommt man nun eigentlich ein Pferd, das man blind in Spanien kaufen kann?

Das ist sehr einfach heutzutage: Aus dem Internet. Es gibt mehrere Möglichkeiten:

  • Verkaufsplattformen: Am bekanntesten hierzulande ist wohl ehorses. Dort finden sich auch viele spanische Verkäufer und Verkäuferinnen und Vermittler.
  • Google: Wer nach "spanische Pferde kaufen" googelt, kommt zu deutschsprachigen Vermittlungsplattformen.
  • Facebook: Es gibt viele Vermittler und Vermittlerinnen auf Facebook. Auch hier hilft die Suche weiter. Auch spanische Gestüte und professionelle spanische Händler, die international verkaufen, sind dort zu finden. Hier hilft es allerdings, wenn man englisch sucht.
  • Deutsche Verkäufer und Verkäuferinnen, die in Spanien selbst ein Gestüt betreiben. Auch diese Leute sind über ehorses/Facebook und Google zu finden.
  • Bei Facebook hilft es, die vorgeschlagenen Freunde anzuschauen, wenn man einmal in der Szene unterwegs ist. Da finden sich interessante Adressen.
  • Direkt von spanischen Verkaufsplattformen und von spanischen Privatpersonen, zum Beispiel hier: Milanuncios

Der letzte Punkt ist für Leute, die zum ersten Mal ein Pferd in Spanien kaufen, vermutlich eher theoretisch. Spätestens, wenn es um internationale Transportpapiere geht, ist know how gefragt und wenn sowohl Käufer und Verkäufer keine Erfahrung haben, ist das schwierig. 

Ein Pferd blind kaufen: Zwischen Vertrauen und Kontrolle

Ein Pferd blind zu kaufen, ohne es gesehen zu haben, ist eine Frage des Vertrauens. In diesem Artikel wird es viel darum gehen, sich zu informieren, sich abzusichern, bestimmte Dinge zu kontrollieren. Doch am Ende bleibt es immer eine Vertrauenssache, denn jedes Video, jedes Foto ist schnell gefälscht und erzählen kann man Ihnen alles.

Deshalb mein wichtigster Rat: Schauen Sie, bei wem Sie kaufen! Suchen Sie nach Referenzen und Erfahrungsberichten! Wenn sie im Internet kaufen, suchen Sie in den Kommentaren nach Menschen, die dort ein Pferd gekauft haben und fragen Sie nach! Auch ich bin auf diesem Weg kontaktiert worden. Die meisten geben gerne Auskunft.

Auf Facebook gibt es auch Gruppen, in denen Erfahrungen ausgetauscht werden. Diese Gruppen haben zwar manchmal eine merkwürdige Dynamik (wenn jemand einmal den Ruf eines schlechten Händlers hat, werden positive Stimmen manchmal gemobbt), doch ein Puzzle in dem Bild, das man sich macht, sind sie allemal. Ich habe mir hier vorgenommen, keine Namen zu nennen mit Ausnahme des Gestüts, bei dem ich selbst gekauft habe: Yeguada las Cumbres

Ein Wort zu Vermittlern: Braucht man die überhaupt?

Ein spanisches Pferd ist schnell gefunden. Doch woher bekommt man einen Tierarzt für die Ankaufsuntersuchung? Wo einen Transport? Welche Papiere braucht man? Es ist also einiges an Know How gefragt und hier leisten Vermittlungsagenturen gute Dienste: Man hat deutschsprachige Ansprechpartner, die einem beratend zur Seite stehen, Auskünfte über das Pferd geben können und bei der Kaufabwicklung helfen. Dafür fällt natürlich eine Provision an, doch bei all dem, was falsch laufen kann, ist das aus meiner Sicht gut investiert.

Alternativ gibt es Gestüte und einheimische Pferdehändler, die regelmäßig ins Ausland exportieren, Erfahrung haben und bei allen Schritten helfen. Die Ansprechpartner reden dort meist Englisch. Kauft man bei einem derartigen Gestüt ein Pferd, sind Vermittler natürlich nicht nötig. Dasselbe gilt, wenn man sein Pferd bei deutschen Auswandern sucht, die in Spanien Pferde verkaufen.

Leider scheint das Vermittlungsgeschäft eine Goldgrube zu sein: Ich bin auf Vermittler und Vermittlerinnen gestoßen, die nichts anderes machen, als Kontakte zwischen spanischen Inserenten von Pferden und potenziellen Käufern herzustellen und dann schließlich bei der Kaufabwicklung und bei der Organisation des Transports zu beraten. Sie kennen aber weder Verkäufer noch Pferde persönlich und die Käufer finden sie, indem sie die Bilder der Pferdebesitzer reinserieren, häufig auffälliger und mit größerer Reichweite als die Besitzer selber. Dafür habe ich Aufschläge von 30-40 Prozent gesehen. Das bedeutet dann, dass ein Pferd, das beim Besitzer 6000 Euro kostet, 10000 Euro kostet, wenn ich es von einem Vermittler kaufe, der das Pferd nicht kennt und die Besitzer nicht kennt, aber die Fähigkeit hat, sich im Internet Reichweite zu verschaffen. Manche dieser Pferde stammen zudem von Gestüten, die alle nötigen Dienstleistungen selber anbieten. Es kommt sogar vor, dass mehrere Vermittler unterwegs sind und ein und dasselbe Pferd zu drei verschiedenen Preisen anbieten.

Wer das nicht will und von Vermittlern kauft, sollte also:

  • auf Referenzen achten
  • einfach fragen wie hoch die Provision ist. Ein Pferd im Ausland zu kaufen, ist so aufregend, dass man manchmal froh ist, dass einem jemand hilft. Da redet man nicht gern über Geld, das ist mir selber passiert, bis ich per Google-Bildersuche (siehe unten) gemerkt habe, was mich der nette Kontakt kosten würde, wenn ich dort kaufe.
  • sich ein Bild über das Preisniveau machen, indem man auch schaut, was die Gestüte selber so verlangen.
  • die umgekehrte Bildersuche von Google verwenden. Hier gibt es eine Anleitung. Damit findet man andere Orte, wo das Pferd inseriert ist, gelangt oft zum Besitzer und sieht, wie viel Geld dieser selber verlangt. Wenn man das gewünschte Pferd nicht findet, kann man mit anderen Pferden des Vermittlers probieren, ob man einen Treffer landet. Wenn man gar keins findet, ist das möglicherweise ein gutes Zeichen, weil der Vermittler wirklich exklusiv mit den Besitzern zusammen arbeitet.

(Bild: oliviacastillo / Pixabay)

Exkurs: Sind Pferde in Spanien billig?

Vor allem, wer auf Milanuncios stöbert, wo viele einheimische Privatpersonen inserieren, wird auf unfassbar preisgünstige Pferde stoßen. Sind Pferde in Spanien wirklich so billig? Wo ist der Haken?

 

Ich würde sagen, ein gutes Pferd hat auch in Spanien seinen Wert und geht nicht für einen Apfel und ein Ei weg. Wenn ein Pferd sehr billig ist, sollte man sich - genau wie hier - also fragen, warum es so billig ist. Ist es krank oder schwierig? Das Problem ist, dass man in diesem Fall nicht hinfahren kann, um sich einen Eindruck zu machen. Viele Pferde sind im Moment auch billig, weil die Leute wegen Corona ihren Job verloren haben und ihr Pferd einfach abgeben müssen. Es ist aber sehr schwierig, von Deutschland oder Österreich aus an so ein Pferd zu kommen, wenn man die Leute nicht kennt und die Situation nicht einschätzen kann. Pferde, die in den Export gehen sollen und entsprechend angeboten werden, gehen normalerweise ein bisschen teurer weg. Das ist auch verständlich. Wenn man weiß, dass das Preisniveau in Deutschland und Österreich einfach höher ist, will man als Verkäufer nicht unbedingt, dass jemand aufgrund der eigenen Notlage ein unfassbares Schnäppchen macht.

Selbst Pferde, die "normal" angeboten werden, sind jedoch meistens günstiger als ähnliche Pferde in Deutschland oder Österreich. Dazu muss man aber noch ca. 500 Euro für eine Ankaufsuntersuchung rechnen und 1000 bis 1500 Euro für den Transport. Wird das eingerechnet, ist der Preisunterschied nicht mehr sehr hoch. Ob man lieber etwas mehr ausgibt und dafür das Blindkauf-Risiko wegfällt, muss dann jeder selber entscheiden.

Ein Pferd aussuchen - worauf man achten sollte!

Das Internet ist voll von wunderbaren spanischen Pferden, die zum Verkauf stehen. Wer ein Pferd blind kauft, kann es nur von Fotos und Videos beurteilen, deshalb sollten die natürlich so aussagekräftig wie möglich sein und das Pferd in allen Grundgangarten und im Stehen zeigen, möglichst auch im Umgang. Neben den Fotos sind auch die Dokumente wichtig. Man sollte sich auch den Pferdepass oder den Abstammungsnachweis fotografieren lassen, auch Fotos vom Vermessen des Pferdes sind durchaus üblich.

 

Andere Länder, andere Zäumung! (Bild: jackmac34 / Pixabay)

Das Internet ist dennoch voller Berichte über Pferde, die auf den Videos als wunderbare Reitpferde präsentiert wurden und sich als sehr, sehr schwierig gezeigt haben. In Spanien wird einfach teilweise anders geritten und wenn ein Spanier mit Kandare piaffieren kann, heißt das noch lange nicht, dass das Pferd bei Lotte Mayer dann auf Wassertrense im Gelände zu kontrollieren ist. Viele Pferde wachsen relativ wild auf bis sie erwachsen sind und werden dann mit Methoden kontrolliert, die bei uns aus Tierschutzgründen nicht üblich sind.

 

(Bild: jackmac34 / Pixabay)

Manche Leute kaufen Pferde aus Spanien grundsätzlich roh und ungeritten, um auszuschließen, dass das Pferd schlechte Erfahrungen mit Reitern gemacht hat. Viele Pferde werden zum Beispiel mit der Serreta ausgebildet, das ist ein spanischer Kappzaum mit Metallzacken der oft Narben auf dem Nasenrücken hinterlässt. Mein Pferd ist zutraulich, brav und auf Wasertrense geritten, also absolut freizeitpferdetauglich! Trotzdem hat es Serretanarben und das hat man auf den Fotos nicht gesehen.

Auf Fotos und Videos kann man alles behaupten, man zeigt natürlich nur die Passagen, auf denen sich das Pferd gut präsentiert. Es gibt dennoch ein paar Dinge, die man tun kann, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass man an ein Pferd kommt, dass den eigenen Erwartungen entspricht.

  • Den Verkäufern genau schildern, was man sucht. Seriöse Verkäufer wollen auch in Spanien ihr Pferd in den richtigen Händen wissen und beraten, welches Pferd passt und welches nicht. 
  • Natürlich die Fragen stellen, die man bei uns auch stellen würde: Wo kommt das Pferd her, was hat es bisher gemacht, wie wurde es geritten? Warum wird es verkauft? Gegebenenfalls, ob es am Turnier vorgestellt wurde oder ob es Erfahrungen mit Kindern hat oder ausgeritten wurde: Je nachdem, was geplant ist.
  • Explizit nach der Ausbildung fragen, denn spanische Pferde werden sehr unterschiedlich geritten. Vielleicht hat das Pferd etwas ganz anderes gelernt als wir erwarten. Vielleicht hat das Pferd Doma Vaquera gelernt und wurde nur kurzfristig umgeschult, um ins Ausland verkauft werden zu können? 
  • Nach Videos fragen, die das zeigen, was man sucht: Wenn ich mit Wassertrense reiten will, möchte ich das auch auf dem Video sehen. Manche Pferde werden gleich auf Kandare geritten und kennen Wassertrense gar nicht. Das gilt auch für Reitkenntnisse: Natürlich wollen Verkäufer ihr Pferd bestmöglich vorstellen und Pferde schauen unter guten Reitern nun einmal besser aus. Als ich gesagt habe, ich suche ein Pferd, das auch von einem unerfahrenen Reiter mitgeritten werden kann, habe ich aber auch Videos bekommen, die das Pferd unter weniger guten Reitern oder sogar einer Anfängerin gezeigt haben. Das ist in diesem Fall aussagekräftiger.
  • Was kann das Pferd schon? Passt das zum Alter? ich habe Viereinhalbjährige piaffieren gesehen. Daraus lässt sich schließen, dass das Pferd nicht nach hiesigen Kriterien langsam, schonend und altersgerecht ausgebildet wurde. 
  • Wie lange ist das Pferd schon kastriert? Diesen Punkt kann ich gar nicht genug betonen! In Spanien werden viele Hengste geritten und erst kastriert, wenn das Pferd ins Ausland verkauft werden soll. Dann bekommt man einen neunjährigen Wallach, der erst seit zwei Monaten Wallach ist. Die Hormone sind dann zwar vielleicht schon weg, aber das Verhalten hat auch eine soziale Komponente. Das ist nicht nur reiterlich wichtig, sondern auch für die Haltung: Es kann schwierig sein, ein Pferd in den Offenstall zu stellen, das sechs Jahre lang als Hengst einzeln gehalten wurde.

 

(Bild: jackmac34 / Pixabay)

Ein Pferd ist gefunden: Die Ankaufsuntersuchung

Eine Ankaufsuntersuchung ist teuer und möglicherweise ein Geldgrab: Wenn sie schlecht ausgeht und man kauft das Pferd nicht, hat man einfach so 500 Euro in den Sand gesetzt und wenn man das öfter macht, geht das sehr schnell ins Geld. Gerade, wenn das Pferd sehr preisgünstig ist, fragt man sich dann schnell, ob sich das lohnt. 

Dennoch kann ich nicht genug betonen, dass man nicht auf eine Ankaufsuntersuchung mit Röntgenbildern verzichten sollte, wenn man ein Pferd blind in Spanien kauft, zumindest, wenn man ein gesundes Reitpferd erwerben will. Das gilt eigentlich für jeden Pferdekauf, auch hierzulande, aber wenn das Pferd teuer ist, kommt wohl kaum jemand auf die Idee, die Investition nicht mit einer Ankaufsuntersuchung abzusichern. Bei billigen Pferden mag das anders sein, aber die Tierarztkosten sind bei einem billigen Pferd gleich hoch. Schlimmstenfalls hat man dann ein junges Pferd, das dauerhaft unreitbar ist oder gar eingeschläfert werden muss. Vom seelischen Schmerz, wenn man ein Pferd ins Herz schließt und dann einschläfern muss, haben wir noch gar nicht geredet.

Wenn man eine Ankaufsuntersuchung in Auftrag gibt, bekommt man einen englischen oder spanischen Befund, der sich aber mit Google Translator und Geduld übersetzen lässt und man bekommt die Röntgenbilder in digitaler Form. Auf Wunsch können auch Videos geschickt werden, zum Beispiel von der Beugeprobe oder vom Abtasten des Rückens oder vom Auslesen des Chips. Die Röntgenbilder sollte man unbedingt dem eigenen Tierarzt zeigen. Das gilt auch dann, wenn das Pferd schon mit Ankaufsuntersuchung angeboten wird und die Verkäufer sagen, die Bilder wären ohne Befund. Ich habe hier schon massive Diskrepanzen in der Einschätzung erlebt. Wenn man mit jemandem ein gutes Einvernehmen hat, fühlt es sich nicht gut an, alles kontrollieren zu wollen und viele Befunde sind auch sehr seriös. Aber ich bin mehr als einmal auf junge Pferde mit Arthrose gestoßen und da sind die Probleme vorprogrammiert.

Es ist entschieden, und nun?

Wir haben uns entschieden und dann? Wie auch hierzulande üblich, gilt es, einen Kaufvertrag zu unterzeichnen. Wer sich hier absichern will, konsultiert einen eigenen Anwalt, aber ich habe mich für Vertrauen entschieden. Einen Kauf in Spanien rückabzuwickeln, wenn das Pferd nicht entspricht, ist so kompliziert, dass es für mich eigentlich nicht in Frage kommt, insofern konnte ich auch auf alle möglichen Klauseln im Vertrag verzichten.

Dann wird das Geld überwiesen und man hat ein spanisches Pferd gekauft, das in Spanien steht. Erfahrungsgemäß dauert es zwischen zwei und vier Wochen bis alle Papiere fertig und ein geeigneter Transport gefunden ist. Deshalb ist man für mehrere Wochen im Besitz eines Pferdes, das man noch nie gesehen hat und das bei Leuten steht, die man persönlich gar nicht kennt. Noch länger dauert es, wenn man einen Hengst gekauft hat, der vor Ort noch kastriert werden soll. Für diese Zeit gilt es manche Dinge zu besprechen:

  • Wer kommt für die Unterhaltskosten auf, solange das Pferd in Spanien steht (bei mir: für Futter die Verkäufer, aber das muss ausgemacht werden. Wer zahlt den Hufschmid, wenn es länger dauert oder den Tierarzt, falls das Pferd krank wird?).
  • Wie ist das Pferd versichert? Kann ich eine Haftpflichtversicherung abschließen, die auch zahlt, wenn das Pferd in Spanien/auf dem Transport etwas kaputt macht?
  • Kann/will ich eine Transportversicherung abschließen, die zahlt, falls dem Pferd beim Transport etwas passiert? Was deckt die Versicherung des Transporteurs ab? 

In der Zeit zwischen Kauf und Transport wird Einiges an Bürokratie erledigt, so muss etwa der Transport organisiert, das Pferd zum Transport angemeldet und von einem Amtstierarzt begutachtet werden. Hier ist es gut, wenn man auf fachkundige Leute zurückgreifen kann, bei mir wurde das alles von den Verkäufern organisiert.

(Bild: Alexas_Fotos / Pixabay)

Das Pferd ist da! Wir freuen uns!

Endlich ist das Pferd da! Und nun? Hoffentlich steht das Traumpferd vor uns. Vielleicht steht aber auch ein nervöses Pferd vor dem Stall, das um einiges dünner ist als auf den Videos. Das heißt nicht zwangsläufig, dass etwas schief gegangen ist: Bedenken Sie: Das Pferd ist mehrere Tage gefahren, stand unter Stress, hat vielleicht schlecht gefressen. Alles ist neu, es hat seine Umgebung verloren, seine Pferdefreunde, seine Menschen und jetzt steht jemand erwartungsvoll vor ihm, der will, dass es das Traumpferd ist. Lassen Sie sich und dem Pferd Zeit anzukommen und zueinander zu finden!

Interessante Links:

Pferde aus Spanien: Von der Serreta zum feinen Reiten

Jutta Judy Bonstedt-Kloehn beschreibt die Umstellungen, die Pferde aus Spanien häufig erleben, wenn sie exportiert werden und was man tun kann, um ihnen die Umstellungen zu erleichtern. Auf jeden fall lesenswert!

Pferdekauf-in-Spanien: PRE, PSL, Andalusier

Was sind denn die Rassen, die häufig in Spanien angeboten werden und worin unterscheiden sie sich: Hier wird es erklärt.

Verlässliche Züchter in Spanien

Auf derselben Homepage "Pferdekauf-in-Spanien.de", die als Ganzes zu empfehlen ist, finden sich auch Empfehlungen zu verlässlichen Züchtern in Spanien.

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