Vanille – die Königin der Gewürze

Vanille, auch Königin der Gewürze genannt, wird aus den Kapselfrüchten der Vanilla-Orchidee gewonnen; die Kapseln ähneln unseren Bohnenschoten. Geernet werden die Kapseln praktisch ausschließlich in Handarbeit, was aber viel entscheidender ist: Die Bestäubung hat der Mensch übernommen. Ein dünnes Stöckchen, der Zweig eines Orangenbaums beispielsweise, wird zwischen den männlichen und den weiblichen Teil der Blüte geschoben, anschließend schieben die Plantagenarbeiter mit Daumen und Zeigefinger die einzelnen Segmente ineinander. Erst dann ist die Bestäubung vollendet. Das alles ist entsprechend mühsam und erhöht den Preis. Den Bauern freut's.

Von der Ernte bis zum Produktverkauf vergeht fast ein Jahr, was den Preis steigen lässt, den Bauern aber dazu verführt, die Schoten vorzeitig zu ernten, damit er früher an sein Geld kommt – wenn man an die eigene Existenz denken muss, spielt Qualität nicht die wichtigste Rolle. 

Nun hat sich in den vergangenen Jahren ein Ernährungstrend abgezeichnet weg von den künstlichen Aromen und Zusatzstoffen, hin zu den natürlichen Zutaten. Nestlé und Kellog's forderten echte Vanille, die Nachfrage nach Vanille stieg immens und mit ihr der Preis. Gut für den Kleinbauern, der mittlerweile auf seinem Feld schlief, um es zu bewachen, denn immer häufiger drangen des Nachts organisierte Banden auf seine Felder und stahlen die Kapseln. 

Süßes Früchtchen: die Vanilleschoten
Vanilleschoten

Vanilleschoten (Bild: ‚© Dieter Schütz / PIXELIO)

Raub am Bau: Tropische Wetterverhältnisse über Madagaskar

Ein anderer Dieb beteiligte sich am Raub: 2017 fiel Zyklon Enawo über die Insel, zerstörte Infrastruktur und Landwirtschaft und nahm den Bauern beinahe die gesamte Grundlage ihrer Existenz. Knappes Angebot + steigende Nachfrage = hoher Preis.

Die steigende Nachfrage führte in ein neues Dilemma: Es stand nicht genügend Anbaufläche zur Verfügung (auch wenn vielerorts sogenannte Brandrodung für mehr landwirtschaftliche Fläche sorgen sollte). Wegen des niedrigen Preises hatten die Kleinbauern umgesattelt, und bis eine Vanilla-Pflanze reif ist für die Ernte, vergehen vier lange Jahre mit Arbeit, aber ohne Einkommen. Der Preis für Vanille explodierte innerhalb von fünf Jahren um ein Vielfaches. 

Zweitteuerstes und vielleicht beliebtestes Gewürz der Welt

Noch vor fünf Jahren zahlten Händler nur 20 Dollar pro Kilo. Heute kostet das Kilo Vanille zwischen 550 € und 600 €; Silber ist da geradezu ein Schnäppchen mit seinen 450 €. Nur Safran ist teurer (Kilopreis bis zu 750 Euro, 1 g kostet rund 8 Euro).

Rar und wertvoll. Das unter anderem macht die Vanille so beliebt – neben ihrem Geschmack natürlich. Vanille findet Verwendung beim Speiseeis, beim Backen und Kochen, in Pudding und Duftkerzen, beim Verfeinern von Marmeladen, ja sogar in der Parfümindustrie kommt der Duft Vanille zum Zuge; mit ihm verbinden sich erotische Wirkungen (Aphrodisiakum). Und in der Duftlampe schließlich soll Vanille einen zugleich entspannenden wie belebenden Effekt entfalten.

jofl, am 14.12.2017
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