Begibt man sich auf den ersten Friedhof hinter dem Marheinekeplatz, stößt man auf viel Grün, imposamte historische Grabmale und bekannte Namen. Am Wege passiert man den Nobelpreisträger Mommsen, den Publizisten Theodor Wolff und das protzige Grabmal des Industriellen Krause mit Christusfigur und Rest-Mosaik in der Kuppel. Vielleicht sieht man noch die Gräber des Schriftstellers Tieck, des Malers Blechen und des Theologen Schleiermacher. Dann geht es an einem echten Schinkel vorbei - am Grab des Grafen v. d. Osten-Sacken. Bevor man dann auf Jugenstilgräber und das Grab des Malers Adolph von Menzel stößt, taucht ein Grabmal mit ungewöhnlicher Form und Farbgebung auf - das Erbbegräbnis derer v. Oppenfeld. Könnte man in der Form auf Schinkel`schen Klassizismus tippen, fällt einem dann doch die Farbgebung auf : strahlendes Gelb und Blaugrün wurde im Klassizismus selten verwendet und die teilweise verspielten Details am Dach und an den Türen verwirren weiter.

Will man die Theorien zum Hintergrund des Bauwerks verstehen, sollte man wissen, wer die Oppenfelds waren:

Mendel Oppenheim (1753 - 1820) begründete die Familientradition als Bankiers und Händler, ein Sohn Moses Oppenheim (1793 - 1861) war dann als Tuch- und Textilhändler tätig. Er konvertierte zum Christentum, ließ sich 1822 taufen und erwarb später das Rittergut Rheinfeld. Er heiratete 1817 Wilhelmine Ebers, deren Vater ein Vetter eines späteren  Reiseschriftstellers und -Oh Wunder! - Ägyptologen war. Kommt daher der Ägyptenbezug? Nein, denn Georg Ebers lebte von 1837 - 1898, als er geboren wurde, stand das Grabmal bereits.

Ein Antrag, nach Erwerb des Ritterguts Rheinfeld (heute Bierzwnica), den Adelstitel "von Rheinfeld" tragen zu dürfen, wurde vom preußischen Kabinett sehr salomonisch behandelt : fortan trugen die Oppenheims einen Mischnamen : Oppenfeld (aus Oppenheim und Rheinfeld).

Die Oppenfelds besaßen ein weitverweigtes Netz von Firmen und Beteiligungen, was sie immer wieder angreifbar machte, so wurden sie z.B. im Rahmen des Gründerkrachs in mehreren Zeitungsartikeln als Spekulanten und Betrüger bezeichnet.

Tragisch ist das Ende der Oppenfelds im Berliner Raum : mehrere männliche Mitglieder der Familie starben im 1. Weltkrieg - so sehr hatte man sich den Idealvorstellungen des Deutschen Reiches angepaßt.

Nun zur Theorie "Warum eine Pyramide?"

Erstens war es für den jungen Friedhof Dreifaltigkeit II in Kreuzberg sehr wichtig, prominente Gräber aufzuweisen - die Pyramide und die berühmten Erbauer waren durchaus eine Methode, andere wichtige "Interessenten" anzuziehen. Die Napoleonischen Feldzüge brachten die damalige europäische "Öffentlichkeit" wieder mit der ägyptischen Kultur in Verbindung. Ägypten wurde durch die in den 1820er Jahren erfolgenden Exkursionen "schick". Eine andere Theorie, die nun konvertierten Oppenfelds wollten mit ägyptischer Symbolik noch einmal ihre Abkehr vom Judentum betonen, ist sehr umstritten.

Auch wenn wir nicht endgültig sagen können, warum dieses Bauwerk im ägyptischen Stil errichtet wurde, dürfen wir uns doch an ihm erfreuen.

Das Grabmal Oppenfeld - Dreifaltigkeitskirchhof II Berlin

Wikipedia über Rheinfeld/Bierzwnica

Bierzwnica ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und gehört zur Gmina Świdwin im Kreis Świdwin.

Horst von Oppenfeld - einer der letzten Nachkommen mit interessanter Lebensgeschichte

http://www.legacy.com/funerals/rapp-silverspring/obituary...

Laden ...
Fehler!