Haarausfall ist medikamentös behandelbar

Die gute Nachricht: erblich bedingter Haarausfall lässt sich in vielen Fällen stoppen und manchmal sogar umkehren. Auskünfte vom Friseur, anlagebedingter Haarausfall sei nicht behandelbar, sind in den meisten Fällen falsch! Die schlechte Nachricht: ein Allheilmittel ohne mögliche Nebenwirkungen gibt es nicht. Die Stiftung Warentest hat im Jahr 2003 zahlreiche Mittel zur Behandlung von Haarausfall getestet. Fast alle Produkte sind im Test aufgrund ihrer geringen Wirkung durchgefallen. Zudem gilt: Je früher mit der Behandlung des erblich bedingten Haarausfalls begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Haarausfall zu stoppen.

Wer Haarausfall an sich bemerkt, sollte erst einmal Ruhe bewahren und einen Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Dermatologie und Venerologie) aufsuchen, der möglichst auch ausgewiesener Spezialist für die Behandlung von Haarerkrankungen ist. Der Facharzt wird zunächst untersuchen, um welche Form des Haarausfalls es sich handelt und wie stark er ausgeprägt ist. Denn neben dem erblich bedingten Haarausfall gibt es noch zahlreiche weitere Formen des Haarausfalls, die andere Ursachen haben und deshalb auch anders behandelt werden.

Würden Sie erblich bedingten Haarausfall medikamentös behandeln?

Lautet die Diagnose auf anlagebedingten Haarausfall, müssen sich Patienten jedoch meist nicht mit dem völligen oder teilweisen Verlust ihrer Haare abfinden. Neben der Möglichkeit der Haartransplantation gibt es Möglichkeiten, erblich bedingten Haarausfall wirksam mit Medikamenten zu behandeln. Anders als die Haartransplantation wirkt eine medikamentöse Therapie jedoch nur solange, wie sie angewendet wird. Außerdem: die derzeit verfügbaren Therapien wirken vor allem dem Haarausfall im Bereich des Hinterkopfes (Tonsur) entgegen, weniger jedoch im Bereich der "Geheimratsecken" oder am Haaransatz. Bei einer Glatze hilft dagegen meist nur noch eine Haartransplantation oder das Kaschieren mit kosmetischen Hilfsmitteln.

Wichtig ist, sich umfassend von einem Facharzt untersuchen und beraten zu lassen. Auch die ganz persönliche Entscheidung für eine möglicherweise lebenslange Behandlung des erblich bedingten Haarausfalls mit Medikamenten braucht Zeit. Die Kosten für TrichoScan und Therapie werden in aller Regel von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen.

Propecia, die „Pille gegen Haarausfall“

In der Öffentlichkeit wurde das Medikament Propecia, teilweise als "Pille gegen Haarausfall" bezeichnet, vor allem durch den Schauspieler Hannes Jaenicke bekannt, der sich als Betroffener in der Presse positiv über diese Form der Therapie von erblich bedingtem Haarausfall äußerte.

Das Medikament Propecia, das in Tablettenform eingenommen wird, enthält den Wirkstoff Finasterid, der die Umwandlung von Testosteron in das Androgen Dihydrotestosteron (DHT) hemmt. Die Haarwurzeln (Haarfolikel) von Männern mit erblich bedingtem Haarausfall reagieren überempfindlich auf DHT. Dies hat zur Folge, dass die Haarwachstumsphasen immer kürzer werden, sodass die betroffenen Haare nicht mehr zu voller Länge und Dicke heranwachsen.
Mit fortschreitendem Haarausfall werden die alten Haare immer schneller von neuen, nachwachsenden Haaren herausgestoßen.

Welche Nebenwirkungen kann der Wirkstoff Finasterid auslösen?

Der Wirkstoff Finasterid wurde ursprünglich in höherer Dosierung (5 mg) zur Behandlung von gutartigen Prostatavergrößerungen eingesetzt. Bei so behandelten Prostata-Patienten wurde festgestellt, dass sich Finasterid als Nebenwirkung auch positiv auf das Haarwachstum auswirkt. Das Medikament Propecia enthält eine auf 1 mg verringerte Dosis Finasterid.

Mögliche erhebliche, aber selten auftretende Nebenwirkungen der Einnahme von Propecia sind u.a. Potenzstörungen, ein verminderter Sexualtrieb und allgemeine Müdigkeit. In Einzelfällen kann es u.a. zum unnatürlichen Anwachsen der Brust kommen. Für die Dauer der Therapie sollte beim Geschlechtsverkehr mit schwangeren Frauen ein Kondom getragen werden, da Finasterid sich schädigend auf Föten auswirken kann. Männer im Jugendalter dürfen Propecia nicht verwenden. Da Finasterid die Produktion von DHT hemmt, kann durch die Einnahme von Propecia die Herausbildung der männlichen Geschlechtsorgane beinträchtigt werden.

Wie oft muss Propecia eingenommen werden und wieviel kostet sie?

Propecia wird in Tablettenform eingenommen – pro Tag eine Tablette. Ein sichtbarer Erfolg stellt sich nach Angaben des Herstellers regelmäßig erst nach mehreren Monaten der Therapie ein. Wichtig: Die Wirkung von Finasterid ist nicht dauerhaft. Sobald die Therapie abgebrochen wird, kehrt auch der Haarausfall zurück. Das Medikament Propecia ist rezeptpflichtig und daher nicht frei in Apotheken erhältlich. Eine 28-Stück-Packung kostet circa 50 Euro. Als Alternative bieten sich günstigere Varianten des Medikaments von anderen Herstellern an (z.B. Finasterid 1 mg von Ratiopharm oder Finasterid Stada 1 mg von Stadapharm), die wie Propecia 1 mg Finasterid enthalten; jedoch werden z.T. andere Füllstoffe verwendet.

Regaine für Männer

Regaine ist eine Lösung, die zu fünf Prozent den Wirkstoff Minoxidil enthält und auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Während Finasterid die Umwandlung von Testosteron in DHT hemmt, regt Minoxidil das Haarwachstum an, indem die Blut- und Nährstoffversorgung der Haarwurzeln verbessert wird. Wie Minoxidil im Einzelnen wirkt, ist bislang nicht bekannt.

Welche Nebenwirkungen kann der Wirkstoff Minoxidil hervorrufen?

Bei einer Therapie mit einer minoxidilhaltigen Lösung wird – anders als bei der Behandlung mit Finasterid – nicht in den Hormonhaushalt eingegriffen. Aber auch die Therapie des erblich bedingten Haarausfalls mit Regaine kann zahlreiche Nebenwirkungen haben. Mögliche Beschwerden sind u.a. Jucken, Hautreizung und -entzündung. Weiter kann es zu Kopfschmerzen, beschleunigtem oder verlangsamtem Herzschlag und in selten Fällen u.a. zur Blutdrucksenkung (Hypotonie) oder zu Ohrentzündungen kommen.

Wie muss Regaine Männer angewendet werden?

Die Anwednung von Regaine ist deutlich aufwendiger als die Einnahme von Propecia. Zweimal am Tag – morgens und abends – soll die Lösung auf die betroffenen Stellen am Hinterkopf (Tonsur) aufgetragen werden. Eine Packung Regaine enthält drei verschiedene Sprühvorrichtungen (sogenannte Applikatoren), die je nach Stadium des Haarausfalls das Auftragen erleichtern sollen. Pro Anwendung soll 1 mg Minoxidil auf die Kopfhaut gesprüht werden (sechs Sprühstöße). Nach jedem Sprühstoß muss die Lösung mit den Fingern auf die von Haarausfall betroffenen Stellen der Kopfhaut verteilt werden. Besonders unpraktisch: Regaine muss auf die trockene Kopfhaut aufgetragen werden. Erst nach vier Stunden dürfen Kopfhaut und Haare wieder befeuchtet werden (z.B. durch starkes Schwitzen oder Duschen).

Wie bei der Behandlung mit Propecia muss auch Regaine über einen längeren Zeitraum, meist einige Monate laut Herstellerangaben, angewendet werden, bis ein Ergbnis sichtbar ist. Stellt sich nach vier Monaten keine positive Veränderung ein, sollte die Therapie abgebrochen werden. Auch Regaine wirkt – wie Propecia – nur für die Dauer der Therapie.

Wieviel kostet Regaine Männer?

Regaine Männer ist apotheken-, aber nicht rezeptpflichtig. Es ist in Apotheken frei verkäuflich. Eine 60-ml-Flasche kostet circa 45 Euro und reicht ungefähr für 30 Tage.

Quellen

Titelbild: bykst / pixabay.com

Haftungsausschluss: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen. Er kann einen fachlichen Rat – insbesondere durch einen Arzt oder Apotheker – nicht ersetzen. Es wird ausdrücklich kein bestimmtes Präparat empfohlen. Die Informationen des Artikels basieren auf gründlicher Recherche. Sollten sie dennoch unvollständig oder falsch sein, lassen sich aus diesem Umstand keine rechtlichen Ansprüche geltend machen.

Laden ...
Fehler!