Esskastanien - ein uralter Schatz

Seit wann genau es Esskastanien gibt, ist nicht belegt. Als gesichert gilt aber, dass etwa ab dem 9. Jahrhundert v.Chr. Edelkastanien als Obstbäume kultiviert wurden. Bereits aus dieser Zeit gibt es Überlieferungen, welche sich auf dei Verwendung der leckeren Nuss beziehen. In der griechischen Antike, in Werken Homers und Hippokrates, finden sie Erwähnung.

Edelkastanien wurden in ganz Griechenland angebaut und es herrschte im Mittelmeerraum reger Handel mit den essbaren Kastanien, die vorrangig zu Mehl, Brot oder Suppe weiterverarbeitet wurden.

Später wurden durch die Römer die Esskastanien noch weiter verbreitet. Sie entdeckten nicht nur die Früchte für sich, sondern zogen aus der ganzen Kastanienpflanze Nutzen, indem sie auch das Holz, die Blüten und Blätter sowie die Rinde verwendeten. Auch hier finden sich bei den Schriftstellern Verweise auf die Verwendung von Esskastanien.


Im Mittelalter galten Esskastanien als das "Brot der Armen" - ein Nahrungsmittel, das auch dort angebaut werden konnte, wo kein Getreide wuchs und das lange Zeit als Hauptnahrungsquelle für das gemeine Volk galt und überdies für das Mästen von Schlachtvieh verwendet wurde. Der Adel lehnte den Verzehr von Esskastanien zu diesem Zeitpunkt noch ab.

Hildegard von Bingen beschrieb einige positive gesundheitliche Aspekte und mit der Zeit wurden Esskastanien auch von den anderen Gesellschaftsschichten als Nahrungs- und Heilmittel akzeptiert.

In der frühen Neuzeit wurden verstärkt Esskastanien angebaut. Vor allem in Gebieten mit Nahrungsknappheit verließ man sich auf diese kohlehydrathaltigen Nahrungsmittel, die oftmals das vorrangige, wenn nicht gar zeitweise alleinige Nahrungsmittel der Bevölkerung darstellten.

Industrialisierung und Baumkrankheiten führten dazu, dass Esskastanien seltener wurden, aber seit einigen Jahren werden in Europa wieder verstärkt Edelkastanien angebaut und kultiviert.

Esskastanien - ... wo wird gesammelt?

Wer seinen Urlaub im Herbst im Mittelmeerraum verbringt, wird dort die allerbeste Gelegenheit haben, Esskastanien zu sammeln. Das Vorkommen der Bäume ist immens und die Bevölkerung kommt meistens mit der Ernte nicht hinterher. Teilweise besteht dort aufgrund der Überfülle auch gar kein Interesse an der mühseligen Sammelei - die Früchte fallen einfach vom Baum und vergammeln in den Parks und auf den Wiesen.

In anderen Ländern gibt es große Anpflanzungen. Eichhörnchen und andere Sammler sorgen dann dafür, dass sich von dort aus die Kastanienbäume dann auch in die freie Wildbahn vermehren, wo man gut sammeln kann.

Mit den jährlichen Erntemengen an Esskastanien der Länder des Mittelmeerraums und denen einiger Länder im asiatischen Raum kann Deutschland zwar nicht mithalten, aber es lohnt sich dennoch, die Augen offen zu halten. Denn auch in Deutschland gibt es eine Menge Stellen, an denen man Esskastanien sammeln kann. In der Pfalz, im Schwarzwald, im Taunus und im Odenwald gibt es die größten Bestände an Esskastanien. Aber auch wer nicht in diesen Regionen wohnt, sollte bei seinen Spaziergängen ruhig einmal nach den stacheligen Gewächsen Ausschau halten, denn einzelne Pflanzen gibt es fast in jeder Region Deutschlands, besonders im Süden.

Richtig sammeln

Die gute Nachricht gleich vorneweg:

Man kann Esskastanien kaum mit anderen Früchten verwechseln. Sie haben zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit den für den Menschen giftigen Rosskastanien, aber beim  näheren Hinsehen erkennt man sehr schnell, ob es sich um Esskastanien handelt oder nicht.

Sie haben ähnlich wie Rosskastanien eine stachelige Hülle und dunkelbraune glänzende Früchte darin, aber damit hört die Ähnlichkeit aber auch schon auf. Die Stacheln sind bei Esskastanien wesentlich länger, dünner und spitzer als die von Rosskastanien - und tun beim Aufsammeln auch entsprechend mehr weh. Die Stacheln durchdringen sogar feste Arbeits- oder Gartenhandschuhe. Mit etwas Geschick lassen sich Esskastanien aber mit Hilfe zweier Gabeln aus dem Stachelmantel herauslösen. Bis zu drei Nüsse mit dem niedlichen Zipfelchen an einem Ende sind darin enthalten.

Hat man das erst einmal geschafft, so muss man die Kastanien haltbar machen, ansonsten verderben sie zu schnell. Hierzulande geschiht das industriell durch die sogenannte Hydrotherapie. Hierbei werden die Früchte einige Tage zur Milchsäuregärung in kaltes Wasser gelegt und anschließend getrocknet. Andere industrielle Methoden sind das Behandeln mit Gas uns das luftdichte Verpacken. Für den Hausgebrauch eignen sich Methoden wie Trocknen oder Einfrieren.

Sonja, am 18.09.2012
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Bildquelle:
Eigenes (Hildegard von Bingen und ihre Rezepte mit Esskastanien)
Eigenes (Selbstversorgung mal anders - Esskastanien selber im Garten anpflanzen)

Autor seit 13 Jahren
345 Seiten
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