Der Gemeindeschreiber sollte sich gründlich täuschen: Mittlerweile schickt Tremls Betrieb, der sich auf den biologischen Anbau von mehr als 3.000 erbgutunveränderten Pflanzen spezialisiert hat, seine Kräuter und Pflanzen in die gesamte EU!

In der Welt zu Hause, daheim in Niederbayern: Kräuterspezialist Franz-Xaver Treml

Treml besitzt ein ganz außergewöhnliches Fachwissen, das er sich nicht zuletzt auf seinen vielen Weltreisen erworben hat. Das gibt er gerne weiter. Eingeweihte kennen ihn aus dem Fernsehen, Starköche versorgen sich bei ihm mit Wissen und Material, Hobbygärtner kommen zu ihm nach Arnbruck, 40 Kilometer nördlich von Deggendorf, dem Tor zum Bayerischen Wald.

Und mit dem handlichen Werk "Exotische Kräuter" hat Treml ein Buch vorgelegt, in dem er mehr als 140 exotische Kräuter aus aller Welt vorstellt, ihren Anbau beschreibt, die Pflege, ihre Verwendung.

Franz-Xaver Treml, Fachmann nicht nur für exotische Kräuter (Bild: © sämtliche Fotos: johannes flörsch)

Das Buch ist nach Herkunft geordnet: asiatische, amerikanische, afrikanische, australische und tasmanische Kräuter werden präsentiert und porträtiert. Da tauchen schon einmal gute alte Bekannte auf wie zum Beispiel die Lauch-Zwiebel aus China und Japan. Aber auch Kanna, die afrikanische ‚Schnupftabakpflanze‘, stellt Treml (wie übrigens alle anderen Pflanzen auch) mit Foto vor.

Kanna, ein afrikanisches Kraut mit psychoaktiver Wirkung

Kanna trägt das ganze Jahr über Blätter, ihre intensivste Wirkung aber entfaltet sie im Oktober. Dann kann das Kraut schmerzstillend eingesetzt werden, außerdem unterdrückt sie das Hungergefühl. Wird Kanna getrocknet und fermentiert, entwickelt die Pflanze psychoaktive Kräfte: Sie hellt die Stimmung auf, löst Ängste, sie beruhigt und sie wirkt, in größeren Dosen genommen, euphorisierend. In der afrikanischen Volksmedizin, schreibt Treml, wird Kanna als Schmerzmittel verwendet und als eine Droge, die Hemmungen abbaut und das Selbstbewusstsein fördert.

Exotische Kräuter: heller Standort bevorzugt

In der Regel verlangen exotische Kräuter nach hellen Standorten und einer intensiven Pflege: Sie sind ja nur teilweise heimisch geworden bei uns. Treml gibt fachkundig Auskunft, und schon beim ersten Reinblättern stellt sich die Lust ein: Es ist, im Wortsinn, kein Kraut gewachsen gegen das anregende, faszinierende und wissenssatte Buch über die exotischen Kräuter aus allen Erdteilen.

Und wer im Bayerischen Wald einmal Urlaub macht, sollte einen Besuch einplanen in Arnbruck in der Kräuterwelt von Franz-Xaver Treml! Selbst wer nur aus reiner Neugierde kommt, wird unter Garantie die eine oder andere Pflanze, das eine oder andere Kraut für sich entdecken und mitnehmen wollen

Franz-Xaver Treml. Exotische Kräuter. Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart 2010. 178 Seiten. ISBN: 978-3-440-12403-1. 14,95 Euro (D)

Nachtrag

Im Jahr 2015 war es endlich so weit: Treml hat einen Nachfolger gefunden, der sein Anliegen fortführt – ein ehemaliger Mitarbeiter, ein Tscheche, widmet sich nun den Pflanzen und den Kunden im Sinne Tremls.

Lange schon hatte sich Treml Gedanken über die Nachfolge gemacht; im Gespräch führt er die Hürden mit den Behörden an, die ihn mehr als einmal an ein vorzeitiges Aufgeben haben denken lassen. Er nennt die beschwerlichen Reisen, von denen er immer Anregungen mitbrachte und manchmal vielleicht auch den einen oder anderen Ableger für seine Sammlung, und ihm war der bürokratische Irrsinn ein Dorn im Auge, der sein Geschäft lahmzulegen drohte.

Er, der Unternehmer, sollte für ein Ministerium seine sämtlichen Pflanzen katalogisieren, während bei ihm die Spione der Pharmaunternehmen Pflanzen kauften, an die sie, wie Treml sagt, ansonsten nur schwer herangekommen wären. Wenn man mit ihm spricht, erhält man eine Ahnung von der Macht der Großkonzerne. Hier geht es um Patente auf Pflanzen, es geht um Geld, und es geht darum, einen Betrieb ins aus zu drängen – mit Hilfe offizieller Stellen.

Treml ist ein gewitzter, kluger, man sagt wohl "bauernschlauer" Bursche. Mit seinem Betrieb hat er ein einzigartiges Lebenswerk geschaffen. Und dies wird nun fortgesetzt, Gott sei Dank!

jofl, am 23.09.2015
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Bildquelle:
johannes flörsch (Weinerlebniswelt Loisium in Niederösterreich)

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