Fatso - und wovon träumst du?
Norwegian Pie: Die Komödie "Fatso - und wovon träumst du?" präsentiert einen klassischen Anti-Helden, von dem keine Frau träumt: Dick, verklemmt und pornosüchtig!Norwegian statt American Pie
Wer "American Pie" für frivol oder obszön hielt, wird bei "Fatso – und wovon träumst du?" zumindest heiße Ohren bekommen. Denn die von Arild Fröhlich inszenierte Komödie rund um den Anti-Helden Fatso lässt "American Pie" wie eine harmlose Klamotte aus den 1960ern erscheinen.
Dick, derb, dämlich!
Bei Rino (Nils Jørgen Kaalstad) hat Mutter Natur so richtig ihre schlechte Laune umgesetzt. Der junge Mann hat beim schönen Geschlecht nicht einmal theoretische Chancen zu punkten. Er ist dick, verklemmt und sagt stets garantiert das Falsche.
Seine Brötchen und vor allem die geliebten Pornokassetten verdient er sich mit dem Übersetzen von Gebrauchsanweisungen. Insgeheim träumt er von einer Karriere als Comiczeichner. Doch alles, was er zu Papier bringt, sind reichlich derbe Cartoons über einen sexuell frustrierten Loser – also sich selbst. Über den Weltschmerz tröstet ihn auch Freund Fillipp (Kyrre Hellum) nicht hinweg, der ihn herablassend behandelt und liebend gerne bloßstellt.
Ausgerechnet sein eigener Vater quartiert eine Mitbewohnerin in Rinos Mietapartment ein. Die bildhübsche und fröhliche Malin (Josefin Ljungman) weiß, wie sie Männer um den kleinen Finger wickelt. Natürlich hat sie mit Rino leichtes Spiel, sodass dieser sogar das lautstarke Liebesspiel Malins mit ihrem Freund stillschweigend erträgt. Heimlich trägt er die Hoffnung, dass die quirlige Studentin sich in ihn verguckt. Und tatsächlich scheint sie Gefallen an dem seltsamen Außenseiter zu finden …
Wer ist Fatso?
Derbe Komödie "Fatso – und wovon träumst du?"
Die auf Lars Ramslies gleichnamigen Roman basierende Komödie "Fatso – und wovon träumst du?" erweist sich als ziemlich starker Tobak. Vergleiche mit der beliebten US-Kinoreihe "American Pie" können als absurd bezeichnet werden. Denn irgendwelche Schamgrenzen kennt die norwegische Brachialkomödie nicht, und um eine Gürtellinie nicht zu unterschreiten, müsste eine solche überhaupt erst gezogen werden können.
Protagonist Rino (Spitzname: "Fatso") ist kein netter, attraktiver Kerl, der lediglich ein bisschen Selbstvertrauen benötigt, um bei den Mädels anzukommen. Ganz im Gegenteil: Rino ist schlichtweg nicht vermittelbar am Genpool-Markt. Daran tragen nicht nur seine Körperfülle, die grauenhafte Frisur oder die Krankenkassenbrille Schuld, sondern auch sein Charakter. Als sympathisch oder herzlich kann man ihn nicht gerade bezeichnen. Ungeniert masturbiert er vor der Glotze oder schändet eine Honigmelone. Scham oder ein schlechtes Gewissen darob sind ihm fremd.
Fluchtweg aus der Realität: Comics
Dabei ist es keineswegs so, dass Rino intellektuell den Anschlusszug zur Menschheit verpasst hätte. Tatsächlich ist er von zumindest durchschnittlicher Intelligenz und verfügt sogar über ein großes Talent, nämlich jenes des Comiczeichnens. Was ihm fehlt sind aber Empathie und soziale Basisfähigkeiten. Entsprechend tapst er mit der Eleganz eines Elefanten in so gut wie jedes Fettnäpfchen und bildet frustriert seine steten Niederlagen und Demütigungen in Comicform ab, was auch dem Zuschauer offengelegt wird. Erstaunlicherweise verraten die animierten Comics mehr über sein Seelenleben, als die oft derben Dialoge.
Sicher: Rinos Verhalten grenzt bisweilen schon an Belästigung oder Stalking. Trotzdem kann man sich prächtig über seine Missgeschicke amüsieren und sehnt ein typisches Hollywood-Happy-End herbei, indem sich die Schöne in den Hässlichen verliebt. Ob dieser Sehnsucht in "Fatso – und wovon träumst du?" Genüge getan wird, sei nicht verraten. Kein Geheimnis soll aber um die hohe Gagdichte gemacht werden. Allerdings sollte der geneigte Filmegucker über ein dickes Fell verfügen, um angesichts so mancher Peinlichkeiten, die Rino sich selbst einbrockt, nicht schamvoll den Blick von der Mattscheibe zu wenden.
Die in hiesigen Breiten unbekannten Schauspieler verkörpern ihre Rollen höchst überzeugend und mit großartiger Intensität.
Einfach macht es "Fatso – und wovon träumst du?" dem Zuschauer nicht: Rino ist nun einmal kein klassischer Held, bemüht sich jedoch zumindest, an seiner kläglichen Situation etwas zu ändern. Ob ihm dies gelingt und er Malins Herz gewinnen kann, verrät die auf DVD und blu-ray erhältliche Komödie.
Fatso | Fatso [Blu-ray] |
Originaltitel: "Fatso"
Regie: Arild Fröhlich
Produktionsland und -jahr: Norwegen 2008
Filmlänge: ca. 93 Minuten
Verleih: Tiberius Film
FSK: Ab 16 Jahren
DVD-Veröffentlichung: 7.5.2010
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)