Überlegungen zum Begriff "Diagnose"

Die genaue Ursache der Fibromyalgie sind unbekannt. Sie wird durch simple Druckempfindlichkeit von acht genau in Ihrer Lage definierten Druckpunkten bestimmt. Sofern diese Punkte auffällig sind, kann von einer Fibromyalgie gesprochen. Spezielle, auf diese Krankheit hinweisende Labor- und Röntgenbefunde, sowie weitere weitere Untersuchungsmethoden existieren nicht.

In der internationalen Literatur gibt es zahlreiche Hinweise auf infektiöse, immunologische und hormonelle Auffälligkeiten. Zudem wird ein genetischer (erblicher) Einfluss auf die Krankheitsentstehung vermutet. Weiterhin glaubt man, dass ein Zusammenhang zum Hyperaktivitätssyndrom bestehen könnte. Jedoch existieren auch für diese für Bereiche keine verwertbaren Ergebnisse.

Diskutiert wird als Ursache auch eine zu einem früheren Zeitpunkt durchlebte Infektionskrankheit (zum Beispiel eine Streptokokken- oder Borrelien-Infektion). Diese könnte das Immunsystem geschädigt haben und so zur Fibromyalgie führen. Dieser Zusammenhang konnte jedoch bislang nicht nachgewiesen werden.

Ebenso ist umstritten, ob Fibromyalgie zu den psychosomatischen Erkrankungen zählt. Es gibt keinerlei Studienmaterial, das darauf hinweist, dass diese Erkrankung in erster Linie psychisch verursacht sein könnte.

Man kennt jedoch auch keine eindeutigen körperlich bedingten auslösenden Faktoren, die die Erkrankungsentstehung hinreichend erklären würden. Psychische Stresssituationen können, wie bei anderen Erkrankungen auch, die Ausprägung der Krankheit negativ beeinflussen.

Es ist bekannt, dass es bei Fibromyalgie-Patienten zu Änderungen der Regelsysteme der Schmerzempfindung im Gehirn kommen kann. Reizhemmende Botenstoffe des Gehirns, wie beispielsweise Seretonin, werden vermindert, andere reizverstärkende Botenstoffe vermehrt ausgeschüttet. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob diese Veränderungen im Gehirn Ursache oder Auswirkung der Fibromyalgie sind.

Fibromyalgie steht in vielen Fällen in engem Zusammenhang mit Schlafstörungen. Je stärker die Beschwerden sind, desto schlechter wird geschlafen. Umgekehrt kann aber auch mangelnder Nachtschlaf eine Fibromyalgie verstärken, wenn nicht sogar auslösen. Welcher Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischer Verarbeitung von Schmerzen besteht, ist Gegenstand der noch ergebnislosen Forschung.

Die Definition der Fibromyalgie

Es handelt es sich um eine chronische Schmerzkrank­heit mit symptomatischer Beteiligung des Gelenk- und. Bewegungsapparates. Schmerzen in allen Körperbereichen, besonders bei Belastung, sowie allgemeine Schwächen, neurologischen Störungen, Konzentrations- und Schlafstörungen. Während bei einigen Fi­bromyalgie-Patienten die Schmerzen im Vordergrund stehen, klagen andere über Müdigkeit, Verspannungen und Konzentrationsstörungen.

Die Diagnose der Fibromyalgie gilt in ärztlichen Kreisen insofern als schwierig, da sowohl Röntgenbilder, Computertomografien. Magnetresonanzdarstellungen aber auch Laborwerte keine Aufschlüsse bringen. Eine sichere Diagnose kann deshalb nicht  gestellt werden. Fest steht dagegen, dass es sich nicht um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung handelt, da alle entsprechenden Untersuchungswerte eindeutig im Normbereich liegen.

Die Punkte der Fibromyalgie

Zur Diagnose werden "Tender Points" (empfindliche Punkte) benutzt. Es existieren 18 Druckpunkte, 9 auf jeder Körperseite, und sofern von denen insgesamt 11 auf Druck empfindlich reagieren, wird die Diagnose als bestätigt angesehen. Abgetastet werden diese Punkte mit einem gleichmäßigen Fingerdruck von etwa 4 Kilogramm Gewicht.

Diese Punkte lassen sich allerdings bei unzählig vielen, anderen Patienten ebenfalls finden, ohne dass auch nur im Geringsten an das Vorliegen einer Fibromyalgie gedacht werden kann. 

Die Lage der Punkte

  1. Knorpel- und Knochengrenze der 2. Rippe 
  2. Trochanter major  am Hüftgelenk 
  3. Mitte des Kniegelenks. Innenseite 
  4. Trapezius-Ansatz am Hinterkopf 
  5. Bänder zwischen Halswirbeln (C4 - C7)
  6. Mitte des oberen Randes des Trapezmuskels
  7. M. supraspinatus am Ursprung oberhalb des Schulterblatts
  8. Ellenbogen außen (Epicondylus lateralis)
  9. oberer, äußerer Quadrant der Glutealmuskulatur

Jean Baptiste Regnault: "3 Grazien" (Bild: Wikipedia.de)

Wie zuverlässig ist die Diagnose?

Aus der Druckempfindlichkeit dieser wenige Punkte wird die folgenschwere Diagnose abgeleitet. Das erinnert an die primitive Logik der Medizin des grauen Altertums. So gab es in der Vorzeit (ca. 3000 vor unserer ZeitrechnungI) in China die Vorstellung, dass "böse Wurmgeister" Ursache von Erkrankungen seien. Als Beweis dieser These wurde angeführt, dass den von den Wurmgeistern Befallenen, nach deren Ableben, Würmer aus den Körperöffnungen kriechen würden.

Bei Schmerztherapie wird gerne übersehen, dass sie nur dann sinnvoll sein kann, wenn die Ursache der Beschwerde bekannt ist und dagegen keine anderweitigen Behandlungsmöglichkeiten existieren. Das ist bei Krebserkrankungen und beispielsweise bei traumatischen Einwirkungen (Unfallfolgen) der Fall. Weiter ist ihre Anwendung, allerdings nur vorübergehend, bis zur Erstellung einer endgültig gesicherten Diagnose vertretbar. Die Bewertung der druckempfindlichen Fibromyalgiepunkte berechtigt m. E. nicht zur Anwendung "pharmazeutischer Schmerzkeulen". Das im Rahmen von Schmerztherapien die Unterrichtung von Entspannungstechniken intergriert ist, ist "Augenwischerei", die von der Tatsache der nicht gefundenen Ursache ablenkkt.

Analyse der Punkte

Henry Head (1861 - 1940) englischer Neurologe, beschrieb erstmals den Zusammenhang zwischen den aus dem Rückenmark und aus der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven, zwischen der Haut, der Muskulatur und inneren Organen. Es wird von "Head'chen Zonen" gesprochen. Ordnet man die Schlüsselpunkte der Fibromyalgie nach diesen Kriterien ein, dann müssen die Punkte auf dem Beckenkamm, Punkt 9, dem Trochanter major (über dem Hüftgelenk), Punkt 2, dem Dickdarm zugeordnet werden. Nach Auffassung der alten chinesischen Medizin, wird der Punkt 8 auf der Außenseite des Ellbogens (sinngemäß ein Tennisellbogen) ebenfalls diesem Organ zugeordnet.

Der wirbelsäulennahe Punkt an der Oberseite des Schulterblattes (Punkt 7) gehört nach der Head'chen Einordnung zum Herzen (selten) oder (häufiger) zu den Atmungsorganen. Er wird u.a. druckempfindlich bei allen Affektionen (Infektionen aber auch Allergien) der Atmungsorgane.

Der Punkt 3 auf der Innenseite der Kniegelenke könnte nach Head'scher Zuordnung auf die Beteiligung der Niere und der Organe der Harnwege hindeuten. Das ist in zweifacher Hinsicht nicht verwunderlich, denn große Mengen von Schmerzmitteln verursachen bekanntlich Nierenprobleme. Dazu kommt, das Niere und Dickdarm als funktionelle Einheit angesehen werden müssen. Es handelt sich bei beiden Organen um die "Wasserwerke" unseres Körpers. Der Dickdarm hat die Aufgabe aus dem Speisebrei das Wasser zu entnehmen und die Nieren müssen es danach aus dem Körper heraus bringen.

Verbindung Zwerchfell und HWS

Verbindung Zwerchfell und HWS (Bild: Klaus Radloff)

Verbleiben die Punkte 4 und 5 im Bereich der Halswirbelsäule. Hierzu hatte allerdings der britische Neurologe Sir Henry Head, ebenso wie der deutsche Prof. Dr. Kohlrausch, der Begründer der Segmenttherapie (Bindegewebsmassage), aber auch die deutschen Neurologen Hansen und Von Staa keine eindeutige Erklärung. Sie alle beobachteten, dass sich organische Störungen, egal wo sie im Körper stattfinden. in der Schulter-Nackenregion, in den Segmenten C3 - C4 auswirken. Da ihnen das "Warum" nicht bekannt war, bezeichneten sie dieses Gebiet als "universelle Organmitbeteiligungszone" Sämtliche Störungen der Atmung's- und Bauchorgane werden in die Region der Halswirbelsäule übertragen. Den anatomisch-funktionellen Zusammenhang denke ich gefunden zu haben. Er wird hier beschrieben. 

Bericht über einen Patienten

Bei  Unterhaltungen mit den unter einer Fibromyalgie leidenden Patienten werden mehrheitlich Unverträglichkeiten auf diverse Nahrungsmittel aber auch auf Medikamente erwähnt. Von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird fälschlicherweise angenommen, dass sie nur Auswirkungen auf die Verdauungsorgane, nicht jedoch auf  die Skelettmuskulatur und damit auch auf die Gelenke der Wirbelsäule und des restlichen Körpers haben. 

Mit diesbezüglichen Testmethoden können allergische Reaktionen sicher nachgewiesen werden, während (unverhältnismäßig teure) Teste in Bezug auf Unverträglichkeiten zu überwiegend falsch positiven Ergebnissen führen.

Als Hinweis auf diese Zusammenhänge hier der Bericht über einen Patienten mit der Diagnose "Fibromyalgie": Nachdem der sich einer größeren Bauchoperation unterziehen musste, wurde er unmittelbar nach der OP für 10 Tage per Infusion ernährt. Dem Tropf wurden lediglich in den ersten zwei Tagen Schmerzmittel beigefügt. Bei seiner Entlassung nach 14 Tagen war er absolut beschwerdefrei. Von den Symptomen der Fibromyalgie war nichts zu bemerken. Diese Schmerzen setzten erst wieder nach der Entlassung, unter "heimischer Kost", sich  langsam steigernd wieder ein.

Ähnliche Berichte liegen mir von mehreren Patienten vor. Nahrungsmittelunverträglichkeiten müssen jedoch nicht die alleinige Ursache sein. 

Link

Hier ein Artikel der Schweizerischen Ärztezeitung zum Thema

Es existieren viele dieses Genres, Googeln Sie selbst.

 

Klaus_Radloff, am 21.02.2013
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