Kritik

Dietrich Brüggemann gestaltet in "Renn, wenn Du kannst" als Regisseur auf den ersten Blick eine traditionelle Dreieckbeziehung, doch je weiter die Geschichte fortschreitet, umso mehr geht es um den behinderten Ben. Ben wird durch den zwangsläufig entstehenden Konflikt mit seinem Zivi mit seiner Vergangenheit konfrontiert. So schwankt der Film häufig zwischen Drama und Komödienhaftem. Für viele mögen Liebe, Sex und Partnerschaft bei Behinderten ein Tabuthema sein, Brüggemann gelingt es aber, ohne kitschig und klischeehaft zu werden, all dies als normal darzustellen. Gwisdek spielt mit großem Einfühlungsvermögen den querschnittgelähmten Ben und wirkt sowohl von der Gestik als auch sprachlich außerordentlich authentisch. Den schwarzen Humor, der immer wieder im Film auftaucht, setzt er überaus feinsinnig um. So gelingt es ihm, die Sympathien der Zuschauer für sich zu gewinnen, obwohl er sich zu Beginn eher als Ekel gibt.

Renn, wenn du kannst
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Einige Einstellungen und Szenen bleiben für den Zuschauer allerdings unergründlich und was Brüggemann dazu bewogen hat ist nicht nachvollziehbar. Zitate wie etwa wie "Die nackte Kanone 2 ½", die in Bens Kopf entstehen, als er sich ausmalt, wie Christian und Annika mit einander Sex haben fallen gänzlich aus dem Zusammenhang und sind nicht im Geringsten vermittelbar. Vielleicht sind es auch Anspielungen auf den Humor der damaligen Zeit – wer weiß es genau…

Trotz mancher Ungereimtheit, ist "Renn, wenn Du kannst" ein Film von großer Eindrücklichkeit, die auf einer Gefühlsebene eine Geschichte erzählt, aber nie "gefühlduselig" wird oder gar den moralischen Zeigefinger erhebt.

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