Rubrik »Die besten Spielfilme«: Verblendung von Stieg Larsson
Mit der Trilogie "Millennium" gelang Stieg Larsson der Aufstieg in den Bestseller-Olymp. Spannung pur rund um den Geldadel Schwedens gewährt auch die Verfilmung der drei Teile.Verblendung: Eine Bestseller-Verfilmung - Stieg Larssons Verblendung in großen Bildern
Bei diesem gigantischen Erfolg der Millenium Trilogie, konnte es nicht ausbleiben, dass sich auch die Filmindustrie des Stoffes annahm und die Trilogie für das Kino aufbereitete. Mit "Verblendung" sorgte der erste von drei Teilen, die inzwischen auch im Fernsehen zu sehen waren, bzw. sind, für Spannung. Dass dies von Anfang an ein schwieriges Unterfangen war, liegt bei der Schwere des Stoffes nahe, zumal Literaturverfilmungen ohnehin häufig problematisch sind und nicht selten denjenigen ein wenig enttäuschen, der die Romanvorlage kennt. So legt auch die Verfilmung von Verblendung, für das Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterber das Drehbuch geschrieben haben, sein Hauptaugenmerk auf die kriminologische Arbeit und wird so schlicht zu einem, zugegebenermaßen spannenden, Krimi. Die Vielschichtigkeit der einzelnen Personen und der schwedischen Gesellschaft, wie sie von Stieg Larsson gezeichnet wurde, bleibt dabei eindeutig auf der Strecke.
Die Handlung von "Verblendung"
Der erfolgreiche Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist der für das Millennium-Magazin arbeitet und keinerlei Kompromisse kennt, gespielt von Michael Nyqvist, erhält vom Seniorchef des übermächtigen Familienkonzerns Vanger, Henrik Vanger, dargestellt von Sven-Bertil Taube, den verlockenden und hoch dotierten Auftrag, den vermeintlichen Mord an seiner Lieblingsnichte aufzuklären. Harriet wird seit über dreißig Jahren vermisst, nachdem sie auf mysteriöse Weise während eines Familienfestes verschwand. In den Akten bleibt der Fall offiziell unaufgeklärt. Der Familiensitz der Vangers auf der Insel Hedeby wird nun, nachdem Blomkvist den Auftrag angenommen hat, sein vorübergehendes Domizil, von wo aus er seine detektivische Arbeit angeht. Schnell wird deutlich, dass mehrere Generationen der Familie miteinander verfeindet zusammenleben und letztendlich jeder als Mörder in Frage kommen könnte. Blomkvist schlüpft in die Rolle eines Autors, der Henrik Vangers Biografie verfassen möchte und begibt sich in die Tiefen der Familienhistorie, um auf diese Weise an die Fakten zu gelangen. Hier zeigt sich auch der erste Schwachpunkt des Films Verblendung: Die Abgründe und seelischen Tiefen der Familienmitglieder, werden im Gegensatz zu Stieg Larssons Roman auf ein Minimum reduziert. Somit wird der Film auch nicht wirklich dem schwedischen Originaltitel gerecht, der in der wörtlichen Übersetzung "Männer, die Frauen hassen" lautet. Genau diese seelischen Zerwürfnisse werden lediglich durch kleinere Andeutungen beschrieben.
Mikael bedient sich bei seinen Ermittlungen der Hilfe einer mehr als skurrilen Partnerin. Die junge Lisbeth Salander, ein absolutes Computergenie, aber selbst mit einem furchtbaren Geheimnis, das sie am Ende des Films heraus lässt, behaftet. Sie ist auf eigenartige Weise faszinierend und hübsch und zugleich abstoßend, trägt ein großflächiges Drachen-Tattoo auf dem Rücken (im Englischen heißt der Titel "The Girl With The Dragon Tatoo" ), ist unnahbar, introvertiert und trägt zudem autistische Züge. Erst mit dieser, aus dem Muster der beteiligten Personen deutlich heraus fallenden, jungen Frau, großartig gespielt von Noomi Rapace, kommt Blomkvist auf diverse Spuren.
Filmkritik "Verblendung"
Das zentrale Thema im Film "Verblendung" ist das Zusammenspiel von Sex und Gewalt. Die Geschichte rund um Lisbeth Salander als Opfer und von männlicher Gewalt gepeinigten Außenseiterin, wird im Gegensatz zum Buch deutlich ausgebaut. Gewalt und Sadismus wird mit Gegengewalt und neuerlichem sadistischem Drang beantwortet. Was die Erzähltechnik angeht, scheint der Film so nahe wie eben möglich an der Struktur des Romans zu bleiben, wodurch jedoch immer wieder ein gewisses Maß an Langatmigkeit aufkommt, die geprägt ist von endloser Ermittlungsarbeit. Dennoch baut sich immer wieder aufs Neue auch große Spannung auf, und würde man das Original nicht kennen, wären die genannten Kritikpunkte wohl auch deutlich zu relativieren. Ein großer Pluspunkt ist auf alle Fälle die schauspielerische Qualität der Hauptdarsteller Michael Nyqvist und Noomi Rapace, die voll und ganz in ihren gänzlich verschiedenen Rollen überzeugen.
Begnügt man sich mit einem spannenden Thriller, der nicht sämtliche seelischen Abgründe berücksichtigt, ist "Verblendung" auf jeden Fall empfehlenswert.
Verblendung: Millennium Trilogie 1 | The Millennium Trilogy: The Girl with the Drago... | The Savage Altar (Rebecka Martinsson 1) |
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(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)