Flohmarkt statt Urlaub: Wie unser privater Flohmarkt doch noch zu einem Urlaub führte
Flohmarkt, eine feine Sache! Für seine Besucher eine Reise durch Wundertüten – für die Anbieter die ideale Gelegenheit, Ballast abzuwerfen und Geld zu sammeln für den Urlaub.Szenen vom Inn-Flohmarkt, Passau (Bild: johannes flörsch)
Nun kann ich als Steinbock-Geborener zwar einsame Entschlüsse fassen, aber Karin, die Frau, die meine Tage teilt und manchmal auch die Nächte, bestand auf einer Alternative. "Drei Wochen", sprach sie, "wirst du mir nicht zu Hause hocken." Da, wiederum, ist sie eisern. Sie ist, falls es interessiert, Widder. Aus astrologischer Sicht kommt unsere Gemeinschaft dem Versuch gleich, eine Feuersbrunst durch gutes Zureden zu löschen. Fragen Sie nicht, wie, aber bei uns klappt es. Sagt Karin.
Widder senken den Kopf und nehmen die nächste Herausforderung auf die Hörner. Karin packte den Edding und warf einen Grundriss unseres Anwesens aufs Papier: "Aufräumen", sprach sie, "entrümpeln, ausmisten!"
Meine Toleranz ist vorbildlich, aber das hier ging zu weit. Ich hub an zum Protest …
Der andere Flohmarkt in Passau. By the way: nicht empfehlenswert. (Bild: johannes flörsch)
Kinder – die zauberhaftesten Biester dieser Erde
Drei Tage später. Der Berg im Hof überschritt die behördlich genehmigte Höhe für Bauten in einem Wohngebiet: Joghurtkulturen unter gewölbtem Stanniol, einsame Socken, dreifarbige Orangen, Slips der Kinder (mit Ausrufezeichen hinten). Manch Überraschungsei aus dem vergangenen Jahrhundert entwand den Kindern Seufzer der Nostalgie, und ein Container voller Plastikteile erhärtete den Verdacht: Der Welt größter Spielzeughersteller heißt McDonald's.
Wir trennten: nützlich und unnütz. Hätten wir uns sparen können, es blieb alles, wie es war. Mit Ausnahme der Pausenbrote, Joghurts und Schokoladenreste. Die waren so quieklebendig, dass sie es von selbst in die Biotonne schafften.
Ums Haar vor die Genfer Menschenrechtskommission gebracht hätte uns der Versuch, den Papierberg abzufackeln. Unsere Mädels lehnten ab: Im Berg lägen ihre Liedtexte für die nächste Superstar-Staffel, und der bisschen Wust könne ja wohl nicht wichtiger sein als ihre Zukunft … Wir Eltern seufzten ergeben und machten uns auf die Suche.
Lösung in Sicht?
Die Wende kam am Wochenende. Zurück vom Markt, warf Karin den Korb in die Ecke und ließ die Familie antreten: "Ich habe einen Plan! Einpacken!" Sie erinnern sich, Protest ist riskant, wir gehorchten.
Vier Stunden später wischten wir uns den Schweiß von der Stirn: der Berg abgetragen, Spielzeug, Kleidung, Kuscheltiere im Auto verstaut. "Und nun?", fragte ich. "Abwarten." Frau Gemahlin lächelte. "Und einsteigen, bitte."
Schon aus der Ferne sahen wir das Gewusel: Es war Flohmarkt, und das gesamte Dreiländereck hatte sich auf dem früheren Truppenübungsplatz eingefunden. Wir klappten unsere Tapeziertische auf, die Kundschaft konnte anrücken.
Es pilgerten an unserem Stand vorbei: dreitausendsechshundertachtundzwanzig türkische Familienväter (nicht mitgezählt ihr umfangreicher Anhang), eine Busladung tschechischer Aldi-Touristen, das Asylbewerberheim aus unserer Straße, zwölf polnische Gurkenpflücker mit ihren bezaubernden Frauen und drei, vier wonderful american grandmas mit lila Haar – an diesem Nachmittag sahen wir mehr von der Welt als Phileas Fogg und sein französischer Bodyguard in achtzig Tagen.
Als es zu dämmern begann, war alles verkauft. Von dem Geld haben wir uns einen Dreieinhalb-Zimmer-Bus geleistet und sind dann mit den Kindern nach Österreich gefahren. Eisriesenwelt und Salzburg. Ein bisschen Tapetenwechsel tut ja immer mal gut.
Flohmarkt – eine Alternative?
Auf dem Heimweg sahen wir den Hinweis auf eine Wohnungsauflösung. Jetzt hocken wir auf einem Berg österreichischen Tands, hoffen auf die nächste Saison und darauf, keinen Urlaub planen zu müssen. Es sollte doch, denke ich mir, mit dem Teufel zugehen, wenn man Flohmärkte nicht touristisch vermarkten könnte. Kurbelt die Wirtschaft an und weitet den Horizont bei gleichzeitig heimischer Kost und gewohnter Toilette. Was meinen Sie?
Links und rechts geht es manchmal tief hinab in die Vergangenheit (Bild: johannes flörsch)
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Bildquelle:
Karin Scherbart
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