Die Vergangenheit des Pfrunger Riedes

Lothar Zier erschließen sich in diesem Zusammenhang Bilder von subtropischen Meeren, kaltzeitlichen Eisströmen, arktischen Tundren und urigen Wäldern. Er gibt zu bedenken, dass schon seit Jahrtausenden die Entwicklung der Landschaft von Menschen beeinflusst wird. Dieser habe die Naturräume nach seinem Willen verändert und eine Kulturlandschaft daraus geformt. Damit stellen sich für den Naturforscher die Fragen: Wer waren diese Menschen? Was bestimmte ihr Handeln und wie haben sie gelebt? "Da sich Spuren der ersten Sammler und Jäger im Dunkel der Geschichte verlieren, können wir über die Frühzeit unserer Heimat nur lückenhaft berichten", bedauert Zier. Gut dokumentiert sei das Geschehen in den Königsegger-Landen erst seit dem Jahr 1250. Damals seien die staufischen Ministerialen derer von Fronhofer auf die neu errichtete Burg nahe Hoßkirch aufgezogen und nannten sich "von Königsegg". Dieses Ereignis ist im Buch: "Die Geschichte des Amtes Wald und der Herrschaft Königsegg", von Lothar Zier nachzulesen. Auch die Faltblätter: "Die Geschichte der Pietistengemeinde Wilhelmsdorf", "Die Riggenburg" oder "Der schwarze Vere und seine Zeit" geben Auskunft über die Vergangenheit.

Der Werdegang des Oberförsters und Naturschützers Lothar Zier

Lothar Zier, Foto: Monika Hermeling"Um 1967, eine Zeit in der die manuellen Verfahren im Wald noch dominierten, war der Name Königseggwald in Forstkreisen ein heißer Tipp", berichtet Zier. "Denn im dortigen Forstamt der Grafen zu Königsegg-Aulendorf, konnte die Forstwirtschaft der Zukunft modellhaft bestaunt werden. " Aus Schweden und Kanada seien Großmaschinen importiert worden die entrindeten. Kranbestückte Rückezüge transportierten das aufbereitete Holz damals noch mechanisch weiter.

Sicherlich hat die Präsenz des Pfrunger Riedes "hinter dem Haus" seine damalige Übersiedlung beeinflusst. Er war von Kindheit an naturbegeistert und schwärmte, dank der Literatur von Hermann Löns, für Heide und Moor. "Es wurde meine große Liebe. Und was man liebt, das möchte man bewahren. Als nämlich das Hangquellmoor Laubbachmühle, eine paradiesische Landschaft mit einer einzigartigen Pflanzenwelt, in Fischteiche verwandelt werden sollte, lief ich bei den Behörden Sturm", so Lothar Zier.

Die Rettung des Pfrunger Riedes

Es gelang Lothar Zier und anderen Naturschützern schließlich an dieser Stelle ein drei Hektar großes Feuchtgebiet zu erwerben und unter Schutz zu stellen. Das war der Beginn einer neuen Naturschutz-Strategie im Pfrunger Ried, Schutz durch Kauf. Sie führte letztendlich dazu, dass von den 2.600 Hektar großen Moorlandschaften im Jahre 2002 etwa 800 Hektar in sicheren Händen sind. Der Besitz verteilt sich auf das Land Baden-Württemberg, den Schwäbischen Heimatbundes, den Naturschutzbund und auf die angrenzenden Gemeinden.

33 Jahre aktive Naturschutzarbeit zeigen vor Ort erste Früchte. Wer heute mit offenen Augen durchs Ried wandert, der bemerkt deutlich die positive Veränderung. Aufgestaute Gräben haben ehemalige Riedwiesen in Amphibische Landschaften verwandelt. Fichtenmonokulturen mussten zugunsten von naturnahen Moorwäldern weichen. Eine naturverbundene Pflegemaht verhindert ungewollte Verbuschung und der Verzicht auf Düngung revitalisiert mehr und mehr das ursprüngliche Pflanzenkleid.

Zum 90. Geburtstag von Lothar Zier

Lothar Zier, feierte, als Ehrenmitglied des Schwäbischen Heimatbundes, am 17. August 2019 seinen 90. Geburtstag.

An seinem Ehrentag gaben sich viele Gäste und Gratulanten die Klinke in die Hand. Albrecht Trautmann, Erster Vorstand der Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried, Pia Wilhelm, Leiterin des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, und Ekkehard Stettner, Bürgermeister der Gemeinde Riedhausen und Stiftungsmitglied, gratulierten Lothar Zier in Vertretung der "Riedstiftung", des Schwäbischen Heimatbundes und des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf und wünschten ihm in großer Dankbarkeit und Anerkennung weiterhin so viel Schaffenskraft und Kreativität – und natürlich die dafür notwendige Gesundheit!

 Seine berufliche Kurzbiografie:

  • Lothar Zier wurde am 17. August 1929 in Trossenfurt in Unterfranken geboren
  • Er wurde Diplom Forstwirt FH
  • Nach Stationen in fränkischen Revieren übernahm er eine Lehrerstelle an der Waldbauernschule Hohenkammer bei München und unterrichtete Forsttechnik und Forstschutz.
  • Von 1967 bis 1992 war er in Diensten der Gräflich Königsegg'schen Forstverwaltung, Königseggwald.
  • Er setzte sich schon damals, ehrenamtlich für den Schutz des Pfrunger-Burgweiler Rieds ein

Einführung von Verbesserungen, Bücher und Auszeichnungen

  • Lothar Zier entwickelte, als Verbesserung in der Forstwirtschaft, die Hobelzahnsäge.
  • 1974 wurde Lothar Zier vom Regierungspräsidenten in Tübingen zum Sonderbeauftragten für das Pfrunger - Ried bestellt und mit der Kosmos Medaille Forscher aus Leidenschaft der Zeitschrift Natur und Kosmos ausgezeichnet.
  • Seit 1981 ist er Naturschutzbeauftragter des Landkreises Ravensburg und erhielt 1988 die Medaille Verdienst um die Heimat Baden - Württemberg.
  • Zusammen mit Prof. Dr. Roland Prinzinger und Rudolf Ortlieb, erhielt er den Forschungspreis des Dachverbandes der Avifaunisten.
  • 1985 erfolgt die Grundlagenarbeit "Das Pfrunger Ried, Entstehung und Ökologie eines oberschwäbischen Feuchtgebietes", das 1998 in überarbeiteter Neuauflage erscheint und dem Naturschutz im Pfrunger-Burgweiler Ried als Grundlagenwerk dient.

 Lothar Zier wurde mehrfach für seine Verdienste im Naturschutz ausgezeichnet:

  • 1988 erhält er die Medaille Verdienste um die Heimat Baden-Württemberg
  •  1999 wird er mit der "Staufer- Medaille" des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
  •  2008 erhält er die "Felix-von-Hornstein-Medaille" durch den Bund Naturschutz Oberschwaben.

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Oberschwaben- rund um das Pfrunger Ried

Unermüdlich für den Naturschutz unterwegs

Zier ist seit vielen Jahren ein gefragter Dozent an der Heimvolkshochschule Inzigkofen und Referent unzähliger Vorträge, Führungen und Seminare mit naturkundlichen, geschichtlichen und heimatkundlichen Themen.

Über 40 Jahre war er als naturkundlicher Reiseleiter mit den Themen Botanik und Geologie.
Im Auftrag des Schwäbischen Heimatbundes unterwegs.

Ein großer Erfolg ist die Unterschutzstellung des restlichen von der vollständigen Zerstörung bedrohten Hangquellmoores Laubachmühle im Pfrunger-Burgweiler Ried.
Als 1993 das Haus im Riedweg 3 in Wilhelmsdorf frei wird, setzen sich engagierte Bürgerinnen und Bürger dafür ein, dass ein Naturschutzzentrum eingerichtet wird. Dieter Dziellak wurde der passenden Partner für dieses Projekt.

Lothar Zier richtet mit bescheidenen finanziellen Mitteln, aber dafür mit großem Engagement und Fachwissen die Ausstellung im Naturschutzzentrum ein und leitet diese Einrichtung des Schwäbischen Heimatbunds von 1994 bis 2003.

Seine Schaffenskraft ist ungebrochen, sucht er sich doch immer wieder neue Projekte in Form von Büchern und Vorträgen mit Themen aus Geschichte und Natur.

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